Logo missbräuchlich verwendet

BBC-Bericht über angebliche Recherche ist erfunden

23.04.2024, 17:32 (CEST)

Regelmäßig fluten Fälscher das Internet mit fingierten Medienberichten. Meist lässt sich leicht prüfen, dass die betroffenen Medien die Berichte nicht veröffentlicht haben.

Der Leiter des Präsidialamtes der Ukraine, Andrij Jermak, zählt für das US-amerikanische «Time»-Magazin in diesem Jahr zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit. Kurz nachdem die Liste Mitte April veröffentlicht wurde, kursierte allerdings das Gerücht, Jermak habe für seine Erwähnung Millionen von US-Dollar gezahlt. In einem Video, das vom britischen Sender BBC stammen soll, wird das unter Berufung auf das Recherchekollektiv «Bellingcat» berichtet. Dabei existiert die Recherche gar nicht.

Bewertung

Falsch. Weder bei der BBC noch bei «Bellingcat» ist eine solche Nachricht über Andrij Jermak zu finden. Es handelt sich um Erfindungen.

Fakten

In dem Video über die angebliche «Bellingcat»-Recherche ist ein Logo der BBC erkennbar. Doch ein entsprechender Bericht ist auf der Seite des britischen Senders nicht zu finden. Das gilt auch für die Webseite des Investigativnetzwerks «Bellingcat», wo die vermeintliche Recherche über Andrij Jermaks Geldzahlung zuerst veröffentlicht worden sein soll. Eine solche Nachricht ist dort nicht auffindbar.

Der Grund: Das Video ist eine Fälschung, ebenso die Behauptung über die angebliche Geldzahlung. Das schrieb die BBC-Journalistin Olga Robinson auf X. «Bellingcat» äußerte sich ähnlich auf X. Der Gründer und Kreativchef von «Bellingcat», Eliot Higgins, schrieb das ebenfalls und sagte, ihm seien in dem Video Zitate in den Mund gelegt worden, die er nie gesagt habe. In einem X-Post, der das gefälschte Video verbreitet, heißt es fälschlicherweise, Higgins sei der Chefredakteur von «Bellingcat».

Bekannte Fälschungskampagne

Seit längerem verbreiten Fälscher immer wieder Fake-Videos, die angeblich von der BBC stammen sollen. Auch die Unterstellung, «Bellingcat» stütze die erfundenen Recherchen, gibt es immer wieder: Im März 2024 dichteten die Fälscher eine vermeintliche «Bellingcat»-Recherche zur Entlassung eines ukrainischen Militärs herbei.

Wie die Deutsche Welle (DW) bereits 2022 berichtete, setze die russische Propaganda unter anderem auf die Verbreitung solcher Medien-Fakes. Diese zielten laut Experten darauf ab, die Glaubwürdigkeit bekannter Nachrichtenmedien auszunutzen, um Desinformation zu verbreiten und Misstrauen gegenüber Medien zu säen.

Neben der BBC sind weitere Medien betroffen, wie dpa-Faktenchecks zeigen. Wer hinter dem gefälschten BBC-Video über die vermeintliche Geldzahlung steckt, ist unklar.

Jedes Jahr wählt das «Time»-Magazin 100 Personen aus, die zu den einflussreichsten Menschen der Welt gehören sollen. Dieses Jahr zählte Andrij Jermak dazu. Die letztgültige Liste stellen Redakteure des Magazins zusammen.

(Stand: 23.4.24)

Links:

Post (archiviert)(falsches Video archiviert)

Google-Suche (archiviert)

Google-Suche (2) (archiviert)

X-Post der BBC (archiviert)

Post von «Bellingcat» (archiviert)

Elliot Higgins' Post (archiviert)

«Time» über die Liste (archiviert)

Andrij Jermak in der Liste (archiviert)

dpa-Faktencheck

DW über Medien-Fakes von prorussischer Seite (archiviert)

dpa-Faktencheck über gefälschten Euronews-Bericht

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