Falsches über Hautkrebs

Menschen brauchen Sonnenlicht - aber in Maßen

23.5.2024, 16:55 (CEST)

Der Mensch braucht Sonne. Zu viel Sonne allerdings kann gefährlich sein. Wissenschaftler warnen deshalb einhellig vor den Folgen ausgedehnter Sonnenbäder.

Immer wieder wird in sozialen Netzwerken behauptet, Hautkrebs entstehe nicht durch zu intensive Sonneneinstrahlung, sondern vielmehr durch Sonnenschutz-Cremes. Sonnenlicht wirke heilend, verbreitet ein Facebook-Post aus Luxemburg, und listet eine Reihe von Krankheiten auf. Wird man wirklich gesünder, je mehr man sich den Sonnenstrahlen aussetzt?

Bewertung

Nein, die Behauptung ist falsch. Zu starke Sonneneinstrahlung ist eine der wichtigsten Ursachen für das Entstehen von Hautkrebs. Sonnencreme schützt dagegen.

Fakten

«Der wichtigste Auslöser für alle Hautkrebs-Formen sind UV-Strahlen (im Sonnenlicht oder Solarium). Sie schädigen die Erbsubstanz (DNA) in den Zellen. Ist der Körper nicht in der Lage, diese Schäden zu reparieren, kann die betroffene Zelle zur Krebszelle mutieren», erklärt beispielsweise das Universitäts-Spital Zürich (USZ).

Allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist deshalb falsch, was der Facebook-Post behauptet. «Sonnenlicht löst keinen Hautkrebs aus, ganz im Gegenteil, Sonnenlicht heilt», heißt es da. Die Begründung? Bis Mitte des 19. Jahrhunderts sei bekannt gewesen, dass ein «Bad in der Sonne» bei einer Reihe von Erkrankungen von Akne über Depressionen, Verbrennungen und Tuberkulose bis hin zu Windpocken helfe. Die UV-Strahlung bilde auch das lebenswichtige Vitamin D.

«Wenn etwas Hautkrebs auslöst, ist es die Sonnencreme. Sie enthält krebserregende- und hormonähnliche Stoffe. Finger weg von dem Müll», heißt es in dem Post. Für Wissenschaftler hingegen ist sonnenklar erwiesen: Zu viel Sonneneinstrahlung führt zu Hautkrebs.

Wiederholte Sonnenbrände lösen Hautkrebs aus

Die Deutsche Krebsgesellschaft schreibt zu den Ursachen des besonders gefährlichen Schwarzen Hautkrebs: «Als wichtigste Ursache gilt eine starke, wiederkehrende UV-Belastung mit Sonnenbränden, wobei vor allem die Sonnenbestrahlung im Kindes- und Jugendalter eine Rolle spielt. Intensive UV-Belastung in der Kindheit führt – auch ohne Sonnenbrand – dazu, dass vermehrt Pigmentmale entstehen.»

Die Skin Cancer Foundation warnt: «Sonnenbrand beschleunigt die Hautalterung und ist in den meisten Fällen eine Hauptursache für Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinome und Melanom, die tödlichste Form von Hautkrebs. Sonnenbrand ist eine schlechte Nachricht, aber die gute Nachricht ist, dass er vollständig vermeidbar ist.»

Die einhellige Botschaft aller Wissenschaftler ist: Die Sonne ist gut und lebenswichtig. Das Sonnenlicht ist nötig, um das für den menschlichen Stoffwechsel wichtige Vitamin D herstellen zu können. Dieses Vitamin schützt auch vor einigen Krebsarten. Dafür ist aber, sagen nicht nur britische Forscher, keineswegs ein längeres «Sonnenbad» erforderlich. Schon ein kurzer Aufenthalt in der Sonne reiche aus.

Kleidung und Sonnencreme können schützen

Gefährlich aber ist eine übermäßige Sonneneinstrahlung. Deswegen sollte man die Haut schützen - beispielsweise dadurch, dass man sich nicht zu lange in der Sonne aufhält oder dadurch, dass man mit geeigneter Kleidung einen Sonnenbrand vermeidet.

Für viele Menschen sind Sonnenschutz-Cremes das gängige Mittel, um das Hautkrebsrisiko zu senken. «Unser Körper kann auch Vitamin D bilden, wenn die Haut gut eingecremt ist – und der Kopf unter einem Sonnenhut oder einer Schirmmütze steckt», schreibt der Dermatologe Markus Zutt vom Klinikverbund Bremen. Er empfiehlt Lotionen mit dem Lichtschutzfaktor 30. Dabei seien günstigere Produkte aus dem Drogerie-Markt genauso wirkungsvoll wie teure aus der Apotheke.

Aber gibt es Hinweise darauf, dass Sonnenschutzcreme Bestandteile enthält, die zu Hautkrebs führen können? «Sonnenschutzmittel können das Auftreten eines Sonnenbrandes verzögern. Es gibt außerdem wissenschaftliche Hinweise, dass Sonnenschutzmittel die vorzeitige Hautalterung und einige Formen von Hautkrebs verhindern könnten», teilte das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz mit.

Keine Hinweise auf höheres Risiko mit UV-Filter

«Nach gegenwärtigem Wissensstand erhöhen UV-Filter nicht das Risiko für Krebs. Auch nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums gibt es weder Belege noch wissenschaftliche Veröffentlichungen in Form von klinischen Studien, die eine Erhöhung des Krebsrisikos durch UV-Filter in Sonnenschutzmitteln vermuten lassen», stellt das unabhängige Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fest.

Sonnenschutzmittel enthielten Filtersubstanzen, die die UV-Strahlung daran hinderten, zur Haut durchzudringen. Organisch-chemische Filter, beispielsweise Octinoxat, nehmen die Sonnenstrahlen auf und verwandelten sie in Wärme. Mineralische Sonnencremes enthielten hingegen etwa Titandioxid oder Zinkoxid. Diese Pigmente reflektierten das Sonnenlicht wie winzige Spiegel. Oft enthielten Sonnenschutzmittel sowohl chemische als auch mineralische Filter.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen bei in der EU verkauften Sonnenschutzmitteln seien nicht zu erwarten, erklärten die Experten. Nanomaterialien wie beispielsweise Titandioxid könnten in den Formen, wie sie in kosmetischen Mitteln verwendet werden, nicht in den menschlichen Blutkreislauf eindringen. Menschen, deren Haut krankheitsbedingt geschädigt sei, sollten mit ihrem Arzt sprechen.

Einen ähnlichen Rat gibt die deutsche Verbraucherzentrale. Nano-Teilchen wie Titandioxid könnten über die gesunde Haut nicht aufgenommen werden. Unklar sei aber noch, wie sich diese Teilchen auf geschädigter Haut verhalten. Sofern der UV-Filter Octocrylen in Sonnencremes enthalten sei, solle man prüfen, wie alt die Sonnencreme ist. Bei älteren Cremes könne dieser Filter in Benzophenon umgewandelt werden und allergische Hautreaktionen auslösen.

(Stand 23.5.2023)

Links

Facebook-Post, archiviert

Universitäts-Spital Zürich, archiviert

Deutsche Krebsgesellschaft, archiviert

Skin Cancer Foundation, archiviert

Klinikverbund Bremen, archiviert

Bericht britischer Forscher, archiviert

Bundesamt für Strahlenschutz, archiviert

Bundesinstitut für Risikobewertung, archiviert

Verbraucherzentrale, archiviert

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