Gerüchte über Impfstoff

Rainforest Alliance Label ist ein Nachhaltigkeitssiegel

14.08.2023, 15:40 (CEST)

Nicht jeder versteht den Sinn von Lebensmittellabels. So sollen Produkte mit einem Frosch-Logo angeblich mRNA beinhalten. Doch das Label bedeute etwas völlig anderes.

Die global tätige gemeinnützige Organisation Rainforest Alliance setzt sich für Nachhaltigkeit ein. Die von der Organisation zertifizierten Produkte werden mit dem Namen und einem kleinen grünen Frosch versehen. In den sozialen Medien kursiert die Behauptung, dass Produkte mit diesem Logo «verseucht von Bill Gates» seien - und zwar mit mRNA. Kommt mRNA-Impfstoffe in Lebensmitteln vor und wird das Rainforest Alliance Zertifikat von Bill Gates unterstützt, wie behauptet wird?

Bewertung

Das Label mit dem Frosch ist ein Zertifikat für Nachhaltigkeit für Produkte. Über Lebensmittel mRNA-Impfstoffe aufzunehmen ist nicht möglich, da aktuell keine mRNA-Vakzinen in der Nahrungskette vorkommen. Rainforest Alliance hat im Jahr 2007 eine Spende von der Bill & Melinda Gates Foundation erhalten. Doch es gibt keine Belege, dass die Organisation anderweitig mit Gates in Verbindung stehen würde.

Fakten

Die Produkte, welche das Rainforest Alliance Label tragen, sollen nach Methoden hergestellt worden sein, «welche die drei Säulen der Nachhaltigkeit stützen – sozial, wirtschaftlich und ökologisch». Die Umweltorganisation WWF empfiehlt dieses Lebensmittellabel. Auch Labelinfo.ch, ein Schweizer Zusammenschluss von Behörden, Hochschulen und diversen Organisationen, sprechen sich für das Rainforest-Alliance-Label aus.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) schreibt in einem Factsheet (Download), das SECO unterstütze die Förderung nachhaltiger Wertschöpfungsketten als Beitrag zur Erhaltung der Tropenwälder und Armutsbekämpfung. Dafür seien Zertifizierungen ein wichtiges Marktinstrument, hierbei seien bestehende Zertifizierungsrichtlinien wie unter anderem das von Rainforest Alliance relevant.

Kritik am Label mit dem Frosch gibt es sehr wohl. So bemängelte Public Eye bei den Untersuchungen im Bereich der Kakao-Lieferkette, dass die Standards von Rainforest Alliance vor allem auf eine nachhaltige Landwirtschaft abzielen, nicht aber auf Verbesserungen bei den Handelsbedingungen. «Von der Rainforest Alliance geforderte Verpflichtungen gelten vorwiegend für die Produzenten, nicht aber für die Abnehmerinnen», hält Public Eye fest. Forderungen nach Mindestpreis und Vorfinanzierung fehlen, wodurch ein Existenz-sicherndes Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern entfalle.

Auch die Organisation Oxfam prangerte die Arbeitsbedingungen bei mehreren Plantagen an. Teeplantagen sind mit diesen Vorwürfen konfrontiert, ebenso wie die Ananas- und Bananenindustrie. So berichtete Oxfam über Verstösse von zertifizierten Plantagen gegen nationale Gesetzte wie die Gewerkschaftsfreiheit oder der Schutz gegen giftige Pestizide. Auch im Jahr 2022 konfrontierte Oxfam Rainforest Alliance über Ausbeutung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten auf zertifizierten Plantagen.

Labels sind in der Schweiz zwar privatrechtlicher Natur, doch das Lebensmittelrecht verlangt, dass «die damit gemachten Angaben den Tatsachen entsprechen und die Konsumentinnen und Konsumenten nicht täuschen.» Dies entspricht dem Lebensmittelgesetz (LMG), Artikel 18 sowie der Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung (LGV), Artikel 12.

Welche Verbindung hat Bill Gates zur Rainforest Alliance?

Die Bill & Melinda Gates Foundation unterstützte die Organisation im Jahr 2007 mittels einer Spende, welche sich auf etwa 5,3 Millionen US-Dollar belief. Dies ist vergleichsweise gering, da die Stiftung im selben Jahr insgesamt rund zwei Milliarden US-Dollar Spendengelder ausschüttete. Weitere Verbindungen zwischen der Bill & Melinda Gates Foundation und der Rainforest Alliance konnte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) nicht finden.

