Behauptung über 25 Tote in Luxemburger Altenheim klar dementiert

28.1.2022, 16:00 (CET)

Unmittelbar nach einer Booster-Impfung gegen Covid-19 sollen in einem Altenheim in Luxemburg 25 Menschen gestorben sein. Dies jedenfalls wird in sozialen Netzwerken behauptet.

Bewertung

Für die Behauptung gibt es keinerlei Beleg. Das Altenheim weist die Aussage zurück, die zuständige Ministerin spricht von «Fake News».

Fakten

In einem Facebook-Post wird auf einem Sharepic behauptet: «Hier in Luxemburg in Niderkorn (sic) haben sie den Menschen in einem Altenheim den Booster gespritzt. 25 sind unmittelbar danach gestorben. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen.» Diese Behauptung löste eine Reihe von empörten Reaktionen anderer Facebook-Nutzer aus.

Der Post gibt Äußerungen des umstrittenen Arztes Benoît Ochs weiter. Der Arzt ist einer der bekanntesten Vertreter der Corona-Impfgegner in Luxemburg und klagt derzeit gegen ein einjähriges Berufsverbot. Beim Betreten eines Gerichts in Luxemburg hatte er am 26. Januar 2022 behauptet, in einem Altersheim in Niederkorn (auch Niedercorn) seien unmittelbar nach einer Boosterimpfung 26 Personen gestorben. Beweise oder Quellen dafür nannte er nicht.

Das Unternehmen Servior, das in Luxemburg 15 Wohneinrichtungen einschließlich des Altenheims in Niederkorn betreibt, dementierte am 27. Januar 2021 die Behauptungen von Ochs. Es handele sich um «verleumderische Äußerungen»: «Es handelt sich wohlgemerkt um eindeutige Lügen, die in den sozialen Medien weiterverbreitet wurden und von Servior nachdrücklich und in ihrer Gesamtheit dementiert werden», heißt es in einer Erklärung des Unternehmens, die auch der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt.

Diese Presseerklärung wurde von der für Altenheime zuständigen luxemburgischen Familienministerin Corinne Cahen per Twitter weiterverbreitet und wie folgt kommentiert: «Fake News darf man nicht einfach stehen lassen. Hier ist eine Pressemitteilung von @ServiorL über Falschbehauptungen, die gestern gemacht wurden.» Sie versicherte den Bewohnern und dem Personal des Altenheimes ihre Solidarität.

Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte der dpa Äußerungen, die sie zuvor schon im Gespräch mit der luxemburgischen Zeitung «L’Essentiel» gemacht hatte: «Das sind Lügen, eine Erfindung. Es gibt keinen einzigen Todesfall, der mit der Impfung in Zusammenhang steht. Im Gegenteil, die gesundheitliche Situation verbessert sich seit der Einführung der dritten Dosis», sagte sie.

Ochs sagte Medienberichten zufolge, er habe die Zahl von zwei Krankenschwestern genannt bekommen. Er habe aber nie sagen wollen, dass diese Todesfälle auf die Impfung zurückzuführen seien. Er habe sich lediglich «Gedanken gemacht».

Möglicherweise handelt es sich auch um einen Irrtum oder eine Verwechslung. Tatsächlich war das Altenheim in Niederkorn Anfang 2021 - lange vor den Booster-Impfungen - ein sogenannter Cluster der Covid-19-Infektionen. Seit Februar 2021 hatten sich 84 Heimbewohner sowie 40 Heim-Angestellte infiziert. 22 Personen waren gestorben. Die meisten Bewohner waren am 18. Februar 2021 erstmals geimpft worden.

Der luxemburgische Gesundheitsdirektor Jean-Claude Schmit hatte versichert, die Infektionen seien nicht von der Impfung ausgelöst worden. Vielmehr sei das Virus auf mehreren Wegen gleichzeitig in das Altenheim eingedrungen. Ministerin Cahen hatte am 23. März 2021 laut einem Bericht des «L’Essentiel» auf die Frage, ob die Todesfälle durch bessere Vorsichtsmaßnahmen oder frühere Impfungen vermeidbar gewesen seien, geantwortet: «Ja, sicherlich.»

(Stand: 28.01.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Prozess gegen Ochs, archiviert
Presseerklärung, archiviert
L’Essentiel 1, archiviert
L’Essentiel 2, archiviert

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-luxembourg@dpa.com