Statistik belegt erhöhte Sterberate in der Schweiz

9.11.2020, 11:35 (CET)

In der Schweiz gibt es angeblich trotz der Corona-Pandemie keine erhöhte Sterberate. Dieser Behauptung ist in einem Facebook-Posting (hier archiviert) etwa eine Verlinkung zu einer Statistik beigefügt, die die Sterblichkeit nach Altersgruppe im Zusammenhang mit dem Coronavirus bis Oktober 2020 aufzeigt. Weiterhin wird verbreitet, dass angeblich Kinder an der Schutzmaske verstorben seien.

BEWERTUNG: Die Behauptung, dass es keine Übersterblichkeit in der Schweiz gäbe, ist falsch. Dass Kinder aufgrund der Schutzmasken gestorben sein sollten, stimmt ebenfalls nicht.

FAKTEN: Die verlinkte Statistik zeigt die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus bis Oktober 2020 pro Altersgruppe. Demnach sind die meisten Todesfälle in der Altersgruppe 80 oder älter verzeichnet worden. Aus der Statistik lässt sich jedoch nicht ableiten, ob im Jahr 2020 mehr oder weniger Menschen in der Schweiz verstorben sind oder nicht. Ein entsprechender Vergleich der Sterberate mit vergangenen Jahren fehlt.

Diesen kann man einer Tabelle vom Bundesamt für Statistik (BFS) entnehmen: In den Jahren 2015 bis 2019 ist in den Wochen 11 bis 18 die Anzahl der Todesfälle zurückgegangen. Dagegen ist sie im selben Zeitraum 2020 gestiegen. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 gab es in den Wochen 11 bis 18 im Jahr 2020 in der Schweiz knapp 20 Prozent mehr Todesfälle.

Am 8. Juni 2020 wurde die Frage nach der Anzahl der Todesfälle und der Übersterblichkeit im Nationalrat diskutiert. Bundesrat Alain Berset erklärte, dass eine Übersterblichkeit in den Wochen 12 bis 18 verzeichnet wurde. Er stützte sich dabei auf die Angaben des Bundesamtes für Statistik.

Auch beim Amt für Statistik der Europäischen Union (Eurostat) findet man eine Statistik zur Anzahl der Todesfälle pro Woche und Land nach Ländern. Dieser lässt sich ebenfalls eine Übersterblichkeit in der Schweiz entnehmen. Der Höhepunkt lag in der Woche 14 mit einer Übersterblichkeit von 44 Prozent im Jahr 2020 verglichen mit dem Durchschnitt für diese Woche in den Jahren 2016 bis 2019.

Meldungen, nach denen Kinder an der Schutzmaske verstorben sind, haben sich bereits mehrfach als falsch erwiesen. Der Deutsche Mediziner und Sprecher des deutschen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, sagte am 2. Oktober auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), es sei «unmöglich», dass ein Kind durch das Tragen einer Alltagsmaske ums Leben kommen könne. Auch werden durch das Tragen von Masken keine Lungenkrankheiten oder sonstige Krankheiten verursacht.

Die dpa hat sich bereits in mehreren Faktenchecks falschen Behauptungen zu Masken gewidmet. Diese kamen etwa zum Ergebnis, dass Kinder nicht allein durch das Tragen von Masken sterben und ein Video keine CO2-Vergiftung durch die Maske belegt.

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Links:

Bundesamt für Statistik (BFS): Todesfälle nach Altersklasse, Woche und Kanton (Stand 20.10.2020): https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/geburtentodesfaelle.assetdetail.14817089.html (archiviert: http://archive.vn/1K5S6)

Sommersession 2020 Nationalrat (8. Juni 2020): https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtlichesbulletin/amtliches-bulletin-die-verhandlungen?SubjectId=49059 (archiviert: https://archive.vn/N30Ws)

Eurostat zur Zahl der Todesfälle nach Wochen und Ländern:
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=File:Weekly_deaths_in_2020_compared_to_2016-2019_average_(2016-2019_average_%3D_100)_October_2020.png

dpa-Faktenchecks zum Thema Masken:
https://dpa-factchecking.com/germany/201005-99-829014/

https://dpa-factchecking.com/germany/200911-99-521640/

Facebook-Posting:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=761604341068334&set=a.160315334530574&type=3 (archiviert: https://archive.vn/jr58x)