Entstehen durch Abgase

Fotos zeigen Kondensstreifen von Flugzeugen

29.9.2023, 15:07 (CEST)

Vorbeifliegende Flugzeuge hinterlassen teilweise weisse Streifen am Himmel. Was haben diese mit Chemtrails oder normalen Wolken zu tun? Nichts, denn es handelt sich um Kondensstreifen.

Die Mobilität und insbesondere der Flugverkehr tragen durch die Verbrennung von fossilem Brennstoff und diverse weitere Komponenten zur Klimaerwärmung bei (Seite 25). Wie entstehen die weissen Streifen am Himmel, die teilweise hinter vorbeifliegenden Flugzeugen zu sehen sind - und was bewirken sie? In einem Facebook-Post wird im Zusammenhang mit mehreren Fotos einerseits von «Chemtrails», andererseits von «ganz normale[n] Wolken» die Rede.

Bewertung

Die Fotos zeigen weder natürliche Wolken noch sogenannte «Chemtrails», sondern Kondensstreifen.

Fakten

«Wolken bestehen aus Wassertröpfchen oder Eisteilchen», schreibt das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz. Sie bilden sich nur, wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent beträgt, sodass das Wasser im Himmel kondensieren kann, und gleichzeitig genügend Aerosole in der Luftmasse vorhanden sind, an denen sich die Wasser- oder Eisteilchen anlagern können. In Struktur und Farben unterscheiden sich Wolken, sie kommen auch in unterschiedlichen Abständen zur Erdoberfläche vor.

Wolken beeinflussen das Klima und können Niederschlag in Form von Regen oder Schnee bringen. Zudem haben Wolken Auswirkungen auf die Temperatur: Nachts reflektieren Wolken die Wärme zurück auf die Erdoberfläche und halten diese warm. Tagsüber können Wolken vor der Sonne schützen und die Erdoberfläche kühler halten.

Flugzeuge hinterlassen teilweise Kondensstreifen

Manchmal bilden sich hinter Flugzeugen weisse Streifen am Himmel. Diverse Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Lufttemperatur, sowie die Abgastemperatur, die vom Flugzeug ausgestossene Menge an Wasser, Russpartikeln sowie die bereits in der Luft vorhandenen Partikelmenge sind entscheidend, ob Kondensstreifen entstehen oder nicht. Dabei handelt es sich um künstliche Wolken, die sich zu Zirren entwickeln können. Je nach Umgebungsluft variieren Breite, Länge sowie Lebensdauer dieser Zirren.

Diese Kondensstreifen sehen mit ihrer Streifenform anders aus als natürliche Wolken, welche sich in den tieferen Schichten der Erdatmosphäre bilden. Da sich Flugzeuge in der Tropo- oder Stratosphäre, also in den untersten zwei Schichten der Atmosphäre, bewegen, kommen die von Flugzeugen verursachten Streifen in diesen Bereichen vor. Generell hängt die Flughöhe vom Wetter und dem Luftdruck ab.

Klimawirkung von Kondensstreifen

Die Emission von Wasserdampf und Partikeln gebildeten Kondensstreifen und die daraus entstehenden künstlichen Wolken bilden nach aktuellem Wissensstand den «weitaus grössten Klimaeffekt der Nicht-CO2-Emissionen des Flugverkehrs», schreiben die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) in ihrer Publikation. Diese wirken wärmend wie auch kühlend auf das Klima ein, tendenziell eher erwärmend (Download, Seite 3), denn Wolken reflektieren, streuen und absorbieren Licht.

Die Klimawirkung von Kondensstreifen, Russ und Schwefel klingen jedoch nach wenigen Stunden bis zu einigen Jahren ab. Diese im Vergleich kurzlebigen Substanzen haben eine grosse Klimawirkung. Wohingegen Russ erwärmend wirkt, ist Schwefel kühlend. Hingegen bleiben Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) Jahrhunderte oder gar Jahrtausende in der Atmosphäre bestehen.

Um die CO2-Emissionen und den Ausstoss von Russ und Schwefel und somit die Bildung von Kondensstreifen zu mindern, wird an neuen Kraftstoffen sowie an effizienteren Antriebstechnologien geforscht. Die Bildung von Kondensstreifen kann durch das Umfliegen von feuchten Luftmassen oder eine tiefere Flughöhe vermindert werden.

Doch dies erhöht unter Umständen den Treibstoffbedarf und somit den CO2-Ausstoss. Daher werde aktuell auf derartige Anpassungen verzichtet, schreibt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) im Faktenblatt. Studien weisen darauf hin, dass der zunehmende Flugverkehr die Bildung von Kondensstreifen und somit die Bildung von Zirren ansteigen lasse. Eine Veränderung im Flugverhalten könnte dem entgegenwirken.

Die Kondensstreifen werden unter Verschwörungstheoretikern auch gerne als Beweis für die geheime künstliche Klimabeeinflussung gesehen und sogenannte «Chemtrails» genannt. Dies widerlegte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in einem früheren Faktencheck.

(Stand: 29.9.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

WWF: Einfluss des Flugverkehrs auf die Klimaerwärmung (archiviert)

BAFU: Treibhausgasinventar der Schweiz (archiviert)

BAFU: Einfluss der Mobilität auf die Klimaerwärmung (archiviert)

BAFU: Treibhausgasemissionen aus dem Flugverkehr (archiviert)

BAFU: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der Schweiz 1990 – 2021 (Download) (archiviert)

MeteoSchweiz: Wolken (archiviert)

MeteoSchweiz: Wolken des unteren Stockwerkes, 20.03.2023 (archiviert)

MeteoSchweiz: Wolken des mittleren Stockwerkes, 19.03.2023 (archiviert)

MeteoSchweiz: Wolken des oberen Stockwerkes, 18.03.2023 (archiviert)

MeteoSchweiz: Flugfläche (archiviert)

BAZL: Faktenblatt Kondensstreifen, 27.10.2022 (archiviert)

BAZL: Klimawirkung des Luftverkehrs (Download) (archiviert)

NASA: Wolken (archiviert)

NASA: Erdatmosphäre, 02.10.2019 (archiviert)

SCNAT: Auswirkungen der Flugverkehrsemissionen auf das Klima, 2021 (archiviert)

Nature: Bildung und Auswirkung von Kondensstreifen, 2018 (archiviert)

PSI: Klimabeeinflussung durch Russ, 17.12.2013 (archiviert)

ACP: Kondensstreifen im Flugverkehr, 2019 (archiviert)

dpa-Faktencheck: Sommaruga sprach über Chancen und Risiken von Geoengeneering

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-schweiz@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.