Mpox
WHO-Website listet keine bestätigten Impf-Nebenwirkungen
17.10.2024, 15:55 (CEST)
Während in Europa langsam die Grippesaison beginnt, beschäftigt einige Facebook-Nutzer ein anderes Virus. In einem in Luxemburg verbreiteten Post wird behauptet, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe zugegeben, Mpox - im Post «Affenpocken» genannt - sei in Wirklichkeit eine Impf-Nebenwirkung. Gegen Covid eingesetzte mRNA-Impfstoffe würden die Erkrankung hervorrufen, wie auch in einem im Post verlinkten Artikel zu lesen ist.
Bewertung
Diese Behauptung ist falsch. Die WHO hat nicht bestätigt, dass Mpox eine Impfstoff-Nebenwirkung ist.
Fakten
Auf der schweizerischen Webseite, auf der der Text veröffentlicht wurde, wurden schon mehrfach Falschbehauptungen rund um das Coronavirus verbreitet. Ein Impressum sucht man dort hingegen vergeblich.
Im aktuellen Text heißt es, das angebliche «Eingeständnis» sei auf der WHO-Website VigiAccess zu finden. Unter «potenziellen Nebenwirkungen» des Covid-19-Impfstoffs von Pfizer/BioNTech liste die WHO neben Hunderten von anderen Erkrankungen auch «Affenpocken» und «Pocken» auf.
Was ist VigiAccess wirklich?
In der Datenbank VigiAccess findet sich eine ausführliche Erläuterung zur Herkunft der Daten und deren Aussagekraft. Dort heißt es in einem speziellen Kapitel über die Covid-19-Impfstoffdaten ausdrücklich: «VigiAccess kann nicht verwendet werden, um einen bestätigten Zusammenhang zwischen einer vermuteten Nebenwirkung und einem bestimmten Arzneimittel abzuleiten.»
Die Informationen der Datenbank bezögen sich auf «potenzielle Nebenwirkungen». Die Bestätigung einer ursächlichen Verbindung sei «ein komplexer Prozess, der eine gründliche wissenschaftliche Bewertung und eine detaillierte Auswertung aller verfügbaren Daten erfordert».
Zur Qualität der Daten weist VigiAccess zudem in einer FAQ-Seite darauf hin, dass die Daten aus den teilnehmenden Ländern die unterschiedlichen Berichterstattung-Praktiken widerspiegeln. Dabei geht es um die Frage, was von wem und wie berichtet wird.
Beispielsweise könne es sein, dass ein Mitgliedsland eine potenzielle Nebenwirkung nur berichtet, wenn ein entsprechender Verdacht besteht, dass es einen Zusammenhang zu einem Medizinprodukt gebe. Ein anderer Mitgliedstaat könne eine potenzielle Nebenwirkung grundsätzlich immer melden, ein anderer nie.
Geringe Gefahr durch Mpox in Europa
Die Webseite uncutnews.ch verbreitet auch Spekulationen darüber, dass die Weltgesundheitsorganisation bei Mpox eine «Angstmacherkampagne» betreibe, um «die Massen zu erschrecken». Die WHO hatte Mitte August 2024 die steigende Anzahl der Fälle in den zentralafrikanischen Ländern zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» erklärt. Die Gefahr durch Mpox in Deutschland schätzt das Robert Koch-Institut (RKI) hingegen als «gering» ein.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist das Mpox-Virus mit dem Pockenvirus verwandt und wurde erstmals 1970 in Zentralafrika festgestellt. 2003 tauchte es erstmals außerhalb Afrikas auf, 2022 auch in Deutschland. Das Virus wird vor allem durch sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen. Die Fallzahlen in Deutschland seien gering. Von der Variante Klade I gebe es bisher in Deutschland noch keine Fälle, teilte das RKI Ende September mit. Von der Variante Klade II gab es 2022 rund 3.700 Fälle, im Jahr 2023 jedoch nur noch 123, im laufenden Jahr geringfügig mehr. «Eine Gefährdung durch diesen Erreger für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein», erklärte das RKI.
(Stand: 16.10.2024)
Links
Artikel uncutnews.ch (archiviert)
Erläuterung VigiAccess (archiviert)
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