Manipulierte Rechnung

Autohaus dementiert Falschinformationen zu Olena Selenska

12.07.2024, 18:13 (CEST)

Immer wieder wird dem Ehepaar Selenskyj fälschlicherweise vorgeworfen, westliche Finanzhilfen zu veruntreuen. Mehrere Hinweise entlarven die Desinformation aber auch in diesem Fall.

Ein exklusiver Sportwagen ist für viele Menschen ein Traum. Für die ukrainische First Lady Olena Selenska ist er angeblich in Erfüllung gegangen. Glaubt man Behauptungen in den sozialen Medien, hat sie in Paris einen Bugatti Tourbillon zum Preis von 4,5 Millionen Euro gekauft. Ein Foto der angeblichen Rechnung und ein Video eines angeblichen Bugatti-Mitarbeiters sollen als Beweis dienen. Doch stimmt die Geschichte?

Bewertung

Nein, Olena Zelenska hat kein solches Fahrzeug gekauft. Das bestätigte Bugatti Paris. Mehrere Hinweise deuten zudem auf eine manipulierte Rechnung hin.

Fakten

Ein «Hybrid-Hypercar» - so wird der Bugatti Tourbillon beschrieben. Das Modell wird im Jahr 2026 in einer limitierten Auflage von 250 Stück auf den Markt kommen. Das Autohaus, in dem Olena Selenska ein solches Fahrzeug erworben haben soll, bezeichnete die Behauptungen auf Instagram als «Fehlinformation». Man habe deshalb Anzeige wegen Dokumentenfälschung und Verleumdung erstattet.

In dem Statement erklärt die Firma «Car Lovers Group», die das Autohaus betreibt, die angebliche Rechnung sei eine Fälschung. Der Preis des Fahrzeugs sei falsch, und die Beschreibung und die Preise der Optionen seien ebenfalls ungenau. Auch der Mann, der sich in dem verbreiteten Video als Mitarbeiter ausgibt, arbeitet demnach nicht für das Unternehmen.

Rechnung liefert deutliche Hinweise auf Manipulationen

Tatsächlich lassen sich auf der vermeintlichen Rechnung einige Auffälligkeiten erkennen. Die Buchstaben im Logo von Bugatti weichen vom Original-Logo ab. Es ist zudem keine Mehrwertsteuernummer zu sehen, obwohl dies auf Rechnungen vorgeschrieben ist. Außerdem sollte die Kontonummer eine IBAN-Struktur aufweisen, was nicht der Fall ist. Stattdessen ist ein australischer BSB-Code angegeben. Auch eine Währung ist nirgends zu sehen.

Die Falschbehauptung verbreitete sich über eine französische Website, die inzwischen offline ist. Die Domain wurde erst wenige Tage vor Erscheinen des Artikels registriert und gibt keine Auskunft darüber, wer genau hinter der Website steckt und auf welche Quellen sie sich beruft. Ein weiterer Hinweis, dass der Behauptung nicht zu trauen ist. Dennoch übernahm die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti die angebliche Meldung mit der Website als einziger Quelle.

Dem Ehepaar Selenskyj wurde in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, mit westlicher finanzieller Unterstützung Luxuskäufe zu finanzieren. Von einer Goebbels-Villa über ein Casino auf Zypern, teuren Cartier-Schmuck bis hin zu einem Anwesen des britischen Königs Charles: All diese Behauptungen konnten als Desinformation enttarnt werden.

(Stand: 12.7.2024)

Links

NZZ über Bugatti Tourbillon (archiviert)

Fachblatt über Bugatti Tourbillon (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Selenska und Cartier

dpa-Faktencheck zu Goebbels-Villa

dpa-Faktencheck zu Casino auf Zypern

dpa-Faktencheck zu Anwesen von König Charles

Statement von Autohaus (archiviert)

Informationen zu «Car Lovers Group» (archiviert)

Informationen zur IBAN-Struktur (archiviert)

Informationen zur BSB-Nummer (archiviert)

RIA Novosti-Bericht (archiviert)

Archivierte Informationen zur Domain der französischen Seite

Archivierte französische Seite mit Behauptung

Archiviertes Video mit angeblichen Mitarbeiter

X-Post mit Behauptung (archiviert)

Post auf X mit angeblicher Rechnung (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.