World Economic Forum

Nicht 1000 Flugzeuge, sondern 1000 Starts und Landungen beim WEF

20.01.2023, 15:13 (CET)

Bei Grossanlässen wie dem WEF ist die Luftfahrt gefragt. Aber auch das Sicherheitsaufgebot zum Schutz der internationalen Gäste ist enorm. Zum Teil wird der Aufwand jedoch übertrieben dargestellt.

Fast der gesamte Bundesrat gehört zu den Gästen des diesjährigen World Economic Forum (WEF), welches vom 16. bis 23. Januar 2023 in Davos tagt und etwa 2 500 Gäste anlockt. Die Mehrheit der Teilnehmenden dürfte für die An- und Abreise die Luftfahrt beanspruchen. Doch werden circa 1 000 Privatjets dafür in die Schweiz fliegen, wie in einem Facebook-Post behauptet wird? Weiter heisst es, dass «5000 Armeeangehörige im Einsatz stehen» werden, um die hochrangigen internationalen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu «beschützen». Stimmt das?

Bewertung

Es wird zwar mit mehr als 1 000 Flugbewegungen aufgrund des WEF-Treffens gerechnet. Das ist aber die Summe aller Starts und Landungen, nicht die Anzahl der Privatjets. Wie viele Soldaten rund um das WEF-Treffen effektiv im Einsatz sind, ist nicht bekannt. Die Schweizer Behörden stellen seit mehreren Jahren für das Treffen maximal 5 000 Armeeangehörige dem Kanton Graubünden subsidiär zur Verfügung.

Fakten

Skyguide, welche für einen sicheren und reibungslosen Flugverkehr im Schweizer Luftraum sorgt, twitterte zu Beginn des World Economic Forums, dass mehr als 1 000 zusätzliche Flugbewegungen während der Veranstaltung von ihnen verwaltet werden. Vladi Barrosa von Skyguide teilte auf dpa-Anfrage mit, dass ein Flugzeug mehrere Flugbewegungen generiere. Start und Landung seien einzelne Flugbewegungen.

Der Skyguide-Mediensprecher teilte mit, dass erfahrungsgemäss während einem WEF-Meeting etwa 450 bis 500 Privatflugzeuge in die Schweiz kommen.

Einsatz der Armee

Für die Sicherheit des World Economic Forums sind die Behörden des Kantons Graubünden verantwortlich. Obwohl am jährlichen WEF-Treffen Bund, Kanton, die Gemeinde Davos sowie die Stiftung WEF zusammenarbeiten, obliegt die Koordination dem WEF-Ausschuss der Bündner Regierung.

Die Schweizer Armee unterstützt die Kantonspolizei Graubünden lediglich subsidiär. Wie der Bund und Parlament festlegten, dürfen in den Jahren 2022 bis 2024 jeweils maximal 5 000 Armeeangehörige Assistenzdienst für das WEF leisten.

«Wie viele Armeeangehörige in diesem Jahr effektiv im Einsatz stehen, können wir erst am Ende des Einsatzes sagen», schreibt Urs Müller von der Schweizer Armee auf dpa-Anfrage. Gemäss den Erfahrungen der letzten zehn Jahre seien jeweils rund 4 000 Armeeangehörige im Einsatz gewesen, so der Armee-Kommunikationsleiter.

Um die Sicherheit des WEF-Treffens zu gewährleisten, fallen mehrere Aufgaben an. Der Bund ist für den Schutz von völkerrechtlich geschützten ausländischen Personen sowie für die Sicherheit des Luftraumes zuständig. Ein Teil der Armee schützt zudem Infrastruktureinrichtungen und ist in die A-, B- und C-Abwehr involviert, wie Müller schreibt. Dies beinhaltet Schutzmassnahmen gegen nukleare, radiologische, biologische und chemische Gefahren.

Des Weiteren unterstützt die Armee die zivilen Behörden logistisch und bietet Führungsunterstützung sowie im Sanitätsdienst. «Durch die Wahrnehmung ihres Auftrags entlastet die Armee die Polizei und ermöglicht es dieser, bei Bedarf ihre Mittel konzentriert einzusetzen», schreibt der Kommunikationsleiter der Schweizer Armee.

Müller teilt mit, dass etwa die Hälfte der eingesetzten Armeeangehörigen im Landwassertal, wozu auch Davos zählt, vor Ort im Einsatz sei. « […] die andere Hälfte leistet den Dienst im ganzen Rest der Schweiz», schreibt Müller.

Finanzierung des WEF-Treffens

Für das WEF 2023 wird mit rund 9 Millionen Schweizerfranken Zusatzkosten für die Sicherheit gerechnet. Diese werden zu 3/8 von der Stiftung WEF, je 2/8 vom Kanton Graubünden und vom Bund, sowie zu 1/8 von der Gemeinde Davos getragen. 100 000 Franken steuert die Gemeinde Klosters zum Beitrag der Gemeinde Davos bei. Wird das Kostendach von 9 Millionen Franken überschritten, ist in einem dreistufigen Finanzierungsmodell seit 2004 vordefiniert, wie diese Kosten getragen werden.

Falschbehauptungen über das WEF nichts Neues

Über das WEF und dessen Gründer Klaus Schwab kursieren laufend Falschbehauptungen, die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat bereits mehrere Faktenchecks dazu verfasst.

(Stand: 20.1.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

MSN-Artikel (archiviert)

WEF: Annual Meeting 2023

Bundesrat: Programm des Bundesrates am WEF 2023, 13.01.2023 (archiviert)

Bundesrat: WEF Annual Meeting 2023 (archiviert)

Davos: Event WEF 2023 (archiviert)

VBS: Militärische Unterstützung WEF 2023 (archiviert)

VBS: Medienmitteilung Einsatz WEF 2023, 09.01.2023 (archiviert)

VBS: Sanitäre Massnahmen fürs WEF, 18.01.2023 (archiviert)

Tweet Skyguide, 16.01.2023 (archiviert)

Dpa-Fakencheck:

- Pilot stellt klar: Aussage zu Impfungen hat nichts mit dem WEF zu tun

- Schwab sprach über die Auswirkung der Automatisierung

- Falsches Zitat in WikipediaArtikel über das Weltwirtschaftsforum

- Foto zeigt überfüllten Flughafen in Las Vegas Zahl der Jets in Davos unklar

- Gründer des Weltwirtschaftsforums entstammt nicht der Familie Rothschild

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