Luxemburgische Corona-Zahlen beweisen keine Gefahr durch Geimpfte

In den luxemburgischen Krankenhäusern sind manche Patienten, die wegen Covid-19 behandelt werden, vollständig geimpft. Bedeutet dieser Umstand, dass die Impfung nicht wirkt und dass von den Geimpften eine Gefahr ausgeht?

Bewertung

Die Impfung wirkt, auch wenn eine vergleichsweise kleine Zahl von Geimpften an Covid-19 erkrankt. Die verbreiteten Zahlen sind aus dem Zusammenhang gerissen. Tatsächlich zeigen sie, dass Geimpfte besser geschützt sind als Nichtgeimpfte.

Fakten

In einem Facebook-Post wird ein Ausschnitt aus einem Wochenbericht des luxemburgischen Gesundheitsministeriums über die Zeit vom 27. September bis 3. Oktober 2021 gezeigt. In dem Post wird angesichts verschiedener Corona-Zahlen die rhetorische Frage gestellt: «Wer ist denn nun eine Gefahr für wen?» Dies wird verbunden mit der Äußerung: «Lasst uns in Ruhe und lasst unsere Kinder in Ruhe.»

Der Post behauptet im Einzelnen, in Krankenhäusern seien «50,8 Prozent nicht geimpft, 49,2 Prozent geimpft». Von den positiv Getesteten seien «29,5 Prozent nicht geimpft und 70,5 Prozent teils bis vollständig geimpft».

Diese Zahlen stimmen so nicht. Zunächst einmal unterscheidet das Papier des Gesundheitsministeriums zwischen Patienten in normalen Krankenhaus-Stationen und solchen in Intensivstationen. Von den Patienten in den Normalstationen sind 18,1 Prozent vollständig geimpft und 64,6 Prozent nicht geimpft gewesen. 17,3 Prozent waren nur teilweise geimpft. Sie werden in dem Post fälschlicherweise den Geimpften zugerechnet. In den Intensivstationen waren 24,6 Prozent der Patienten vollständig geimpft, während 50,8 Prozent nicht geimpft waren und weitere 24,6 Prozent teilweise geimpft waren.

Die im Facebook-Post behaupteten 49,2 Prozent ergeben sich nur, wenn auch hier die teilweise Geimpften als vollständig geimpft gerechnet werden. Tatsächlich unterscheiden Mediziner genau zwischen teilweise und vollständig Geimpften, weil man nach der Impfung «nicht sofort gegen COVID-19 geschützt» ist, wie die Behörden in ihren Merkblättern betonen.

Innerhalb der fraglichen Woche wurden in Luxemburg lediglich 16 Personen auf den normalen Stationen der Krankenhäuser behandelt, acht auf Intensivstationen. Die Umrechnung in Prozentangaben wirkt anders: Die relativ geringe Zahl von Patienten erwecke so den Eindruck, als sei der Anteil von vollständig geimpften Patienten relativ hoch, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. 

Den Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge wurden in der fraglichen Woche insgesamt 591 Personen positiv auf COVID 19 getestet. Davon waren 36,7 Prozent vollständig geimpft. Teilweise geimpft waren 33,8 Prozent. Nicht geimpft waren 29,5 Prozent. Auch hier zählt der Facebook-Nutzer die teils und vollständig Geimpften zusammen. In einer Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums heißt es hingegen korrekt, 63,3 Prozent der Neuinfizierten seien nicht oder nur teilweise geimpft gewesen.

Der Anteil der erkrankten Geimpften muss im Verhältnis zum Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung betrachtet werden. Je größer der Anteil der geimpften Bevölkerung ist, desto größer ist die Chance, dass auch Geimpfte unter den Erkrankten sind.

Etwa drei Viertel der luxemburgischen Bevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Premierminister Xavier Bettel bezifferte die Impfquote am 8. Oktober 2021 auf 73,8 Prozent. Anders ausgedrückt: Der Anteil der geimpften Infizierten liegt weit unter dem Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung.

Dass die Impfung wirkt, zeigt sich aber vor allem in den Zahlen über den Impfstatus der in Krankenhäusern behandelten Patienten. Demnach liegt der Anteil der vollständig Geimpften an den Krankenhauspatienten bei nur 18,1 Prozent - obwohl sie 73,8 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Zugleich liegt der Anteil der Ungeimpften und teilweise Geimpften an der Bevölkerung bei nur 26,2 Prozent, doch stellt diese Gruppe 81,9 Prozent der COVID-Patienten in den Krankenhäusern. Auch in den Intensiv-Stationen ist der Anteil der Ungeimpften mit 50,8 Prozent deutlich höher als jener der geimpften Patienten. Würde man die nicht vollständig Geimpften dazuzählen, wäre die Differenz noch größer.

(Stand: 13.10.2021)