Außenminister Maas verlor seine Kreditkarte lange vor der Quarantäne
2.10.2020, 17:25 (CEST)
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wird in sozialen Netzwerken verdächtigt, ein «Quarantänebrecher» zu sein. Weil er seine Kreditkarte in einem Berliner Supermarkt verloren habe, nachdem er wegen einer Corona-Infektion offiziell in häusliche Quarantäne gegangen sei, sei er als Politiker entlarvt worden, der sich nicht an die Regeln halte. Ist dieser Vorwurf begründet?
BEWERTUNG: Das Missgeschick mit der Kreditkarte ist dem Außenminister lange vor der Corona-Quarantäne geschehen. Deshalb ist er kein «Quarantänebrecher».
FAKTEN: Das Auswärtige Amt teilte am 23. September in einer Pressemitteilung mit, dass sich der Minister an diesem Tage «wegen der Covid-19-Infektion eines Mitgliedes seines Personenschutzkommandos in Quarantäne gemäß des Infektionsschutzgesetzes begeben» habe . Am 25. September sagte eine Sprecherin des Ministeriums, Maas bleibe bis zum 4. Oktober in Quarantäne.
Am 29. September twitterte die Zeitung «B.Z.», Maas habe seine Kreditkarte in einem Supermarkt in Berlin-Dahlem verloren. Das Blatt bezog sich auf den ihm vorliegenden Brief einer Mitarbeiterin des Ministers an die Berliner Polizei. Darin heißt es, der Minister bedanke sich bei den Polizeibeamten des Abschnitts 45 Berlin-Steglitz. Sie hätten «großen Einsatz im Fall der verlorenen Kreditkarte des Ministers gezeigt». Die Zusammenarbeit sei «sehr angenehm, zuvorkommend und ergebnisorientiert» gewesen.
Das Datum, Aktenzeichen und andere Angaben auf der rechten oberen Seite des von der BZ veröffentlichten Briefes sind unleserlich gemacht. Die dpa und andere Medien berichteten bereits am 29. September, Maas habe die Kreditkarte im Juli verloren. Es gebe also keinen Verstoß gegen die Quarantänebestimmungen.
Die Mitteilung über die Quarantäne vom 23. September und die Berichterstattung über die verlorene Kreditkarte vom 29. September haben auf Twitter und Facebook zu einer Reihe von Postings geführt, in denen Maas des Verstoßes gegen die Quarantänebestimmungen beschuldigt wird. Das Auswärtige Amt bestätigte auf Anfrage, dass der in der «B.Z.» abgedruckte Dankesbrief authentisch sei. Zum genauen Datum des Kreditkartenverlust wolle man aber keine Angaben machen. Aus Berliner Polizeikreisen wurde hingegen bestätigt, dass Maas die Kreditkarte schon «Ende Juli» verloren habe.
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Links:
Facebook-Posting: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1267103896960762&id=100009834901731 (archiviert: https://archive.vn/1LOPj)
https://www.facebook.com/werner.bolz.3701/posts/371166540693117 (archiviert: https://archive.vn/ymJnt)
Auswärtiges Amt zu Maas-Quarantäne: https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-covid-19/2396370
Bericht BZ vom 29. September: https://www.bz-berlin.de/berlin/steglitz-zehlendorf/heiko-maas-verliert-kreditkarte-in-berliner-supermarkt
Tweet BZ zum Brief: https://twitter.com/Reporter_Flash/status/1310859356859240448 (archiviert: http://dpaq.de/ZpUjQ)
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