Nahostkonflikt

Video zeigt Dreharbeiten für Kurzfilm im Jahr 2022

24.10.2023, 11:29 (CEST), letztes Update: 25.10.2023, 13:10 (CEST)

Ein Video soll belegen, dass die Gewalt zwischen den Hamas und Israel zumindest teilweise inszeniert sei. Doch es ist älter als die jüngste Eskalation - und wurde aus dem Kontext gerissen.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kursieren in den sozialen Medien diverse Falschbehauptungen zum Gaza-Konflikt. Ein Video, das unter anderem auf Tiktok und Facebook kursiert, soll zeigen, dass die Gewalt «wie ein Film» inszeniert werde. Zu sehen ist ein auf dem Boden liegender Junge. Über ihm hängt eine Kamera, um ihn herum stehen Menschen. Jemand bringt die Arme des Jungen in Position. Was hat das zu bedeuten?

Bewertung

Bei der Videosequenz handelt es sich um ein Making-of des Kurzfilms «Empty place» aus dem Jahr 2022, in dem es wiederum um Ereignisse aus dem Jahr 2015 geht.

Fakten

In dem Video ist als Wasserzeichen das Tiktok-Logo zu sehen sowie der Username @mohamadawawdeh938. Am Schluss des Videos ist dieser Username nochmal deutlich eingeblendet. Es wird auf Tiktok zwar kein Account mehr unter diesem Namen geführt, aber in einem Internet-Archiv lässt sich das Video ausfindig machen, welches im Mai 2022 archiviert wurde. Die URL des Tiktok-Videos leitet nun weiter auf einen anderen Accountnamen - @awawdehproduction. Die Identifikationsnummer des Videos, welche in der URL hinter dem Nutzernamen folgt, ist dieselbe. Das Video ist hier nach wie vor online und ist auf 21. April 2022 datiert.

Auf Arabisch schreibt der Nutzer, dass das Video einen Blick hinter die Kulisse von Dreharbeiten eines Filmes über Ahmed Manasra zeigt. Die Geschichte des Palästinensers Ahmed Manasra wurde im Kurzfilm «Empty place» von Awni Eshtaiwe im Jahr 2022 verfilmt. Manasra wurde im Jahr 2015 im Alter von 13 Jahren von Israelis verhaftet und zu einer langen Haftstrafe verurteilt, nachdem er an einer Messerstecherei in einer jüdischen Siedlung beteiligt gewesen war.

Die Medien berichteten weltweit über Manasra, auch in der Schweiz. Internationale Organisationen wie die UNO sowie Amnesty International forderten im Jahre 2022 seine Freilassung.

Die Szene, in der der Jungschauspieler für den Kurzfilm am Boden liegt, ist im Tiktok-Video mit einem Teil des Kamerateams und weiteren Schauspielern zu sehen. Die Kleidungen sowie die Position des Jungschauspielers stimmen überein, ebenso sind die Bewegungen der umstehenden Personen des TikTok-Videos mit dem Kurzfilm identisch. Eine Kamera ist über dem Schauspieler positioniert. Im Kurzfilm ist der der Junge in der letzten Szene ebenfalls in der Vogelperspektive zu sehen.

2022 bestätigte der Regisseur des Kurzfilmes Reuters und France 24 Observers, dass die in den sozialen Medien kursierende Szene während Dreharbeiten für seinen Film entstanden ist. Denn bereits vor dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurde der Clip fälschlicherweise als Inszenierung des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinenser bezeichnet. Im Oktober 2023 haben vieleFaktencheck-Organisationen sich mit dem Video befasst.

(Stand: 24.10.2023)

Hinweis

Der Faktencheck wurde am 25.10.2023 erneut veröffentlicht mit korrigierter Datumsangabe - Stand: 24.10.2023 (statt: 24.20.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)

Tiktok: Making-Off Video von «Empty place», archiviert am 09.05.2022

Tiktok: Making-Off Video von «Empty place» unter neuem Accountname, 21.04.2022 (archiviert)

Facebook: Awni Eshtaiwe bewirbt seinen Kurzfilm «Empty place», 18.04.2022 (archiviert)

YouTube: Empty place, 18.04.2022 (archiviert)

AP: Artikel über Ahmed Manasra, 10.11.2022 (archiviert)

Le Nouvelliste: Artikel über Ahmed Manasra, 07.11.2016 (archiviert)

UNO: Forderung Freilassung von Manasra, 14.07.2022 (archiviert)

Amnesty International: Forderung Freilassung von Manasra, 07.09.2022 (archiviert)

Reuters: Faktencheck, 27.04.2022 (archiviert)

France 24 Observers: Faktencheck, 02.05.2022 (archiviert)

Open.online: Faktencheck, 14.10.2023 (archiviert)

Demagog: Faktencheck, 10.10.2023 (archiviert)

Boom: Faktencheck, 10.10.2023 (archiviert)

Colombia Check: Faktencheck, 11.10.2023 (archiviert)

Correctiv: Faktencheck, 12. Oktober 2023 (archiviert)

AFP: Faktencheck, 16. Oktober 2023 (archiviert)

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