Coop-Logo missbraucht

Fake-Kampagne sollte auf die Wohnungsnot aufmerksam machen

27.12.2022, 16:57 (CET)

Günstige Wohnungen in der Stadt Zürich sind rar, Genossenschaftswohnungen wären willkommen. Doch eine angebliche Coop-Kampagne ist Fake.

«Die Grossregion Zürich verfügt über den knappsten Wohnungsmarkt der Schweiz, mit dem deutlichsten Nachfrageüberhang», schreibt das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) in einem Bericht (Download). Aufgrund der Situation soll nun die «Coop-Wohngenossenschaft» gegründet worden sein - mit dem vermeintlichen Vorhaben, auf dem Kornhausareal in Zürich 1000 neue Genossenschaftswohnungen zu errichten. Die Website ist mit dem Logo des Detailhändlers Coop versehen und entsprechend farblich gestaltet. Was hat es mit der Kampagne auf sich?

Bewertung

Coop distanziert sich von der vermeintlichen «Coop Wohngenossenschaft»-Kampagne, welche keinerlei Verbindung zum Detailhändler hat. Die Initianten der Fake-Kampagne wollen nach eigenen Angaben auf die Zürcher Wohnungsnot aufmerksam machen und an die Verantwortlichen appellieren, mehr dagegen zu unternehmen.

Fakten

Mit Plakaten und Schreiben hat eine vermeintliche Kampagne in Zürich für Genossenschaftswohnungen geworben, wie diverse Medien kurz vor Weihnachten berichteten. 1000 neue Genossenschaftswohnungen sollen demnach angeblich auf dem Zürcher Swissmill-Areal am Sihlquai entstehen.

Die grösste Schweizer Getreidemühle Swissmill ist ein Tochterunternehmen der Coop-Gruppe. Der Detailhändler, der auch im Immobilienmarkt tätig ist, wolle seine Gewinne mit den Genossenschaftsmitgliedern teilen, steht in der vermeintlichen Projektbeschreibung.

Das angebliche Projekt ist jedoch gefälscht. Coop hat mit der Kampagne nichts zu tun, obwohl diese sich des Coop-Logos bedient. In einem Tweet distanziert sich Coop von den Absendern und der Website «Coop Wohngenossenschaft»: Eine Verbindung zu den Initianten gebe es nicht. Wegen unlauteren Wettbewerbs und Verletzung des Immaterialgüterrechts habe Coop Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht, teilte Mediensprecherin Rebecca Veiga von Coop auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.

In einer Erklärung stellen die Initianten auf ihrer Website ebenfalls klar, dass sie nicht in Verbindung mit Coop stünden, sondern sich der Marke bedient hätten. Ziel sei, auf den Mangel an bezahlbaren Wohnraum in Zürich aufmerksam zu machen und an die Verantwortlichen zu appellieren.

Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnungen ist in der Schweiz Aufgabe der Privatwirtschaft. Ergänzend sorgen der Bund, die Kantone und Gemeinden für bezahlbaren Wohnraum. Gemeinnützige Wohnungen sind insbesondere für wirtschaftlich oder sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen relevant, denn die Genossenschaften wirtschaften ohne Profitabsichten. Somit bezahlen die Bewohnerinnen und Bewohner leidlich das, was die Wohnung effektiv kostet. Genossenschaftswohnungen gelten als der «Dritte Weg» neben Miete oder Eigentum.

(Stand: 27.12.2022)

Links

Fake-Website (archiviert)

Fake-Projekt Swissmill, 14.12.2022 (archiviert)

Fake-Kampagne Swissmill (archiviert)

Fake-Website: Erklärung (archiviert)

Coop: Tweet mit Statement von Coop, 21.12.2022 (archiviert)

Coop: Produktionsbetriebe (archiviert)

Coop: Immobilen (archiviert)

Swissmill: Homepage (archiviert)

Swissmill: Mühlenportrait (archiviert)

20 Minuten: Artikel über Fake-Kampagne, 23.12.2022 (archiviert)

HZ: Artikel über Fake-Kampagne, 27.12.2022

NZZ: Artikel über Fake-Kampagne, 23.12.2022

BWO: Gemeinnützige Wohnungen (archiviert)

BWO: Wohnungspolitik (archiviert)

BWO: Gemeinnütziger Wohnungsbau (archiviert)

BWO: Medienmitteilung über steigende Ungleichgewichte im Wohnungsmarkt, 20.07.2022 (archiviert)

BWO: Bericht Personenfreizügigkeit und Wohnungsmarkt – Entwicklung 2021, 18.07.2022 (archiviert)

WBG: Was ist eine Wohnbaugenossenschaft (archiviert)

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