Falsche «Agenda 2030»

Vereinte Nationen streben nachhaltige Entwicklung an

20.7.2023, 13:59 (CEST)

Wenn es keine Verschwörung gibt, dann kann man sie auch erfinden. So geschieht es mit Zielen, die das Weltwirtschaftsforum angeblich verfolgt. Sie sind absurd. Dennoch glauben manche daran.

Eine düstere «Agenda 2030» des Weltwirtschaftsforums (WEF) wird in sozialen Netzwerken verbreitet. Angeblich hat sich das in Davos ansässige Forum unter der Leitung von Klaus Schwab eine ganze Reihe von Horror-Zielen gesetzt. Diese «Agenda» enthält diverse Schreckensszenarien, unter anderem die Wiedereinführung von Konzentrationslagern.

Bewertung

Die angebliche «Agenda 2030» ist pure Fantasie. Sie hat nichts mit der tatsächlich existierenden «Agenda 2030» zu tun, für die die Vereinten Nationen verantwortlich sind.

Fakten

Ein Facebook-Post aus Luxemburg teilt ein Sharepic, das die angebliche «Agenda 2030» für die Jahre 2019 bis 2030 auflistet. In dem Text in luxemburgischer Sprache heißt es unter anderem: «Jetzt sind wir im Jahr 2023 und die Realität zeigt, dass Davos (Gambia in Luxemburg) sich an den Fahrplan hält?» Mit dem Begriff «Gambia» ist die luxemburgische Regierungskoalition von Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen gemeint. «Für unsere grünen und regenbogenfarbigen Freunde ist auch zu erkennen, wofür sie gerade mobilisiert werden», heißt es in dem Post.

Das Sharepic ist in der oberen rechten Ecke mit dem Logo des Weltwirtschaftsforums versehen. In der linken oberen Ecke befindet sich das kreisförmige, bunte Logo der sogenannten Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

UN beschloss 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Die UN-Agenda wurde am 25. September 2015 von den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten beschlossen. Es handelt sich um 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Diese reichen von Zielen wie «keine Armut», «kein Hunger», «bezahlbare und saubere Energie» und «Maßnahmen zum Klimaschutz» bis hin zu «Partnerschaften zur Erreichung der Ziele».

Diese Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung haben nichts mit jenen angeblichen Zielen der «Agenda 2030» zu tun, die in dem Facebook-Sharepic unter Benutzung des Agenda-Logos verbreitet werden.

Liste auf dem Sharepic ist frei erfunden

Dort reichen die Ziele von einer «Vorbereitung der falschen Pandemie» (für das Jahr 2019) sowie «Angst und soziale Kontrolle» (2020), «Massenimpfung und Gesundheitspass» (2021), «Klima- und Energiekrise» (2022) und «Digitale Identität und wirtschaftlicher Zusammenbruch» (2023) über «Konzentrationslager und Kohlenstoff-Pass« sowie »Transhumanismus« (2029) bis hin zur »Mondialisierung« (2030). Zwischenzeitlich sind angeblich noch die Einführung sogenannter »15-Minuten-Städte« (2024) oder eine »Geburtenkontrolle und Transgenderismus» (2027) vorgesehen.

Alle diese angeblichen Ziele sind frei erfunden und haben nichts mit der tatsächlichen «Agenda 2030» zu tun. Eine Erläuterung der wirklichen UN-Ziele findet sich unter anderem hier.

WEF unterstützt die Ziele der UN-Agenda 2030

Die einzige Verbindung, die es zwischen den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung und dem Weltwirtschaftsforum gibt, besteht darin, dass UN-Generalsekretär Antonio Guterres und WEF-Chef Klaus Schwab am 13. Juli 2019 eine Vereinbarung unterzeichnet haben, um die Umsetzung der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu unterstützen. Der Wortlaut dieser Vereinbarung ist öffentlich.

Das Abkommen habe «ein großes Potenzial, um unsere Bemühungen um die wichtigsten globalen Herausforderungen und Chancen voranzutreiben - vom Klimawandel über Gesundheit und Bildung bis hin zur Gleichstellung der Geschlechter, zur digitalen Zusammenarbeit und zur Finanzierung der nachhaltigen Entwicklung», sagte Guterres damals.

(Stand: 20.07.23)

Links

Facebook-Post, archiviert

Agenda 2030 der Vereinten Nationen, archiviert

Erläuterung UN-Entwicklungsziele, archiviert

Vereinbarung UN/WEF, archiviert

Wortlaut der Vereinbarung UN/WEF, archiviert

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