Kein Verfahren ums Gendern
Irischer Lehrer missachtete gerichtliches Zugangsverbot
17.9.2024, 12:33 (CEST)
Die Polizei soll gegen einen Lehrer in Irland vorgegangen sein, «weil er nicht die Transideologie anerkennen und lehren» wollte. Dafür sei er verhaftet worden, behaupten Nutzer im Internet. Mitunter wird dazu ein Video der Festnahme verbreitet. Wer sich die Geschichte der ehemaligen Lehrkraft an der Wilson's Hospital School in Heathland genauer anschaut, kommt zu einem anderen Schluss.
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Enoch Burke wurde verhaftet, weil er gegen Gerichtsentscheidungen verstoßen hatte. Er kehrte wiederholt an seine Schule zurück, die ihn erst suspendiert und später entlassen hatte, obwohl ein Gericht ihm das Erscheinen dort verbot. Die Affäre begann zwar mit einem Streit darum, wie ein Kind in dem Internat angesprochen werden wollte, doch das war nicht Anlass der Festnahme.
Fakten
Am 2. September wurde Enoch Burke auf dem Gelände der Wilson's Hospital School im irischen Heathland festgenommen.
Burke war erneut auf das Schulgelände zurückgekehrt, obwohl ihm das aufgrund einer richterlichen Entscheidung untersagt war. Weil er gegen das Zugangsverbot verstieß und damit das Gericht missachtete, schickte Richter Michael Quinn ihn in eine Art Beugehaft.
Wiederholte Verstöße
Es war bereits die dritte Festnahme Burkes wegen Missachtung einer richterlichen Entscheidung. Die Schule hatte den Lehrer für Deutsch und Geschichte bereits am 24. August 2022 bei vollem Gehalt von seinen Aufgaben freigestellt, um das Ergebnis eines Disziplinarverfahrens gegen ihn abzuwarten.
Burke soll sich laut der Zeitung «The Irish Times» geweigert haben, ein Schulkind, das sich in einer Geschlechtsumwandlung befand, mit dem neuen Vornamen und dem Pronomen «they» (sie) anzusprechen. Der Schulleiter hatte die Lehrer gebeten, diesem Schülerwunsch zu entsprechen.
Obwohl Burke damals vorübergehend nicht in der Schule erscheinen sollte, tat er das weiterhin. Am 30. August 2022 trug ein Richter Burke auf, den Beschluss der Schule zu befolgen und das Schulgelände bis auf Weiteres nicht zu betreten. Weil er diese Gerichtsentscheidung missachtete, wurde Burke im September 2022 zum ersten Mal festgenommen und inhaftiert.
Vor Gericht ging es nur um das Zugangsverbot
Damals sagte Burke vor Gericht, dass er die Entscheidung «nach Ehre und Gewissen» nicht befolgen könne. Wegen seiner christlichen Überzeugungen weigere er sich, «einen Jungen ein Mädchen zu nennen».
Der irischen Zeitung zufolge betonte der Richter hingegen, dass der richtige Ort zur Erörterung von Burkes Gewissensfragen das Disziplinarverfahren an der Schule sei. Vor Gericht gehe es allein um Burkes Weigerung, die richterliche Entscheidung zum Zugang zur Schule zu respektieren.
Auch nach seiner Entlassung kam er wieder
Im Dezember 2022 wurde Burke aus der Haft entlassen, im Januar 2023 entließ die Schule ihn im Zuge des Disziplinarverfahrens. Dennoch tauchte der Ex-Lehrer weiter an dem Internat auf und wurde deshalb im September 2023 erneut festgenommen. Im Juni 2024 wurde er wieder freigelassen, doch er weigerte sich auch weiterhin, die Zugangsverbote zu befolgen. Wegen weiterer Verstöße wird Burke im September 2024 ein weiteres Mal ins Mountjoy Gefängnis in Dublin gesteckt.
Anhänger stellen Burke als Opfer dar
Eine längere Version des Videos auf Facebook wurde ursprünglich auf einem X-Profil mit dem Namen von Enoch Burke geteilt. Der Account, der einem Eintrag zufolge von dessen Bruder geführt wird, beschreibt Enoch Burke als irischen Lehrer, der «für seine Weigerung, die Transgender-Ideologie zu befolgen», inhaftiert wurde.
Vor Gericht ging es aber nicht um die Verwendung eines bestimmten Vornamens und Pronomens, sondern ausschließlich um die Durchsetzung eines richterlichen Zugangsverbots.
(Stand: 17.09.2024)
Links
Irish Times über Fall Burke I, II, III & IV (archiviert I, II, III & IV)
RTE über Fall Burke I & II (archiviert I & II)
BBC über Fall Burke (archiviert)
Über Missachtung des Gerichts (archiviert)
The Journal über Fall Burke (archiviert)
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