Panzer oder Plastik

Europäischer Konzern produziert den Leopard

1.2.2023, 14:46 (CET)

Der in Deutschland produzierte Kampfpanzer vom Typ Leopard soll in die Ukraine geliefert werden. Und schon machen sich Anhänger von Verschwörungstheorien Gedanken: Vielleicht steckt China dahinter?

Der Leopard-Panzer wird in Deutschland hergestellt. Nun verbreiten Verschwörungsgläubige aber die Behauptung, die Leopard-Produktion geschehe unter chinesischer Kontrolle.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch: Die Eigentümer der Herstellerfirma des Leopard-Panzers haben mit China nichts zu tun.

Fakten

In einem Facebook-Post aus Luxemburg wird ein Video über die Hersteller des Panzers Leopard getelt. «Uuups! Das wird ja immer lustiger! Wollt ihr wissen von wem die Leopard Panzer gebaut werden? Na dann hört mal rein», kommentiert ein User.

In dem Video kommt der deutsche Autor Ernst Wolff zu Wort, der vor allem in alternativen Medien als Warner vor einem in Kürze bevorstehenden Zusammenbruch des Finanzsystems und vor der Herrschaft einer kleinen Clique von Mächtigen bekannt ist. Wolff spricht hier von einer «ganz interessanten Einzelheit, die den meisten Menschen nicht bekannt ist».

«Vielleicht sollten die Leute mal nachgucken, wer diesen Leopard-Panzer denn produziert. Die meisten Leute gehen davon aus, dass es ein deutsches Unternehmen ist. Denn das Unternehmen heißt Krauss-Maffei», sagt Wolff. Um dann (ab Sekunde 19) zu enthüllen: «Aber Krauss-Maffei ist kein deutsches Unternehmen mehr. Krauss-Maffei gehört seit etwa sechs Jahren einem chinesischen Staatskonzern.»

Tatsächlich redet Wolff über das falsche Unternehmen. Es gibt nämlich zwei große Firmen, in deren Namen die Worte Krauss-Maffei vorkommen. Eines hat mit dem Panzer zu tun, das andere nicht.

Der Kampfpanzer Leopard wird von dem Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) hergestellt. Der Webseite von KMW kann problemlos entnommen werden, dass im Jahr 1999 die im Besitz der Familie Bode befindliche Firma Wegmann die Mehrheit an der Rüstungssparte von Krauss-Maffei kaufte. Ein Minderheitsanteil von 49 Prozent blieb zunächst bei der Krauss-Maffei AG, und wurde dann vom späteren Eigentümer Siemens ebenfalls an die Firma Wegmann verkauft.

Im Jahr 2015 schloss sich Krauss-Maffei Wegmann mit dem französischen Rüstungsunternehmen Nexter zusammen, das sich wiederum im Besitz des französischen Staates befand. Der deutsche Leopard-Hersteller KMW gehört also zu einer deutsch-französischen Wehrtechnikgruppe, die den Namen KNDS trägt.

Auch die Firma Rheinmetall, die als Lieferantin der Kanone des Leopard-Panzers eine wichtige Rolle spielt, befindet sich nicht in chinesischem Besitz. Sie ist an der Börse notiert, die wichtigsten Eigentümer von Rheinmetall sind internationale Investmentgesellschaften.

Wolff erzählt in dem Video, Krauss-Maffei sei kein deutsches Unternehmen mehr, weil es «seit etwa sechs Jahren einem chinesischen Staatskonzern» gehöre. Dieser Mitteilung folgen dunkle Andeutungen: «Also da sieht man, dass im Hintergrund ganz andere Verbindungen entstanden sind und dass es ganz andere Bindungen gibt, als es uns gesagt wird.»

Das ist Unsinn. Denn Wolff bezieht sich auf die Krauss-Maffei Gruppe, die in der Tat im April 2016 von der China National Chemical Corp. Ltd. ChemChina gekauft wurde. Dieses Unternehmen stellt Maschinen und Anlagen für die Produktion und die Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk her. Mit der Herstellung von Panzern hat es nicht das Geringste zu tun. Die Behauptungen des Autors beruhen also auf einer schlichten Verwechslung. Lediglich ein Satz Wolffs aus dem Video kann unwidersprochen bleiben: «Das ist wirklich völlig absurd.»

(Stand: 1.2.2023)

Links

Facebook-Post, archiviert

Video, archiviert

Webseite KMW, archiviert

Eigentümer Rheinmetall, archiviert

Krauss-Maffei Gruppe, archiviert

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