Schnelltests sind viel zuverlässiger als oft geglaubt
13.4.2021, 20:08 (CEST)
Die Frage, wie zuverlässig Corona-Schnelltests sind, wird vor allem von Gegnern von Testangeboten oder Testverpflichtungen immer wieder aufgeworfen. In Facebook-Posts in Luxemburg wird behauptet, die Schnelltests seien «zu 80 Prozent Falschtests».
BEWERTUNG: Die Behauptung, Corona-Schnelltests seien «zu 80 Prozent Falschtests», ist falsch. Tatsächlich sind die Tests deutlich zuverlässiger und aussagekräftiger.
FAKTEN: In einem Facebook-Post (hier archiviert) geht es um Schnelltests zur Erkennung von Covid-19-Infektionen bei Besuchern von Altenheimen in Luxemburg. «Sie wissen, dass die Schnelltests zu 80 Prozent Falschtests sind», heißt es in dem Post.
Die Behauptung von 80 Prozent «Falschtests» wird in dem Post nicht belegt. Mitteilungen in den sozialen Medien über eine angeblich große Unzuverlässigkeit von Schnelltests stützen sich aber häufig auf nicht oder falsch verstandene Angaben des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI). So wurde in einem anderen Post (hier archiviert) unter Berufung auf das RKI beispielsweise sogar behauptet, 98 Prozent der positiv Getesteten seien «falsch positiv».
Schnelltests müssen eine Reihe von Mindestanforderungen der Weltgesundheitsorganisation WHO erfüllen, die in Deutschland vom Paul-Ehrlich-Institut überwacht werden. Dazu gehört vor allem die Bedingung, dass durch die Tests mindestens 97 von 100 Gesunden als solche erkannt werden (Spezifizität) und dass mindestens 80 von 100 Infizierten als infiziert erkannt werden (Sensitivität).
In einer Infografik (hier archiviert) hat das RKI die Zuverlässigkeit von Schnelltests umfassend erläutert. Dabei wird betont, die Aussagekraft von Schnelltests hänge stark vom Anteil der Infizierten unter den Getesteten ab.
In dieser Infografik rechnet das RKI vor, wie unterschiedlich die Ergebnisse bei gleichen Werten von Spezifizität und Sensitivität sein können.
Im ersten Fall sind nur 5 von 10 000 Getesteten tatsächlich infiziert. Von den 5 Infizierten werden 4 als positiv getestet, der fünfte jedoch, eigentlich ebenfalls positiv, bekommt ein negatives Testergebnis (falsch negativ). Von den 9995 Nicht-Infizierten werden 9795 negativ getestet. Die 200 übrigen werden jedoch positiv getestet, obwohl sie eigentlich negativ sind (falsch positiv). In diesem Fall ergibt sich ein Verhältnis von vier richtig positiv zu 200 falsch positiv Getesteten. Wer in diesem Beispiel positiv getestet wurde, hat also eine Wahrscheinlichkeit von nur 2 Prozent, dass er tatsächlich positiv ist.
Im zweiten Fall sieht das ganz anders aus: Hier werden 1000 Infizierte bei 10 000 Getesteten angenommen. Es gibt also 1000 Infizierte und 9000 Nicht-Infizierte. Richtig positiv getestet werden 800, falsch negativ getestet werden 200. Von den 9000 Nicht-Infizierten werden 8820 richtig negativ getestet, 180 aber falsch positiv. Wer in dieser Gruppe positiv getestet wurde, hat eine Wahrscheinlichkeit von 81,6 Prozent, dass er tatsächlich positiv ist.
Einfacher ausgedrückt bedeutet dies: Im ersten Fall (wenige Infizierte in der Gruppe von 10 000 Menschen) liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der negative Test stimmt, bei 99,99 Prozent. Im zweiten Fall (viele Infizierte in der Gruppe) liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein negatives Testergebnis stimmt, immer noch bei 97,8 Prozent.
Schnelltests sind also nicht «zu 80 Prozent Falschtests», sondern durchaus aussagekräftig - das gilt ganz besonders bei negativem Testergebnis.
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Links:
Facebook-Post: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=193227355922985&set=a.152588349986886&type=3&theater (archiviert: https://archive.ph/BY6pF)
Post mit falschen Angaben: https://www.facebook.com/roman.braun/posts/10159749689083357
(archiviert: https://archive.is/6uJSG)
Mindestanforderungen Schnelltests: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/mindestkriterien-sars-cov-2-antigentests-01-12-2020.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (archiviert: http://dpaq.de/iwndi)
Infografik RKI: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Infografik_Antigentest_PDF.pdf?__blob=publicationFile (archiviert: https://archive.ph/YuO4C)
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