Vision eines Bürgermeisters

Schwab sprach 2014 über Fahrdienste in Los Angeles

11.10.2023, 11:07 (CEST)

Wenn es um das eigene Auto geht, reagieren viele Menschen empfindlich. Wohl deshalb greift ein Luxemburger Account eine Falschnachricht einer Seite aus Österreich auf.

Der Chef des Weltwirtschaftsforums in Davos, Klaus Schwab, will Autobesitzern angeblich ihr Fahrzeug wegnehmen. In der Zukunft werde es nur noch Fahrdienste wie Uber mit selbstfahrenden Autos geben, soll Schwab gesagt haben. Ein Artikel im Internet behauptet unter der Überschrift «Klaus Schwab kündigt das Ende des privaten Autobesitzes bis 2030 an» unter anderem: «Bis zum Jahr 2030 soll es keinen privaten Autobesitz mehr geben, so WEF-Chef Klaus Schwab.»

Bewertung


Die Behauptung ist falsch. Schwab hat das nicht gesagt.

Fakten


Ein in Luxemburg verbreiteter Facebook-Post verlinkt zu einem Artikel auf der österreichischen Webseite von «Report24.News», die in der Vergangenheit wiederholt mit Falschmeldungen aufgefallen ist. Eine Warnung davor, die Politik Luxemburgs von «WHO, EU oder Davos Lobbyisten» bestimmen zu lassen, ergänzt den Link in luxemburgischer Sprache.

Private Autos stünden beim Weltwirtschaftsforum «schon seit längerer Zeit im Fokus», heißt es in dem Artikel. Schwab habe «die Forderungen» beim Weltregierungsgipfel in den Vereinigten Arabischen Emiraten «zu Beginn des Jahres» erneut verdeutlicht.

Schwab habe gesagt, in Jahr 2030 würden die Menschen eine App wie Uber verwenden, um ein selbstfahrendes Auto zu rufen: «Und weil es bis 2030 keine Privatfahrzeuge mehr geben werde, könnte man die Autobahnen zu Parks transformieren.» Als Beleg für diese Behauptung verweist der Artikel von «Report.24» auf einen Tweet im Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) mit einem 55 Sekunden langen Videoschnipsel aus einer Rede Schwabs.

Tatsächlich hat Schwab diese Rede zum Thema «Regierungen und Innovationen» gehalten - allerdings nicht «zu Beginn des Jahre», sondern schon am 10. Februar 2014. Anlass war die Eröffnung des 2. «Weltregierungsgipfels» in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) - einer Diskussionsveranstaltung, zu der Schwab eingeladen war. Dabei erläuterte er unter anderem, wie technologische Innovationen das Alltagsleben verändern. In dem kurzen Videoschnipsel fehlt aber eine zum Verständnis von Schwabs Äußerungen wichtige Passage.

In der bei YouTube abrufbaren vollständigen Aufzeichnung der Schwab-Rede hört man (ab 13:12) Folgendes: «Wenn wir uns zum 20. Regierungsgipfel treffen, werden Sie eine App wie Uber benutzen - aber nicht mehr, um irgendeinen Fahrer zu rufen, sondern ein automatisch fahrendes Auto. Ein selbstfahrendes Auto wird Sie zu Ihrem Hotel oder wo immer Sie sind kommen und Sie zum Flughafen bringen.» Schwab fährt dann fort: «Ich hatte vor einigen Monaten ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Los Angeles. Und Sie wissen ja, Los Angeles ist eine der Städte mit dem höchsten Verkehrsaufkommen. Er sagte mir, dass Los Angeles im Jahr 2030 frei von privatem Autoverkehr sein wird. Und das wird es ermöglichen, Autobahnen in Parks und andere öffentliche Bereiche zu verwandeln.»

In dem Videoschnipsel ist die Passage, in der Schwab über sein Gespräch mit dem Bürgermeister von Los Angeles redet, deutlich hörbar herausgeschnitten. So wird verschwiegen, dass Schwab hier Äußerungen des Bürgermeisters von Los Angeles wiedergibt. Der von Juli 2013 bis Ende 2022 amtierende Bürgermeister Eric Garcetti hatte vor und nach seiner Amtsübernahme Pläne zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der staugeplagten Metropole angekündigt. 2014 verkündete er unter anderem, Los Angeles solle die erste Stadt der USA werden, in der selbstfahrende Elektroautos unterwegs sein könnten.

Schwab hat sich also in seiner Rede von 2014 überhaupt nicht zur Frage des privaten Autobesitzes geäußert. Und die Bemerkung, Los Angeles werde 2030 «frei von privatem Autoverkehr» sein, gibt die Auffassung des dortigen Bürgermeisters wieder.

Die Verschwörungserzählung, wonach das Weltwirtschaftsforum (WEF) den privaten Besitz von Autos verbieten wolle, wird immer wieder verbreitet. Dabei wird stets übersehen, dass das Weltwirtschaftsforum keinerlei politische Entscheidungsgewalt hat. Zur Behauptung, das WEF plane ein Verbot des Privatbesitzes von Autos, hat dpa unter anderem diesen ausführlichen Faktencheck veröffentlicht.

(Stand: 10.10.2023)

Links

Facebook-Post, archiviert

Webseite Report24, archiviert

Tweet, archiviert

Bericht über Rede 2014, archiviert

Schwab-Rede vollständig, archiviert

Garcetti-Pläne Nahverkehr, archiviert

Faktencheck dpa zu WEF

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