Kennedy und Monroe

Bizarre Behauptungen über Geld und Ufos

19.12.2022, 17:15 (CET), letztes Update: 19.12.2022, 17:22 (CET)

Tote können sich nicht wehren. Auch deswegen ranken sich um den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy und die Schauspielerin Marilyn Monroe seit Jahrzehnten wilde Gerüchte.

Zwei besonders hartnäckige Mythen um John F. Kennedy und Marilyn Monroe haben mit Geld und Außerirdischen zu tun. Der am 22. November 1963 in Dallas (Texas) erschossene US-Präsident wollte angeblich die Macht der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) brechen. Und Marilyn Monroe musste demnach sterben, weil sie von Kennedy über die Existenz von Außerirdischen erfahren hatte. Dies soll aber auch einer der Gründe gewesen sein, warum Kennedy getötet wurde, «bevor er mit der ganzen Welt sprechen konnte».

Bewertung

Die Behauptung über Kennedy und die Notenbank ist nachweislich falsch. Für die Behauptung über Monroe und ihr Wissen um «unidentifizierte Flugobjekte» (Ufos) von Außerirdischen gibt es keine belastbare Quelle.

Fakten

In einem Facebook-Post wird in fehlerhaftem Deutsch behauptet, Kennedy habe eine «Executive Order» unterzeichnet, mit der er «die amerikanische Währung den Menschen zurückgeben» wollte. Zugleich habe er dem «Federal Reserve Banking Cartel» die Macht nehmen wollen.

Monroe sei getötet worden, weil sie von Kennedy über den Roswell-Zwischenfall (im Post wird, wohl irrtümlicherweise, vom «Roosevelt Vorfall» gesprochen) erfahren habe. 1947 soll in der Nähe von Roswell (New Mexico) eine «fliegende Untertasse» mit Außerirdischen abgestürzt sein. Monroe habe vor ihrem Tod «allen die Wahrheit sagen» wollen. Auch Kennedy habe «der ganzen Welt die Existenz von Außerirdischen offenbaren» wollen. Unter anderem deshalb sei er getötet worden.

Zutreffend ist, dass Kennedy am 4. Juni 1963 die «Executive Order 11110» unterzeichnete. Sie ergänzte eine vorherige Anweisung vom 17. September 1951. Diese befasst sich mit Befugnissen des Präsidenten, die vom Finanzminister ausgeübt werden dürfen. In der «Executive Order 11110» wurde mitgeteilt, dass ergänzend zu den bisherigen Übertragungen von Befugnissen der Finanzminister auch ermächtigt wurde, Silberzertifikate gegen Silberbarren, Silber oder Silberdollars auszugeben.

Entgegen der oft verbreiteten Verschwörungserzählung war dies aber nicht der Versuch Kennedys, sozusagen am angeblichen «Kartell» der US-Notenbank vorbei Geld zu drucken. Im Gegenteil: Die Anweisung war Teil des Bemühens, den Wert der Ein-Dollar-Noten nicht mehr an den Wert des Silbers zu binden. Seit den 1930er-Jahren waren in den USA nicht nur Dollar-Münzen, sondern auch Banknoten (mit dem offiziellen Namen «Silber-Zertifikat») im Umlauf, deren Wert von den Silberreserven der Notenbank gedeckt war.

In einem Bericht über «Mythen und Wirklichkeit» des US-Währungssystems vom 31. Juli 1996, veröffentlicht vom wissenschaftlichen Dienst des US-Kongresses, heißt es, diese Währungsdeckung sei unproblematisch gewesen, solange der Wert eines Dollars über dem Materialwert des Silbers gelegen habe. Tatsächlich stieg aber der Wert des Silbers Anfang der sechziger Jahre stark an.

Kennedy hatte bereits im Januar 1962 in seinem Wirtschaftsbericht für den Kongress gefordert, den Dollar-Wert vom Silber zu lösen. Silber sei ein wichtiger Rohstoff für die Wirtschaft. «Es ist unökonomisch für die Regierung, große Mengen nützlichen Silbers in der sterilen Form von Währungsreserven einzuschließen», schrieb Kennedy. Tatsächlich wurde am 4. Juni 1963 die Verpflichtung der Regierung zur Deckung von Papiergeld mit Silberreserven aufgehoben.

Wegen der Aufhebung dieses Gesetzes wurde es nötig, für die Übergangszeit eine neue Rechtsgrundlage für den Finanzminister zu schaffen, um für eine Übergangszeit Banknoten («Silver Certificate») drucken zu können. Dies geschah noch bis Oktober 1964. Zugleich wurde der Minister ermächtigt, Geldscheine drucken zu lassen, die keinen Gegenwert in Silber mehr hatten.

Von einer Entmachtung der «Fed» könne keine Rede sein, heißt es in dem Papier des wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses: «Wenn überhaupt, dann hat Executive Order 11110 die Macht der Federal Reserve gestärkt und in keiner Weise eingeschränkt.» Zu dem gleichen Ergebnis kommt der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages in einem Gutachten zu den Verschwörungserzählungen vom Februar 2008. Darin heißt es unter anderem, mit einer «Executive Order», also einer Verwaltungsvorschrift, könne ohnehin kein Gesetz wie das über die US-Notenbank geändert oder außer Kraft gesetzt werden.

Dass Marilyn Monroe eine intime Beziehung sowohl zu Präsident Kennedy als auch zu dessen Bruder Robert Kennedy hatte, gilt als sicher. Dass sie ermordet wurde, weil sie Geheimnisse über außerirdische Wesen kannte und veröffentlichen wollte, ist hingegen nirgendwo belegt.

Monroe (36) wurde am 5. August 1962 in ihrem Haus in Los Angeles tot gefunden. Der Gerichtsmediziner stellte einen «wahrscheinlichen Selbstmord» fest. Dabei stützte er sich auf ihre psychischen Probleme und auf eine große Menge von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, die in ihrem Blut gefunden wurden. Diese offizielle Erklärung ist in einer Flut von Mutmaßungen, Fantasien und Verschwörungstheorien immer wieder angezweifelt worden.

Dazu gehört auch die Behauptung, Monroe habe von Präsident Kennedy über die Existenz von Außerirdischen erfahren und sei getötet worden, damit sie dieses Geheimnis nicht verrate. Zuletzt wurde diese Theorie im September 2021 in einem Buch des britischen Autors Nick Redfern («Diary of Secrets») wiederbelebt. Redfern ist seinem Blog zufolge auch Autor von Werken wie «Nessie», «Die Pyramiden und das Pentagon» oder «Der Affenmensch». Auch er bleibt einen Beweis für die Behauptung jedoch schuldig.

(Stand: 19.12.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Executive Order 11110, archiviert

Bericht wissenschaftlicher Dienst US-Kongress, archiviert

Wirtschaftsbericht Kennedys 1962, archiviert

Gutachten Wissenschaftlicher Dienst Bundestag, archiviert

The Independent zu Monroes Tod, archiviert

Buch Redfern, archiviert

Blog Redfern, archiviert

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