Einkauf im Supermarkt ist in Frankreich auch ohne Impfung möglich

Die steigenden Covid-19-Fallzahlen machen den französischen Behörden zu schaffen. Diese setzen auf die Impfung, um die Ausbreitung der Delta-Variante einzudämmen. In einem Facebook-Post (archiviert) wird ein Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Zugang zu Lebensmitteln hergestellt. Konkret heisst es: «Macron hat den Franzosen den Krieg erklärt, indem er damit droht, ihnen das Essen und die Freiheit zu nehmen, wenn sie sich nicht impfen lassen.»

Bewertung

Die Aussage ist stark übertrieben und damit falsch. Der Zugang zu bestimmten öffentlichen Plätzen wird ab dem 1. August 2021 nur noch mit einem Covid-Zertifikat möglich sein. Diesen «pass sanitaire» erhält man nicht nur nach der vollständigen Impfung, sondern auch bei einem negativen Corona-Testergebnis oder bei einer bestätigten Genesung. Damit sind auch Freizeit- und Kulturstätten, Restaurants, Einkaufszentren, medizinisch-soziale Einrichtungen sowie der öffentliche Verkehr weiterhin für alle zugänglich. Wer weder geimpft noch genesen ist, kann sich testen lassen.

Fakten

Die Covid-19-Fälle steigen in Frankreich, die Delta-Variante macht etwa 80 Prozent der positiven Testergebnisse aus. Um weitere Einrichtungen zu öffnen beziehungsweise offen zu halten und gleichzeitig das Risiko von Infektionen zu minimieren, setzt die französische Regierung auf den vermehrten Einsatz der Covid-Zertifikate - in Frankreich ist dies der sogenannten «pass sanitaire». Dieses medizinische Dokument wird jenen ausgehändigt, die entweder vollständig geimpft oder negativ getestet wurden.

Der negative Antigen- oder PCR-Test darf bei einem Besuch einer Grossveranstaltung nicht älter als 48 Stunden sein. Bei einer Reise beträgt die Gültigkeitsdauer maximal 72 Stunden. Auch bei einer bestätigten Genesung, die mindestens elf Tage aber weniger als sechs Monate zurückliegt, wird das Zertifikat ausgestellt.

Seit dem 9. Juni 2021 ist der Zugang zu Veranstaltungen und Versammlungen nur mit dem «pass sanitaire» möglich. Am 12. Juli 2021 kündigte die Regierung eine Verschärfung an: Ab dem 21. Juli muss auch für den Zutritt von Freizeit- und Kulturstätten mit mehr als 50 Personen das Zertifikat vorgewiesen werden. Ab Anfang August müssen ihn Besucherinnen und Besucher in Restaurants vorweisen, ebenso in Einkaufszentren, Spitälern sowie in anderen medizinisch-sozialen Einrichtungen und im öffentlichen Verkehr bei Langstreckenreisen.

Fazit: Der Zugang zu bestimmten öffentlichen Einrichtungen ist ab dem 1. August 2021 in Frankreich nur noch mit einem Covid-Zertifikat möglich. Der Zugang zu Lebensmitteln bleibt gewährleistet. Die Impfung ist nicht der einzige Weg, um das medizinische Dokument zu erhalten. Folglich stehen Nicht-Geimpften dieselben Möglichkeiten offen wie Geimpften. Sie müssen dafür einen negativen Test vorweisen oder ihre Genesung bestätigen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte die Bevölkerung auf, sich impfen zu lassen. Je nach Entwicklung der Situation würde ansonsten über eine mögliche Impfpflicht diskutiert. Bestimmte Berufsgruppen müssen bis zum 15. September geimpft sein. Dies betrifft jedoch lediglich Angestellte der Gesundheitsbranche, die in engem Kontakt mit Risikogruppen sind.

In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli hat das Parlament der Verlängerung der Covid-Zertifikate-Regelung bis zum 15. November 2021 zugestimmt. Dazu musste das französische Parlament das Gesetz zur Bewältigung der Gesundheitskrise überarbeiten.

Ende Juli 2021 waren über 60 Prozent der Französinnen und Franzosen vollständig gegen Covid-19 geimpft. Dem Institut Pasteur zufolge müssen 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, um eine Herdenimmunität zu erreichen.

(Stand: 27.07.2021)