Gut fürs Klima

CO2 aus Raffinerie unterstützt Gemüseanbau in den Niederlanden

28.6.2024, 13:19 (CEST)

Wenn in Gewächshäusern intensiv Landwirtschaft betrieben wird, kann das CO2 knapp werden. Hier kann unter Umständen eine Raffinerie helfen.

Obwohl die Prozesse, die zur Erwärmung der Atmosphäre führen, weitgehend verstanden sind, stellen einige weiter infrage, ob Kohlendioxid (CO2) tatsächlich negative Auswirkungen hat. «In Holland werden Gewächshäuser von der Firma Linde, direkt per Pipeline von der Bohrinsel mit CO2 beliefert, Tonnenweise!», heißt es auf einem Sharepic, das bei Facebook und X geteilt wird (Schreibweise im Original). CO2 ist also kein Problem, sondern ein Rohstoff? «Und du bezahlst eine CO2-Steuer...», heißt es weiter. »Verstehst Du oder oder schläfst du?»

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Es gibt tatsächlich Pipelines in den Niederlanden, die CO2 in Gewächshäuser leiten, um das Pflanzenwachstum zu unterstützen - allerdings aus einer Ölraffinerie, nicht von einer Bohrinsel. Das Foto zeigt hingegen eine Wasserstoff-Verflüssigungsanlage in Leuna.

Fakten

Erstmal ganz grundsätzlich: Pflanzen betreiben tagsüber Photosynthese. Dabei wandeln sie Kohlenstoffdioxid (CO2) in Sauerstoff (O2) um. Dieser Prozess hängt vom Licht ab und findet im Dunkeln nicht statt. Deshalb betreibt die Pflanze nachts Zellatmung. Dabei werden Glukose und Sauerstoff verbraucht, während Wasser und CO2 freigesetzt werden.

Für die Photosynthese benötigen Pflanzen also CO2. In einem geschlossenen Raum wie einem Gewächshaus kann das Gas knapp werden, wenn dort vielen Pflanzen wachsen. Findige Gemüsebauer in den Niederlanden haben dafür in den 1990er Jahren über ihre Heizung CO2 in ihre Gewächshäuser umgeleitet. Das hat den Pflanzen zwar geholfen, der Energieverbrauch war allerdings immens und ineffizient.

Pipeline aus Ölraffinerie versorgt Gewächshäuser

Daher kamen zwei Ingenieure auf die Idee, überschüssiges CO2 aus der Industrie in Gewächshäuser umzuleiten. In den Niederlanden liegen nur keine Pipelines aus einer Bohrinsel, sondern aus einer Raffinerie des Ölkonzern Shell in Pernis. Die Linde-Tochter Hoek Loos stieg bei dieser Unternehmung ein.

Im September 2005 ging das Projekt unter dem Namen Ocap in Betrieb. Die Abkürzung steht für «Organisches CO2 für die Assimilation in Pflanzen». Zusammen mit dem Baukonzern VolkerWessels gründeten sie ein Joint Venture und stellten gemeinsam 100 Millionen Euro zur Verfügung, um die erforderlichen Kompressorstationen zu errichten, die alte Pipeline wieder in Betrieb zu nehmen und das Verteilernetz zu den Gewächshäusern auszubauen.

Das Vorgehen hat bis heute Bestand. Das Foto des Sharepics zeigt jedoch nicht eine Anlage in den Niederlanden. Vielmehr ist eine Wasserstoff-Verflüssigungsanlage am Linde-Produktionsstandort in Leuna in Sachsen-Anhalt zu sehen. Diese hat also weder etwas mit CO2 noch mit dem Ocap-Projekt in den Niederlanden zu tun.

Erhöhte CO2-Werte durch Klimawandel schaden Pflanzen

CO2 in Gewächshäuser für besseres Pflanzenwachstum einzuleiten, ist nicht gleichzusetzen mit steigenden Kohlendioxid-Werten in der Erdatmosphäre. Hier und da liest man das Argument, dass eine höhere CO2-Konzentration in unserer Luft positive Effekte auf die Vegetation hätten. Sprich: Mehr CO2, mehr Pflanzenwachstum und damit einen grüneren Planeten.

Doch so einfach ist es nicht: Auf manche Pflanzenarten wirkt eine höhere CO2-Konzentration zwar wachstumsfördernd, bei anderen nimmt jedoch der Nährstoffgehalt ab, je mehr CO2 in der Umgebung ist. Auf die Lebewesen im Meer hat der steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre katastrophale Auswirkungen.

(Stand: 28.6.2024)

Links

Facebook-Sharepic (archiviert)

Erklärung Photosynthese (archiviert)

«FAZ»-Bericht über Linde (archiviert)

Capgemini-Bericht (archiviert)

nd-aktuell-Bericht (archiviert)

Wasserstoff-Verflüssiger in Leuna (archiviert)

Ocap in Rotterdam (archiviert)

dpa-Faktencheck

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