Monate statt Tage

Entwicklung von Covid-Impfstoffen brauchte Zeit

28.12.2022, 15:54 (CET), letztes Update: 28.12.2022, 15:59 (CET)

Faktenfreie Behauptungen über Impfstoffe gegen Covid-19 sind fester Bestandteil vieler Verschwörungserzählungen. Eine davon: Angeblich wurden die Impfstoffe innerhalb weniger Tage produziert und auf den Markt gebracht.

Nach Ausbruch der Corona-Pandemie machten sich mehrere Pharmaunternehmen daran, Impfstoffe zu entwickeln. Sehr viel schneller als gewöhnlich wurden mehrere zugelassen und produziert. In sozialen Netzwerken wird gar behauptet, die gentechnisch hergestellten Impfstoffe gegen Covid-19 mit dem Botenmolekül mRNA seien «innerhalb von Tagen» hergestellt und auf den Markt gebracht worden - aber Fiebersaft für Kinder werde knapp. Stimmt das so?

Bewertung

Die Behauptung zu den Impfstoffen ist falsch. mRNA-Impfstoffe wurde nicht innerhalb weniger Tage hergestellt, es dauerte Monate, bis sie auf den Markt kommen konnten.

Fakten

Die Gensequenz des Ende 2019 in der chinesischen Provinz Wuhan erstmals aufgetretenen Virus wurde im Januar 2020 veröffentlicht. Daraufhin erklärte die WHO am 30. Januar 2020 zunächst offiziell eine «internationale gesundheitliche Notlage». Am 11. März 2020, wurde die Krankheit von der Weltgesundheitsorganisation WHO zu einer globalen Pandemie erklärt.

Am Ende desselben Jahres, nämlich am 11. Dezember 2020, erteilte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem von Biontech entwickelten und gemeinsam mit dem US-Hersteller Pfizer produzierten Covid-Impfstoff eine Notfallzulassung. Am 21. Dezember 2020 stimmte auch die EU-Arzneimittelbehörde EM einer bedingten Zulassung zu. Als zweiter mRNA-Impfstoff wurde das Vakzin des Herstellers Moderna am 6. Januar 2021 von dem EMA zugelassen.

Dies bedeutet, dass zwischen dem Bekanntwerden des Virus und der Zulassung der ersten Impfstoffe ziemlich fast ein Jahr vergangen ist.

Dass in diesem vergleichsweisen kurzen Zeitraum ein Impfstoff entwickelt werden konnte, hat unter anderem damit zu tun, dass Biontech nach eigenen Angaben bereits am 27. Januar 2020 mit der Entwicklung begann. Man habe sich entgegen der bisherigen Planung entschieden, «Ressourcen umzuwidmen», heißt es in einer ausführlichen Darstellung des Zeitablaufs, der von Biontech im Geschäftsbericht für 2020 (ab Seite 24) veröffentlicht wurde.

Das sogenannte «Project Lightspeed» (Projekt Lichtgeschwindigkeit) von Biontech beruhte demnach unter anderem darauf, dass man einerseits mit den Zulassungsbehörden einen sogenannten «Rolling-Review-Verfahren» vereinbart hatte: Das bedeutete, dass die verfügbaren Daten von klinischen Tests sofort an die Behörden übermittelt wurden, ohne sie zuvor etappenweise zu bündeln.

Andererseits gingen die Pharma-Unternehmen mit der Produktion ins Risiko: Sobald sie davon überzeugt waren, dass ihr Impfstoff die Genehmigung erhalten würde, begannen sie mit dessen Produktion. «Es wird mit der Produktion schon begonnen, während die Zulassung läuft», sagte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im September 2020.

Die in dem Sharepic ebenfalls enthaltene Behauptung, es handele sich bei der Impfung um eine «Gentherapie», ist falsch. Faktenchecker der dpa haben dies bereits mehrfach erläutert.

Eine Knappheit bei Fiebersäften für Kinder wurde von der Vizepräsidentin des luxemburgischen Apothekerverbandes, Danielle Becker-Bauer, laut einem Artikel in der Zeitung Tageblatt vom 15. Dezember 2022 grundsätzlich bestätigt. Allerdings sei die Lage deutlich entspannter als in Deutschland. Zudem könne man Kunden immer noch «gleichwertige Medikamente von anderen Marken» anbieten.

(Stand: 28.12.2022)

Links


Facebook-Post, archiviert
Lancet zu Corona-Virus, archiviert
WHO zu Notlage, archiviert
WHO-Erklärung, archiviert
Zulassung USA, archiviert
Zulassung EU, archiviert
Zulassung Moderna EU, archiviert
Biontech Geschäftsbericht 2020, archiviert
dpa-Bericht via Sueddeutsche.de, archiviert
Faktencheck dpa Gentherapie
Tageblatt zu Fiebersäften, archiviert
Bundesinstitut für Arzneimittel, archiviert

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