Impfgegner dementierte selbst

Angebliches Urteil über Covid-Impfung ist komplett erfunden

27.05.2024, 16:30 (CEST)

In den sozialen Medien gibt es Behauptungen, die zwar vollständig falsch sind, aber dennoch immer wieder verbreitet werden. So auch über ein angebliches Urteil zu Covid-Impfstoffen.

Angeblich hat der «Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten» festgestellt, dass Covid-Impfstoffe gar keine Impfstoffe, sondern eine Gen-Therapie sind. Der Impfgegner «Robert F. Kennedy Jr. hat gegen alle pharmazeutischen Lobbyisten gewonnen», behauptet ein Nutzer sozialer Netzwerke weiter. Über das «historische Urteil» würden die Medien in Europa allerdings schweigen. Kann das sein?

Bewertung

Nein, die Behauptung ist falsch. Das angebliche Urteil gibt es nicht. Deshalb wurde auch nicht darüber berichtet.

Fakten

Am 27. Mai 2024 wird in Luxemburg ein Facebook-Post verbreitet, in dem es nach der Datierung «10 Mär 2024 um 09:45» triumphierend heißt: «Die Wahrheit hat gesiegt! Impfung ist keine Impfung.»

Der Schaden, den die «mRNA-Covid-Gentherapie» verursacht habe, sei «unumkehrbar». Weil die höchste Instanz in den USA dies entschieden habe, sei auch keine Berufung gegen das Urteil mehr möglich.

Tatsächlich gibt es dieses Urteil nicht. Es ist eine pure Erfindung. Deshalb existiert es auch in der Datenbank des Obersten Gerichtshofs in den USA nicht. Auf der Website des Obersten Gerichtshofs findet sich keine Spur von einem derartigen Urteil zur Sicherheit der Covid-Impfstoffe. Bei der Suche mit entsprechenden Schlüsselwörtern werden keine Ergebnisse angezeigt.

Bezeichnenderweise weiß auch Robert F.Kennedy, der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, nichts von dem Urteil. Er ist ein prominentes Gesicht der Anti-Impf-Bewegung in den USA.

Bekannt ist Robert F. Kennedy vor allem über seine Organisation «Children's Health Defense». Die ist in der Vergangenheit unter dem Namen «World Mercury Project» mit Kampagnen gegen das Impfen etwa über Facebook aufgefallen. Über eine seiner Behauptungen hat die dpa im Mai 2020 bereits einen Faktencheck veröffentlicht.

In dem aktuellen Facebook-Post ist sogar die Rede von einer Erklärung, in der Kennedy betont habe, der Erfolg vor Gericht sei nur dank der internationalen Zusammenarbeit vieler Anwälte und Wissenschaftler möglich geworden.

Robert F. Kennedy dementierte Falschmeldung

Kennedy Jr. selbst hat jedoch amerikanischen Faktenprüfern schon vor Jahren bestätigt, dass es sich um eine Falschmeldung handle, zum Beispiel hier und hier. «Diese Erklärung ist falsch», schrieb er der Webseite USA Today. Der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) sagte er, er habe Dutzende von Klagen in Sachen Impfstoff-Sicherheit geführt, doch habe keine dieser Klagen den Obersten Gerichtshof erreicht. Er sprach von «Falschinformationen».

Zum Beweis der Behauptung wird in dem Facebook-Post auf einen Bericht des rechtsgerichteten US-Senders Foxnews verlinkt. Dieser allerdings stammt vom Oktober 2022 und bezieht sich auf einen völlig anderen Prozess. Hier geht es um ein Verfahren vor dem Obersten Gericht des US-Bundesstaates New York - nicht um das oberste Gericht der USA. Die Richter in New York hatten entschieden, dass 16 Angestellte des Gesundheitsdienstes der Stadtverwaltung von New York, die wegen fehlender Covid-Schutzimpfung entlassen worden waren, wieder eingestellt werden mussten.

Keine Berichterstattung über ein Nicht-Urteil

Dass kein seriöses Nachrichtenmedium in Europa über ein komplett erfundenes Urteil berichtet, erscheint logisch. In dem Post hingegen wird fälschlich behauptet, die Öffentlichkeit werde über das Urteil nicht informiert, weil die einflussreiche Pharma-Lobby die Menschen im nächsten Winter erneut impfen wolle.

(Stand: 27.05.2024)

Links

Facebook-Post, archiviert

Suche auf Website des Obersten Gerichtshofs

Gesicht der Anti-Impf-Bewegung, archiviert

dpa-Faktencheck Mai 2020, archiviert

Kennedy zu USA Today, archiviert

Kennedy zu AP, archiviert

Bericht Foxnews, archiviert

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

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