Australische Behörde betont Wert von PCR-Tests
20.5.2022, 15:02 (CEST)
Dass die PCR-Tests zur Feststellung von Corona-Infektionen nicht hundertprozentig fehlerfrei sind, ist unbestritten. Aber nun wird behauptet, die australischen Behörden hätten zugegeben, dass die Tests «sinnlos» seien und dass man zwei Jahre lang das Volk betrogen habe.
Bewertung
Es gibt keine australische Behörde, die die PCR Tests als «sinnlos» und als «Betrug am Volk» bezeichnet hat.
Fakten
In einem Facebook-Post wird ein Artikel der Webseite Report24.news verbreitet, die zur sogenannten Querdenkerszene in Österreich gezählt wird. Dieser Artikel behauptet schon in seiner Überschrift «Sinnlose PCR-Tests: Australische Behörde gibt zwei Jahre Betrug am Volk zu».
Eine australische Behörde habe «in der Beantwortung einer Anfrage endlich zugegeben, dass die Aussagekraft des PCR-Tests in Wahrheit gegen null tendiert», heißt es in dem Artikel. Dabei bezieht sich der Artikel auf eine Anfrage des rechtsgerichteten Senators Gerard Rennick, der auch als lautstarker Leugner des Klimawandels bekannt geworden ist, den er für die Erfindung von Verschwörern hält.
Rennick hatte am 11. November 2021 die australische Arzneimittelbehörde TGA (Therapeutic Goods Administration) gefragt, ob der PCR-Test «den Unterschied zwischen einem lebendigen und toten Virus erkennen» könne. Darauf erhielt er am 31.1.2022 eine Antwort. Diese Antwort enthält allerdings kein Eingeständnis, dass die PCR-Tests sinnlos seien. Ganz im Gegenteil: «PCR ist nach wie vor der wichtigste Test für die Diagnose einer COVID-19-Infektion», heißt es dort.
In der Antwort folgt dann der Satz: «PCR-Tests sind zwar hochempfindlich und weisen das genetische Material des SARs-CoV-2-Virus nach, können jedoch nicht zwischen lebenden und toten Viren unterscheiden.» Mit der Unterscheidung zwischen «lebenden und toten» Viren ist gemeint, dass nicht alle entdeckten Viren ansteckend und damit gefährlich sind.
In der Antwort wird deshalb darauf hingewiesen, dass die Virenlast eines infizierten Patienten bis zum Ausbruch der Covid-19-Symptome zunimmt und dann in der ersten Woche der Krankheit wieder abnimmt. Bei erkrankten Personen gebe es deshalb am Ende der ersten Woche nach dem Ausbruch häufig einen negativen PCR-Test. Die TGA fügt hinzu: «Manchmal, wenn das Virus nicht mehr lebendig ist und repliziert, können virale genetische Fragmente durch PCR nachgewiesen werden und führen zu schwach positiven Ergebnissen.»
Nirgendwo räumt die Behörde ein, PCR-Tests seien sinnlos und man habe die Bevölkerung belogen. Stattdessen betont sie in einem Papier vom 12. Januar 2022 erneut: «PCR-Tests gelten allgemein als besser geeignet, um das Vorhandensein des SARS-CoV-2-Virus nachzuweisen, und sind derzeit der Goldstandard für die Diagnose von COVID-19.» Diese Behauptung von «sinnlos» und «Betrug» wird nicht einmal von Senator Gerard Rennick erhoben, der am 14. Mai die Antwort der Regierung auf Facebook veröffentlichte und dies lediglich mit der Frage verband, warum ein positives Testergebnis nicht mit einem Bluttest gegengecheckt werde.
Die Tatsache, dass es bei PCR-Tests sowohl zu falsch-negativen als auch zu falsch-positiven Testergebnissen kommen kann, ist bekannt, seit es solche Tests gibt. Das australische Gesundheitsministerium hat bereits in einem im März 2020 veröffentlichten Papier darauf hingewiesen, dass Patienten in einigen Fällen auch nach einer überstandenen Erkrankung noch positiv getestet werden können. Schon damals hieß es: «Es ist wahrscheinlich, dass positive Tests kurz nach der Genesung auf eine anhaltende Ausscheidung von viraler RNA zurückzuführen sind und es ist zu beachten, dass PCR-Tests nicht zwischen "lebenden" Viren und nicht-infektiöser RNA unterscheiden können.»
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) hatte in seinem Epidemiologischen Bulletin vom Juni 2021 zur Problematik falsch-positiver Ergebnisse unter anderem geschrieben: «Bei korrekter Durchführung der PCR-Tests und fachkundiger Beurteilung der Ergebnisse gehen wir demnach von einer sehr geringen Zahl falsch-positiver Befunde aus, die die Einschätzung der Lage nicht verfälscht.»
(Stand: 20.05.2022)
Links
Antwort auf Anfrage, archiviert
Rennick auf Facebook, archiviert
Papier Gesundheitsministerium , archiviert