Globale Erwärmung
Meeresspiegel steigt - Bilder der Freiheitsstatue sind kein Gegenbeweis
21.5.2022, 14:28 (CEST)
Trotz eindeutiger Datenlage wird als Argument gegen eine striktere Klimapolitik immer wieder behauptet, dass sich das Klima gar nicht verändert habe. Die globale Erwärmung wird zum Beispiel anhand von zwei Bildern der Freiheitsstatue in Frage gestellt, die auf die Jahre 1920 und 2020 datiert sind. Der Meeresspiegel rund um Liberty Island vor New York scheint auf beiden Bildern gleich hoch zu sein. «So sieht ein dramatischer Anstieg des Meeresspiegels aus», lautet der Kommentar im Sharepic, welches in den sozialen Medien (archiviert) kursiert. Kann man mit diesen Fotos beweisen, dass es keinen Anstieg gibt?
Bewertung
Die Bilder sind nicht geeignet, den Anstieg des Meeresspiegels abzuschätzen. Dieser befindet sich pro Jahr im Millimeterbereich, die täglichen Schwankungen durch die Gezeiten sind viel grösser. Wissenschaftliche Messdaten beweisen jedoch den Anstieg, der in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat.
Fakten
Beim Betrachten der beiden Bilder fällt keine Veränderung des Meeresspiegels auf, obwohl zwischen den beiden Aufnahmen angeblich 100 Jahre liegen sollen. Doch als Mass für den Anstieg des Meeresspiegels eignen sie sich aus folgenden Gründen nicht:
1. Der Meeresspiegel verändert sich ständig – auch innerhalb eines Tages aufgrund von Ebbe und Flut. Unterschiede von 1,5 bis 1,9 Meter sind vor New York durchaus üblich, mitunter werden sogar mehr als 2 Meter gemessen. In einer Gezeitentabelle sind diese täglichen Schwankungen aufgezeichnet.
2. In einer Studie über die Bedrohung von New York City durch den Meeresspiegelanstieg geht hervor, dass der Meeresspiegel seit dem Jahr 575 nach Christus um 1,70 Meter gestiegen sei. Die Studienautoren stellten fest, dass seit dem 20 Jahrhundert der Meeresspiegel etwa um 3 Millimeter pro Jahr steigt. Die aktuelle Anstiegsrate sei die schnellste seit den letzten 1500 Jahren.
3. Ein Anstieg im Millimeterbereich ist mit blossem Auge nicht erkennbar. Es gibt effektivere Messmethoden, den Meeresspiegel exakt zu erfassen. Einerseits können die gemessenen Pegelstände ausgewertet und verglichen werden. Aber auch Satellitenbilder geben Auskunft über die Veränderungen.
Diverse US-amerikanische Forschungsinstitute beschäftigen sich mit dem Anstieg des Meeresspiegels und werten laufend Daten aus. Die Wetter- und Ozeanografiebehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) verzeichnet seit Ende des 19. Jahrhunderts einen kontinuierlichen Anstieg des Meeresspiegels. Dieser habe im Jahr 2020 einen neuen Rekord erreicht, der Anstieg habe sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als verdoppelt. Von einem Anstieg von 1,4 Millimeter pro Jahr sei er auf 3,6 Millimeter gestiegen.
Auch die Satellitendaten der Nasa veranschaulichen deutlich den Anstieg der Meeresspiegel. Trends der Forscher deuten auf einen weiteren Anstieg der Meeresspiegel hin.
(Stand: 21.5.2022)
Links
Tide-Forecast: Gezeiten für New York (archiviert)
Studie: Relative Meeresspiegeltrends in New York City während der letzten 1500 Jahre, 09.01.2017 (archiviert) DOI
Sea Level Rise: Zukunft des Meeresspiegelanstiegs (archiviert)
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