Batterien der ausgemusterten Elektroautos wurden entfernt
16.8.2021, 18:14 (CEST)
Immer mehr Elektroautos sind auf den Strassen unterwegs. Die dafür benötigen Batterien stellen neue Anforderungen ans Recycling. In einem Facebook-Post (hier archiviert) wird behauptet: «Hunderte ausrangierte Elektroautos von Paris verrotten und vergiften mit ihrem Zerfall den Boden». Weiter steht, dass sich «keine Recyclingfirma mit dem Problem der Batterien» beschäftige. Dazu sind auf einem Foto mehrere parkierte identische Autos in Reih und Glied zu sehen.
Bewertung
Die Elektroautos stammen aus einem erfolglosen Carsharing-Projekt in Frankreich. Um das Risiko einer Umweltverschmutzung zu minimieren, wurden die Batterien entfernt. Die noch verwendbaren Autos sollen weiterverkauft werden. Zudem beschäftigen sich etliche Institutionen sehr wohl mit dem Recycling von Elektroautos – insbesondere mit deren Batterien.
Fakten
Die im Foto gezeigten Autos wurden für das Carsharing-Projekt Autolib in mehreren Städten in Frankreich verwendet. Der Betrieb wurde im Jahre 2018 in Paris mangels Rentabilität eingestellt. Einige der verbliebenen Elektroautos wurden an private Unternehmen verkauft, andere wurden in weiteren französischen Städten für Carsharing-Projekte weiterverwendet, bis auch diese im Jahre 2020 eingestellt wurden.
Heute lagern etliche verbliebenen Elektroautos der gescheiterten Sharing-Projekte auf einem freiliegenden Industriegelände bei Romorantin-Lanthenay in Mittelfrankreich und werden von der Firma Atis Production verwaltet. Deren Manager sagte gegenüber Franceinfo: «Unsere Fahrzeuge werden gemäss den Regeln geparkt. Die Feuerwehr ist informiert, der Parkplatz ist gut organisiert. Alle Batterien wurden entfernt und die Anschlüssen wurden isoliert.» Der Aluminiumrahmen der Autos würde auch das Risiko einer Rostverschmutzung des Bodens verringern.
Die zuständige Regionaldirektion für Umwelt, Entwicklung und Wohnen (Dreal) stellte 2019 für diesen Standort fest, dass das «Risiko einer Verschmutzung nach dem Entfernen der Batterien» sehr begrenzt sei. Auch ein Fotograf war vor Ort und hat angegeben, dass die meisten von ihm inspizierten Fahrzeuge keine elektrische Batterie mehr hätten - das Onlineportal 20 Minuten hat dies nach Einsicht der Fotos des Fotografen bestätigt. Dennoch ist offen, wann die Autos recycelt werden. Atis Production hat zudem Probleme mit der Genehmigung für diese Arbeiten, gibt aber an, die entfernten Batterien bereits an Recyclingunternehmen gesendet zu haben. Dreal hat im Mai 2021 gegenüber der AFP bestätigt, dass die Schwierigkeiten mit der Genehmigung sich nicht auf «Umweltprobleme» bezögen. Es stimmt folglich nicht, dass die Elektroautos wegen deren Batterie nicht recycelt werden können.
Weltweit arbeiten Unternehmen und Forschungseinrichtungen an der Rückgewinnung von wertvollen Materialien der ausgedienten Elektroauto-Batterien. Auch in der Schweiz befassen sich diverse Institutionen mit dem Aufbau eines Recycling-Systems von Batterien der Elektroautos, wie einer Medienmitteilung der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zu entnehmen ist. Auch die Empa schreibt, dass Elektroautos kein Recyclingproblem seien.
Wird das CO2-Gesetz am 13. Juni 2021 angenommen, sollen Ladestationen für Elektroautos gefördert werden. Zudem sollen effizientere Fahrzeuge auf den Markt kommen, die einen geringeren Benzin- und Dieselverbrauch aufweisen.
(Stand: 9.6.2021)
Links
Artikel zum Ende des Carsharing-Projekts:
Handelsblatt, 26.06.2018 (archiviert)
Electrive.net, 01.08.2018 (archiviert)
Capital, 01.08.2020 (archiviert)
Artikel zu den gelagerten Autos:
Franceinfo, 05.04.2021 (archiviert)
AM Today, 26.03.2021 (archiviert)
Blog Moteur, 08.03.2021 (archiviert)
20 Minutes, 09.03.2021 (archiviert)
Actu.fr, 09.03.2021 (archiviert)
Faktencheck von AFP (archiviert)
Mobility: E-Auto-Batterien, 26.11.2020 (archiviert)
Medienmitteilung EMPA, 12.08.2019 (archiviert)
Eidgenössisches Department für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek): Abstimmung zum CO2-Gesetz (archiviert)
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-schweiz@dpa.com