Kein Schlusslicht beim Wachstum
Deutschland ist eine globale Wirtschaftsmacht
4.10.2024, 10:53 (CEST)
Desinformation funktioniert oft über die Erzeugung negativer Emotionen. Eine beliebte Methode ist dabei, die Dinge schlechter darzustellen als sie eigentlich sind. So geschehen im aktuellen Beispiel: In sozialen Netzwerken verbreitet sich die Mitteilung, Deutschland stünde beim Wirtschaftswachstum weltweit auf dem allerletzten Platz.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch. Sowohl innerhalb Europas als auch weltweit weisen eine Reihe von Ländern schlechtere Wachstumszahlen als Deutschland auf.
Fakten
Die Behauptung findet sich in einem Artikel der «Freien Welt». Darin heißt es, Deutschland belege von 195 «gelisteten» Staaten Rang 195. Eine Quelle für die angebliche Liste wird nicht angeführt. Auch in einer Wahlkampfrede der Partei Bündnis Deutschland in Dresden, auf die sich der Artikel offenbar bezieht, sagt der Redner nichts zur Herkunft der behaupteten Zahlen (ab 10:33).
In einer Auflistung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das jährliche Wirtschaftswachstum 2024 wird Deutschland mit 0,2 Prozent zwar im hinteren Bereich angeführt. Acht Länder weisen laut IWF allerdings geringere Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf, darunter Argentinien, Estland und Ecuador. Schweden liegt mit 0,2 Prozent Wirtschaftswachstum gleichauf mit Deutschland. Für einige Länder liegen dem IMF keine aktuellen Daten vor.
Auch in den aktuellen BIP-Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat liegt Deutschland nicht auf dem letzten Platz. Für das zweite Quartal 2024 weist Deutschland im Vergleich zum Vorquartal minus 0,1 Prozent Wachstum auf. Damit liegt die Bundesrepublik auch hier eher im hinteren Bereich. Unter anderem Irland, Ungarn und Österreich weisen allerdings noch schlechtere Zahlen auf.
Zudem fehlt der Behauptung wichtiger Kontext. Deutschland gehört nach wie vor zu den führenden Wirtschaftsnationenweltweit. Lediglich die USA und China weisen eine deutlich größere Wirtschaftskraft als die Bundesrepublik auf. Ein jährliches Wirtschaftswachstum von fast 34 Prozent wie es der IWF für Guyana angibt, ist für einen sich entwickelnden Kleinstaat erreichbar, für eine etablierte Wirtschaftsmacht allerdings völlig unrealistisch.
(Stand: 3.10.2024)
Links
Behauptung bei Facebook (archiviert)
Behauptung bei Facebook II(archiviert)
«Freie Welt»-Artikel(archiviert)
Rede im Wahlkampf (archiviert)
BPB über Bündnis Deutschland (archiviert)
Über Markus Krall (archiviert)
IWF-Auflistung Wirtschaftswachstum 2024 (archiviert)
Weltweiter BIP-Vergleich des IWF (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.