Impfgegner instrumentalisieren den Tod des Klinikchefs von Chemnitz

03.12.2021, 16:12 (CET)

Anfang November 2021 hat sich der Chef einer Klinik im deutschen Chemnitz das Leben genommen. Sein Tod soll im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen stehen, so eine Behauptung (archiviert) in den sozialen Medien. Der Tote habe einen Abschiedsbrief hinterlassen: Angeblich habe er die Verabreichung von Covid-Impfungen gegen seinen Willen zulassen und seine Patienten darüber belügen müssen. Die Impfung sei eigentlich ein «Biokampfstoff».

Bewertung

Ein derartiger Abschiedsbrief ist der Polizei und der Stadt Chemnitz nicht bekannt. Es gibt auch keine Belege dafür, dass der offiziell als Suizid gemeldete Todesfall im Zusammenhang mit den Impfungen gegen Sars-CoV-2 stehen könnte.

Fakten

Bei der Ermittlung von Suiziden ist die Polizei in Deutschland involviert. Ein Behördensprecher teilte am 9. November 2021 der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, ein solcher Abschiedsbrief sei nicht bekannt.

Auch die Stadt Chemnitz weiß nichts von einem solchen Schreiben. Dies erklärte am 10. November ein Sprecher des Oberbürgermeisters Sven Schulze auf Anfrage.

Vor seinem Tod hatte sich der Chemnitzer Klinikchef öffentlich für die Impfung ausgesprochen. «Impfen reduziert die Gefahr einer Infektion und einer schweren Erkrankung an Sars-CoV-2 ganz erheblich. Deshalb bieten wir diese niedrigschwellige Möglichkeit zur Impfung gern an.» Diese Aussage ist in einer Medienmitteilung zur Eröffnung der Impfstelle der Klinik Ende August zu lesen.

Die Falschbehauptung in den sozialen Medien wird von einem angeblich in der deutschen Tageszeitung «Bild» erschienenen Artikel zum Tod des Klinikchefs begleitet. Diese Version ist aber offensichtlich manipuliert, denn von einem Abschiedsbrief oder einem Zusammenhang der Covid-Impfung mit dem Tod des Klinik-Chefs ist im Original (archiviert) vom 3. November 2021 nicht die Rede. Auch ein Blogbeitrag von «Die freie Welt» verbreitet die Falschmeldung.

Über Covid-Impfstoffe kursieren etliche Falschbehauptungen, die von der dpa bereits mehrfach widerlegt wurden (hier und hier).

Hinweis

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei Angehörigen oder Bekannten festgestellt? Im Rahmen einer nationalen Suizidpräventionskampagne entstand die Webseite Reden kann retten mit Kontaktangaben für Beratungsstellen und den Beratungsangeboten der einzelnen Kantone.

(Stand: 2.12.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Klinik-Aufsichtsratschef und Chemnitzer Oberbürgermeister über Tod des Klinikchefs (archiviert)

Medienmitteilung zur geplanten Eröffnung einer zentralen Impfstelle (archiviert)

Blog - Die freie Welt: Falschbehauptungen über Klinikchef (archiviert)

Bild: Artikel über Tod des Klinikchefs, 03.11.2021 (archiviert)

BAG: Information über Suizidalität (archiviert)

Reden kann retten: Homepage (archiviert)

Reden kann retten: Beratungsangebote der Kantone (archiviert)

dpa Faktencheck:

- Computertomographie auch nach einer CovidImpfung möglich

- Einstichstelle am Arm ist nach CoronaImpfung nicht magnetisch

- Die Angaben sind verkürzt Zusammenhänge wurden konstruiert

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-schweiz@dpa.com