Natürliche Wettererscheinungen

Fotos zeigen Cumulus- und Altocumuluswolken

10.11.2023, 13:20 (CET)

Je nach Wetterlage bilden sich unterschiedliche Wolken. Das regt mitunter die Fantasie an, darin Formen zu erkennen. Ins Reich der Fantasie gehört auch, dass «normale» Wolken vom Aussterben bedroht sind.

Das Aussehen von Wolken unterscheidet sich in Struktur, Farbe und Distanz zur Erdoberfläche. Auf einem Sharepic wird nun behauptet, dass «normale» Wolken vom Aussterben bedroht sind, weil Wolken von Menschen «GEHAARPT» würden und dadurch ihr Aussehen verändern. Handelt es sich im Sharepic tatsächlich um eine manipulierte Wolke und was ist mit «GEHAARPT» gemeint?

Bewertung

Das Sharepic zeigt zwei Wolkengattungen, die in unterschiedlichen Wetterlagen entstehen. Es handelt sich also um zwei gewöhnliche Wolken. Es gibt keine Belege dafür, dass mit dem Forschungsprogramm HAARP Wolken manipuliert werden.

Fakten

Beide Wolken auf dem Sharepic sind ganz «normale» Wolken. Sie gehören zu den Gattungen Cumulus und Altocumulus. Dies bestätigte das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa). Wolken bestehen aus Wassertröpfchen oder Eisteilchen.

Sie entstehen, wenn die Luftmasse den Sättigungsgrad erreicht hat, die relative Luftfeuchtigkeit also 100 Prozent beträgt. Zudem braucht es in der Luftmasse genügend Kondensationskerne, an denen die Wassertröpfchen und Eisteilchen anlagern können. Kondensationskerne können Pollenstaub oder Salzpartikel sein, wie auch Partikel so als Russ, die durch menschliche Aktivitäten in die Luft gelangen.

Wolken können also auch aufgrund von menschlichen Aktivitäten entstehen. Ein Beispiel dafür sind Kondensstreifen, die sich hinter Flugzeugen bilden können. Die Weltorganisation für Meteorologie stuft Kondensstreifen, die für mindestens zehn Minuten Bestand haben als «Cirrus homogenitus» ein.

Was hat das mit HAARP zu tun?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass mit dem US-Forschungsprogramm HAARP (High-frequency Active Auroral Research Program) Wolken manipuliert werden. Das Forschungsprogramm, das von der US-Armee gegründet und seit 2015 an der University of Alaska Fairbanks weitergeführt wird, dient der Erforschung der Ionosphäre.

Ein wichtiges Instrument von HAARP ist das sogenannte Ionospheric Research Instrument (IRI). Mit diesem Antennenfeld können Funksignale in die Ionosphäre gesendet werden. Das Programm untersucht, wie diese Atmosphärenschicht und die Radiowellen zusammenwirken. Das Programm ist immer wieder Teil von Verschwörungstheorien und damit auch Teil von Falschbehauptungen, die beispielsweise in einem Faktencheck zu Überschwemmungen in der Türkei widerlegt wurden.

Keine Wolken in der Ionosphäre

Mit der Ionosphäre hat die Forschung viel höhere Schichten im Fokus, als die Troposphäre, wo sich der grösste Teil der Wolken bildet. Die Troposphäre ist die unterste Schicht und erstreckt sich bis etwa 8 km Höhe. Nur selten bilden sich Wolken in den höheren Schichten Stratosphäre (ca. 8 - 50 km Höhe) und Mesosphäre (ca. 50 - 80 km Höhe). Darüber liegt die Thermosphäre (ca. 80 - 800 km Höhe), von der die Ionosphäre ein Teil ist.

In der Troposphäre werden drei Wolken-Stockwerke unterschieden: das untere Stockwerk bis ca. 2 km Höhe, das mittlere Stockwerk zwischen 2 und 7 km Höhe sowie das obere Stockwerk von über 7 km Höhe. Im mittleren Stockwerk können sich Wolken sowohl aus Eisteilchen als auch Wassertröpfchen bilden, während bodennahe Wolken meist aus Wassertröpfchen und Wolken in hohen Lagen aus Eisteilchen bestehen.

Es gibt zehn Hauptwolkenarten, die sich in Struktur, Farbe und Distanz zur Erdoberfläche im Aussehen unterscheiden. Bei der im Sharepic als «normal» bezeichneten Wolke handelt es sich um eine Cumulus humilis und bei der angeblich manipulierten Wolke um eine Altocumulus undulatus. MeteoSchweiz erklärt gegenüber der dpa den Unterschied: Die klassische Schönwetterwolke Cumulus humilis entsteht im unteren Stockwerk durch eine Warmluft-Blase, die in einer Hochdrucklage aufsteigt und in der Höhe kondensiert.

Die Wolke Altocumulus undulatus entsteht in einer beginnenden Tiefdrucklage, wenn feuchte Luft herangeführt wird. Sie bildet sich im mittleren Stockwerk, wenn eine wellenförmige Luftströmung herrscht. Die beiden Wolkengattungen entstehen in sehr unterschiedlichen Wetterlagen und haben nichts miteinander zu tun.

(Stand: 9.11.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Meteo Schweiz: Wolken (archiviert)

SRF: Menschengemachte Wolken am Himmel, 2023 (archiviert)

Bundesamt für Zivilluftfahrt: Kondensstreifen (archiviert)

Weltorgnisation für Meteorologie (archiviert)

University of Alaska Fairbanks: HAARP (archiviert)

dpa Faktencheck: Überschwemmungen Türkei, 2022 (archiviert)

MeteoSchweiz: Wie ist die Atmosphäre aufgebaut? 2023 (archiviert)

MeteoSchweiz: Wolken-Stockwerke, 2023 (archiviert)

SRF: Kleiner Wolkenatlas, 2022 (archiviert)

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