Olaf Scholz war kein Mitglied der RAF

10.12.2021, 12:42 (CET)

Der neue deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz war in seiner Jugend sozialistisch und politisch eher «links» ausgerichtet. Angeblich, so wird in sozialen Medien jetzt behauptet, war er sogar Mitglied der RAF. Mit dieser Abkürzung ist die «Rote Armee Fraktion» gemeint, eine vor allem in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre in Deutschland aktive Terrorgruppe.

Bewertung

Olaf Scholz war niemals Mitglied der RAF.

Fakten

In einem Facebook-Post wird, illustriert von einer Grafik mit Scholz und den Worten «Nicht mein Kanzler», behauptet: «Er war früher bei der RAF, wie kann so einer Kanzler werden.» Diese Behauptung ist falsch.

Scholz wurde laut offizieller Biografie im Juni 1958 in Osnabrück geboren. Er wuchs in Hamburg auf. Scholz machte 1977 das Abitur am Gymnasium Hamburg-Rahlstedt, studierte dann bis 1984 Jura, leistete 1984 und 1985 seinen Zivildienst ab und arbeitete seit 1985 als Rechtsanwalt.

Scholz war von 1982 bis 1988 stellvertretender Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten (Jusos), der Jugendorganisation der SPD. Von 1987 bis 1989 war er auch Vizepräsident der Internationalen Union der Sozialistischen Jugend, zu deren Mitgliedern wiederum die Jusos in der SPD gehören.

Als stellvertretender Juso-Vorsitzender besuchte er 1984 unter anderem Ost-Berlin und wurde dort von SED-Politbüro-Mitglied Egon Krenz empfangen. Über diesen Besuch wurde unter anderem von der DDR-Nachrichtensendung Aktuelle Kamera berichtet.

Zu den Bildern dieser Sendung wurde am 1. November 2021 auf Facebook eine Fotomontage verbreitet, mit der der Eindruck erweckt werden soll, als habe Scholz damals in Ost-Berlin vor einem Logo der RAF posiert. Abgesehen davon, dass ein solcher Auftritt politisch nicht plausibel gewesen wäre, ist auch bei Betrachtung der Originalbilder des DDR-Fernsehens klar ersichtlich, dass Scholz nicht vor einem RAF-Emblem saß. Über dieses Foto hat Correctiv kürzlich einen Faktencheck veröffentlicht.

Am 5. September 1987 nahm Scholz in Wittenberg an einer von der DDR-Jugendorganisation FDJ organisierten «Manifestation der Jugend» teil und forderte dort in einer Rede Entspannung und Abrüstung.

Scholz bewegte sich damals zwar im eher linken Teil der SPD, hatte aber niemals irgendetwas mit der Roten Armee Fraktion zu tun. Sein Name tauchte niemals in irgendeinem Zusammenhang mit der Fahndung nach Terroristen der RAF und/oder der sogenannten Baader-Meinhof-Bande auf.

Dementsprechend fehlt sein Name in sämtlichen seriösen Publikationen über die Geschichte der RAF, beispielsweise in dieser Darstellung der Bundeszentrale für Politische Bildung. Auch das Bundeskriminalamt hat in einer Reihe von Papieren über die Rote Armee Fraktion nirgendwo den Namen von Olaf Scholz auch nur erwähnt.

(Stand: 10.12.2021)

Links

Facebook-Post, archiviert
Scholz offizielle Biografie, archiviert
Scholz über sich auf SPD-Seite, archiviert
Aktuelle Kamera über Scholz-Besuch, archiviert

Correctiv-Faktencheck, archiviert
Scholz-Rede Wittenberg
Fahndungsplakat RAF, archiviert
BPB über RAF, archiviert
BKA über RAF, archiviert

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