Bestände geprüft

Deutschlands Gold ist auch im Ausland sicher

11.01.2024, 14:33 (CET)

Viele Menschen haben großes Vertrauen in den Wert des Goldes. Kein Wunder, dass sich etliche Legenden um die deutschen Goldreserven ranken. Solchen Erzählungen sollte man nicht blind vertrauen.

Immer wieder wird behauptet, Deutschland werde der Zugang zu seinen Goldreserven im Ausland verweigert. So auch in einem Facebook-Post aus Luxemburg mit einem Sharepic, das US-Präsident Joe Biden mit verschränkten Armen lächelnd in einem Tresorraum voller Goldbarren zeigt. Angeblich darf die Bundesbank das eigene Gold im Ausland nicht einmal besichtigen oder überprüfen.

Bewertung

Diese Behauptungen sind falsch. Die Bundesbank hat Zugang zu ihrem im Ausland lagernden Gold. Sie hat außerdem ein großes Interesse daran, zumindest einen erheblichen Teil ihres Goldes im Ausland zu lagern.

Fakten

Im Begleittext zu dem Luxemburger Post heißt es in fehlerhaftem Deutsch: «1236 Tonnen deutsches Gold wird seit 1960 in den USA "aufbewahrt". Die Einforderung des deutschen Staatseigentum wird verweigert. +Besichtigung/Überprüfung wird ebenfalls verweigert.»

An dieser Behauptung stimmt außer der Zahl von 1236 nichts.

Die Goldreserven lagen laut Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank Ende 2022 bei genau 3355 Tonnen mit einem Wert von 184 Milliarden Euro. Davon wurden 1710 Tonnen, also etwa 51 Prozent, in den Tresorräumen der Bundesbank in Frankfurt aufbewahrt. 409 Tonnen wurden bei der Bank of England aufbewahrt. Der Rest - also jene 1236 Tonnen, von denen in dem Facebook-Post die Rede ist - befand sich in der Tat in den Tresoren der Federal Reserve Bank in New York.

Goldreserve entstand dank Exporten

Falsch ist, dass das Gold seit 1960 in den USA aufbewahrt wird. Der in dem Post mit den Anführungszeichen erweckte Eindruck, es handele sich nicht wirklich um eine Aufbewahrung, sondern vielmehr um eine Art illegale Inbesitznahme, wird von der falschen Behauptung, die «Einforderung» deutschen Eigentums werde verweigert, noch verstärkt.

Tatsächlich wurde das Gold nicht etwa 1960 in die USA gebracht, sondern es befand sich schon vorher dort. Die Entstehung der deutschen Goldreserven wird unter anderem in einem Vortrag des damaligen Vorstandsmitglieds der Bundesbank, Johannes Beermann, vom September 2022 detailliert erklärt.

Demnach entstanden die Goldreserven infolge der ständigen Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands seit 1951, also während des sogenannten deutschen «Wirtschaftswunders». Dabei wurde Deutschland in der damaligen Europäischen Zahlungsunion (EZU) Gold gutgeschrieben. Dieses Gold wurde aber nicht nach Deutschland transportiert, sondern es blieb zumeist an den großen Gold-Handelsplätzen in den USA, Großbritannien und Frankreich.

Über die Entwicklung der Goldbestände gibt - ebenso wie die Bundesbank - auch ein Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages Auskunft. Der Höchststand wurde mit 4033 Tonnen im Jahr 1968 erreicht. Danach pendelte sich die Goldreserve bei etwa 3600 Tonnen ein. Die Höhe der Reserve veränderte sich auch aufgrund währungspolitischer Entscheidungen wie beispielsweise dem Ende des Währungssystems von Bretton Woods in den 70er-Jahren oder der Schaffung der Europäischen Währungsunion.

Notreserve nützt nur an Handelsplätzen

Bis zum Jahr 2013 befanden sich 69 Prozent der deutschen Goldreserven im Ausland. Der Grund dafür waren vor allem Sicherheitsaspekte. «Während der Zeit des Kalten Krieges war es durchaus sinnvoll, dass die Bundesbank die ihr zufließenden Goldbestände weit westlich bei ihren Verbündeten beließ, um sie im Falle eines militärischen Konflikts mit der Sowjetunion möglichst sicher vor unberechtigtem Zugriff zu wissen», formulierte Beermann.

Zudem sei es sowohl damals als auch heute wichtig, dass man - wenn man schon eine Währungsreserve in Gold haben wolle - dieses Gold sich auch an Plätzen befinde, an denen man es notfalls handeln könne. Eine «schnelle Mobilisierbarkeit als Notreserve» an diesen Handelsplätzen bedeute Liquidität - ein entscheidender Gesichtspunkt für eine Währungsreserve.

Seit 2013, also nach dem Ende des «Kalten Krieges», verlagerte die Bundesbank bis zum Jahr 2017 nach eigenen Angaben 674 Tonnen Gold aus dem Ausland nach Frankfurt. Alleine 300 Tonnen davon kamen aus New York. Die Lagerung in Paris, wo sich 374 Tonnen Gold befunden hatten, wurde vollständig eingestellt. Durch diese Rückführung von Gold stieg der Anteil des in Deutschland befindlichen Goldes auf etwa 51 Prozent. Der Grund dafür war nach Worten von Beermann unter anderem, dass Gold «ein Vertrauensanker für die Werthaltigkeit der Bilanz» sei und «für die Bevölkerung einen hohen Symbolwert» habe.

Die gesamten Währungsreserven der Bundesbank beliefen sich nach deren Angaben Ende 2022 auf 261,4 Milliarden Euro davon entfielen 184 Milliarden Euro auf das Gold.

Goldbarren werden regelmäßig gezählt

Auch die Behauptung, die Besichtigung und Überprüfung der im Ausland lagernden Goldbestände werde nicht erlaubt, ist pure Fantasie. Tatsächlich werden die Bestände jährlich inventarisiert. Die Bundesbank veröffentlicht regelmäßig eine «Goldbarrenliste». Die Ende 2022 veröffentlichte Liste umfasst 2376 Seiten, auf denen jeder einzelne Goldbarren aufgeführt ist.

Zudem gibt es sowohl in Frankfurt als auch in New York und London regelmäßige Bestandskontrollen. Diese werden entweder zerstörungsfrei durchgeführt, beispielsweise per Ultraschall, mit einem Röntgenfluoreszenzspektrometer oder mit einer digitalen Präzisionswaage. Gelegentlich werden die üblicherweise jeweils 12,5 Kilo wiegenden Goldbarren auch eingeschmolzen, um sie noch besser untersuchen zu können. Dies wurde beispielsweise mit 55 Tonnen relativ alter Goldbarren aus New York getan. Bei keiner Überprüfung gab es laut Beermann bisher irgendwelche Beanstandungen.

(Stand: 11.01.2024)

Links

Facebook-Post, archiviert

Geschäftsbericht Bundesbank, archiviert

Vortrag Beermann, archiviert

Wissenschaftlicher Dienst Bundestag, archiviert

Bundesbank zu Gold-Rückführung, archiviert

Goldbarrenliste, archiviert

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