Im Jahresbericht 2022 der Rainforest Alliance findet sich eine Liste aller Spender, die mehr als 1000 US-Dollar beigetragen haben. Insgesamt hat die Organisation allein 2022 mehr als 8000 Spenden erhalten. Die Tatsache, dass Gates vor mehr als 15 Jahren ebenfalls Geld an die NGO gespendet hat, ist also kein Beweis dafür, dass er hinter dem ganzen Unternehmen stehen würde.

Kommen mRNA-Impfstoffe in Lebensmitteln vor?

Die Bill & Melinda Gates Foundation investiert seit längerem die mRNA-Impfstofftechnologie, wie aus einer Medienmitteilung aus dem Jahr 2015 zu entnehmen ist. Die technische Grundlage und Anwendung dieser Technologie sind schon seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung. Dabei enthält der Impfstoff den Bauplan eines bestimmten Bestandteiles eines Virus. Dieser besteht aus künstlich hergestellter Messenger-RNA (mRNA).

Erst nach dem Ausbruch von Sars-CoV-2 erlangte die Impfstofftechnologie Marktreife. Der Impfstoff gelangt dabei nicht in den Zellkern und somit auch nicht in unsere DNA. mRNA-Impfstoffe können aktuell nicht über die Nahrungskette aufgenommen werden.

Die kalifornische Universität Riverside (UCR) informierte im Jahr 2021 über die Möglichkeit, essbare Pflanzen in Impfstofffabriken umzuwandeln. Dies vor allem in Hinblick auf die Herausforderungen, welche die Lagerung der Covid-mRNA-Vakzinen (Download) erforderte. Die Langzeitlagerung erforderte sehr niedrige Temperaturen.

Bis zur Marktreife seien jedoch noch weitere Studien notwendig und bis der Menschen Nutzen daraus ziehen kann, würden mehrere Jahre vergehen, teilte der Forschungsleiter US Today im Jahr 2021 mit.

(Stand: 14.8.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Rainforest Alliance: Die Organisation (archiviert)

Rainforest Alliance: Globale Tätigkeiten (archiviert)

Rainforest Alliance: Zertifizierung (archiviert)

Rainforest Alliance: Jahresbericht 2022 (archiviert)

WWF: Bewertung Rainforest Alliance (archiviert)

Labelinfo.ch: Bewertung Rainforest Alliance (archiviert)

SECO: Nachhaltiger Handel zum Schutz der Tropen, 2021 (archiviert)

Public Eye: Kritik an Rainforest Alliance, 15.06.2019 (archiviert)

Oxfam: Kritik an Teeplantagen mit Rainforest Alliance Zertifikat, 10.10.2019 (archiviert)

Oxfam: Untersuchung über Ananas- und Bananenplantagen mit Rainforest Alliance Zertifikat, 31.05.2016 (archiviert)

Oxfam: Kritik an Ananas- und Bananenplantagen mit Rainforest Alliance Zertifikat, 30.03.2017 (archiviert)

Oxfam: Ausbeutung auf Rainforest Alliance zertifizierten Plantagen, 01.03.2022 (archiviert)

Bundesrat: Deklaration der Herstellungsmethode von Nahrungsmittel, 11.09.2020 (archiviert)

Bundesrecht: Lebensmittelgesetz (archiviert)

Bundesrecht: Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung (archiviert)

Bill & Melinda Gates Foundation: Spende an Rainforest Alliance, 2007 (archiviert)

Bill & Melinda Gates Foundation: Jahresbericht 2007 (archiviert)

Bill & Melinda Gates Foundation: Medienmitteilung über Finanzierung zur Forschung von mRNA-Impfstofftechnologie, 05.03.2015 (archiviert)

SCNAT: mRNA (archiviert)

SCNAT: mRNA-Impfstofftechnologie als Forschungsgegenstand (archiviert)

SCNAT: Funktion der mRNA-Impfstofftechnologie (archiviert)

SCNAT: Kein Einfluss von mRNA-Impfungen auf menschliches Erbgut (archiviert)

UCR: Forschung über Pflanzen als mRNA-Impfstofffabrik, 16.09.2021 (archiviert)

BAG: Steckbrief über Covid-19-Vakzine (archiviert)

Swissmedic: Genehmigung neue Lagerbedingungen von Covid-19-Vakzinen, 30.03.2021 (archiviert)

US Today: Forschung über mRNA-Impfstoffe in Nahrungsmittel, 2021 (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-schweiz@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.