Erfundene Aktion
Gefälschtes Video aus vielen Vodafone-Werbungen zusammengefügt
28.3.2024, 17:07 (CET)
Ende Februar 2024 äusserte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erstmals seit dem russischen Angriff im Februar 2022 zu der Zahl der Todesopfer. 31 000 ukrainische Soldaten seien im Krieg gegen Russland getötet worden. In einem in den sozialen Medien kursierenden, vermeintlich von der Telekomfirma Vodafone Ukraine stammenden Werbevideo wird nun zum Kauf von Telefonnummern aufgerufen. Es wird suggeriert, Vodafone Ukraine wolle im Andenken und an die Erinnerung der gefallenen ukrainischen Helden deren Mobiltelefonnummern für 100 US-Dollar pro Stück verkaufen. Insgesamt sollten so 100 000 000 US-Dollar für die ukrainische Armee gesammelt werden. Was hat es mit dem Video auf sich?
Bewertung
Es handelt sich um eine Fehlinformation. Vodafone Ukraine reserviert die deaktivierten Mobiltelefonnummern der getöteten oder vermissten ukrainischen Soldaten für zwei Jahre. In dieser Zeit kommen diese Nummern nicht in den Handel.
Fakten
Auf dpa-Anfrage teilt Vodafone Ukraine mit, dass es sich dabei um eine Fehlinformation handelt. Eine derartige Aktion führt Vodafone Ukraine nicht durch, so das Unternehmen.
Im Sommer 2023 rief der ukrainische Minister für digitale Transformation Mykhailo Fedorov eine Initiative ins Leben, welche die Mobilfunkbetreiber dazu aufruft, die Mobiltelefonnummern von toten oder vermissten ukrainischen Soldaten für zwei Jahre zu reservieren. Normalerweise wurden Nummern, welche während einem Jahr inaktiv waren, für den Verkauf freigegeben.
Vodafone Ukraine unterstützt die Initiative der ukrainischen Behörde, wie das Unternehmen auf diversen Kanälen bekannt gab. Auch Medien berichteten darüber. Vodafone Ukraine verkauft gemäss der aktuellen Initiative deaktivierte Nummern während zwei Jahren nicht, teilte das Unternehmen auf dpa-Anfrage mit. Wegen begrenzten Nummernkapazität werde nach Ablauf dieser Frist die Nummer allerdings wieder für den Handel freigegeben.
Das Fake-Video besteht aus zusammengeschnittenem Werbematerial von Vodafone Ukraine. So ist das in der Anfangsszene zu sehende ältere Paar in einem Werbevideo von Dezember 2023 zu sehen. Etwas später veröffentlichte Vodafone ein anderes Video mit einer Frau im Strickpullover.
Das Mädchen am Tisch sowie der Mann im Auto stammen aus einem Video vom Dezember 2022. Auch der Mann auf der Brücke sowie der Mann mit der rosa Mütze sind demselben Vodafone-Werbevideo vom September 2022 entnommen worden. Die Sequenz der winkenden Dame stammt aus einem Video vom Oktober 2022. Keines der Videos, von denen das Material für das Fake-Video entnommen wurden, haben was mit der vermeintlichen Aktion zu tun.
Das Fake-Video wurde unter anderem in kremlfreundlichen Kanälen verbreitet. Das Ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation, aber auch ukrainische Faktenchecker bezeichnen das gefälschte Video als russische Propaganda.
(Stand: 28.3.2024)
Links
X-Post (archiviert, Video archiviert)
Ukrainische Behörde: Mykhailo Fedorov (archiviert)
Ukrainische Behörde: Lancierung der Initiative der Nicht-Nutzung von Mobiltelefonnummern, 26.06.2023 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Unterstützung der Initiative zur Reservierung von Mobiltelefonnummer (archiviert)
Vodafone Ukraine: Telegram-Post zur Unterstützung der Initiative, 28.06.2023 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Facebook-Post zur Unterstützung der Initiative, 28.06.2023 (archiviert)
Vodafone Ukraine: X-Post zur Unterstützung der Initiative, 29.06.2023 (archiviert)
Ukrainian Wall: Artikel über die Unterstützung von Vodafone, 30.06.2023 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Werbevideo, 11.12.2023 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Werbevideo, 01.12.2022 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Werbevideo, 26.09.2022 (archiviert)
Vodafone Ukraine: Werbevideo, 25.12.2023 (archiviert, Video archiviert)
Vodafone Ukraine: Werbevideo, 05.10.2022 (archiviert)
Kremlfreundlicher Telegram-Kanal: Post mit Fake-Video, 14.03.2024 (archiviert)
Kremlfreundlicher Telegram-Kanal: Kanalinformation (archiviert)
Telegram-Post mit Fake-Video, 13.03.2024 (archiviert)
Ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation: Warnung vor Falschbehauptung, 15.03.2024 (archiviert)
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