Mobilfunk

5G verwendet bereits im Einsatz stehende Frequenzen

13.01.2023, 16:15 (CET)

Die über das Mobilfunknetz übertragene Datenmenge wird immer grösser, Videos tragen massgeblich dazu bei. Mit dem Mobilfunkstandard 5G lassen sich Daten deutlich schneller übermitteln als mit älteren Standards. In einem Sharepic wird nun behauptet, dass «unzählige Studien gefährliche Gesundheitsrisiken wie Krebs, DNA-Schäden und sogar Todesfälle» durch 5G belegen würden. Was ist der Stand der Forschung? Und welche Frequenzen werden bei dem Mobilfunkstandard 5G eingesetzt? Im Sharepic wird behauptet, 5G arbeite mit 60-Gigahertz-Frequenzen wie das «militärische Antipersonenwaffensystem.»

Bewertung

Für 5G werden keine höheren Frequenzen als bei älteren Mobilfunkstandards sowie beim WLAN verwendet. Nach heutigem Stand der Forschung hat der Standard 5G keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen. Mikrowellenstrahlungen finden tatsächlich militärische Verwendung. Derartige Waffensysteme verwenden jedoch deutlich höhere Frequenzen als 5G-Geräte.

Fakten

5G ist eine drahtlose Mobiltelefontechnologie, die erstmals 2019 weltweit verbreitet eingesetzt wurde. Auch in der Schweiz startete 5G im Jahr 2019. Die Schweiz förderte ursprünglich als eines der ersten Länder die Weiterentwicklung des Mobilfunkstandards, ist aber aufgrund politischen Einsprachen in den Rückstand geraten.

Die für 5G verwendeten Frequenzen liegen im selben Bereich wie jene für frühere Mobilfunktechnologien wie 4G und WLAN. In der Schweiz werden für 5G die bisherigen Frequenzen von 800 MHz bis 2,6 GHz verwendet. Hinzu kommen die Bereiche 700 MHz, 1,4 GHz sowie 3,5 bis 3,8 GHz, welche im Jahr 2019 versteigert wurden. WLAN verwendet mit 2,4 GHz und 5,0 bis 5,8 GHz leicht höhere Frequenzen.

Je höher die Frequenz, desto mehr Daten können übertragen werden, doch dies zu Lasten der Reichweite. Die modernen adaptiven Antennen senden Daten gezielt an die im Augenblick genutzten Geräte. In allen anderen Richtungen werden die Strahlungen reduziert. Die eigentliche Hauptstrahlungsquelle sei grundsätzlich das eigene Smartphone und nicht die für 5G verwendete Antenne, so Martin Röösli vom schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut.

Keine Belege für gesundheitliche Risiken durch 5G

Es gibt keine Belege, dass 5G Frequenzen Krebserkrankungen, DNA-Schädigungen oder gar Todesfälle verursachen, schreibt Röösli auf dpa-Anfrage. Dies bestätigt Jürg Leuthold von der ETH Zürich. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in 5G keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit.

Für Mobilfunkstrahlung unterhalb der Grenzwerte konnten bis anhin keine Gesundheitseffekte nachgewiesen werden. Innerhalb des Grenzwertbereiches konnten gewisse biologische Effekte wie thermische Wirkungen registriert werden, doch das sei bei sehr vielen Umweltreizen der Fall. Ein Gesundheitsrisiko bedeute dies jedoch nicht, so Röösli.

Studien können nachweisen, ob ein erhöhtes Risiko für eine spezifische Krankheit besteht oder nicht, schreibt Röösli. Doch «Studien können keine generelle Unbedenklichkeitserklärung geben», führt Röösli aus. Auch Leuthold schreibt, dass in der Medizin bei solchen Themen keine absoluten Aussagen gemacht werden könne.

Frequenzen um 60 GHz schon lange im Einsatz

Zu 60 GHz gebe es zwar weniger Studien als zu 2-3 GHz, doch Grund zur Sorge gebe es aktuell keine, schreibt Leuthold. Das Gegenteil sei der Fall: höhere Frequenzen dringen weniger tief in den menschlichen Körper ein. Folglich sollten die Auswirkungen geringer sein. «Es gibt bisher keine Hinweise, dass Frequenzen um 60 GHz eine andere gesundheitliche Wirkung als die heutigen Mobilfunk- und WLAN-Frequenz von 700 MHz bis 6 GHz haben», entwarnt auch Röösli

Frequenzen um 60 GHz werden bereits unter anderem in der Satellitenkommunikation verwendet. In naher Zukunft könnten solche Frequenzen auch im Mobilfunk in der Schweiz zum Einsatz kommen. Doch aktuell dürfen «Millimeterwellen […] für die Mobilfunkkommunikation nicht verwendet werden. Der Bundesrat müsste zuerst grünes Licht geben», schreibt das BAKOM.

Militärische Nutzung von Mikrowellen

Mikrowellen werden zu militärischen Zwecken verwendet, wie im Sharepic auch andeutend wird. Doch diese verwenden noch höhere Frequenzen. Das Active Denial System sendet Energiestrahlen mit einer Frequenz von 95 GHz. Aufgrund der hohen Frequenz dringen die Strahlen nicht tief in die Haut ein und verursachen angeblich ein schnelles und reversibles Erwärmungsgefühl der Hautoberfläche.

Bildmontage: Kopf von Klaus Schwab nachträglich eingesetzt

Mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich schnell ermitteln, dass es sich beim unteren Bild im Sharepic um eine Bildmontage handelt. Die Suchmaschine Google Lens erkennt als Bildhintergrund eine Szene aus der Filmreihe Austin Powers mit dem fiktiven Charakter Dr. Evil. Der Kopf wurde jedoch von jenem vom Gründer des World Economic Forums (WEF) Klaus Schwab ersetzt.

(Stand: 13.1.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

WHO: FAQ 5G, 27.02.2020 (archiviert)

ComCom: Datenverkehr (archiviert)

BAFU: Mobilfunk und 5G, 17.12.2021 (archiviert)

BAG: Faktenblatt Mobiltelefon und Smartphone, 09.07.2019 (archiviert)

BAKOM: Auf dem Weg zu 5G (archiviert)

BAKOM: Faktenblatt 5G, Januar 2020 (archiviert)

BAKOM: FAQ 5G (archiviert)

BAKOM: Mobilfunkfrequenzen für 5G vergeben (archiviert)

BAKOM: Nationaler Frequenzzuweisungsplan (archiviert)

BAKOM: Frequenzzuweisungsplan (archiviert)

Change 5G: FAQ 5G (archiviert)

Swisscom: 5G-Antennen, 08.03.2021 (archiviert)

Aktuelle Kardiologie: Gesundheitsrisiko Mobilfunkstrahlung?, 2021 (archiviert)

US-Verteidigungsministerium: FAQ Active Danial System (archiviert)

Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)

Youtube: Sequenzen mit Dr. Evil (archiviert)

Wiki Austin Powers: Fiktiver Charakter Dr. Evil (archiviert)

WEF: Klaus Schwab (archiviert)

dpa-Faktencheck: Vögel starben bei Sturz von umfallendem Baum

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-schweiz@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.