Verkauf an Selenskyj erfunden

König Charles bleibt Herr in Highgrove House

08.04.2024, 20:06 (CEST)

Teure Villen, luxuriöse Yachten - was soll der ukrainische Präsident nicht schon alles gekauft haben. Doch bei näherer Betrachtung stellen sich diese Gerüchte in aller Regel als Hirngespinste heraus.

Deutschland und andere Länder unterstützen die Ukraine seit zwei Jahren finanziell in ihrem Kampf gegen Russland. Währenddessen tauchen Berichte auf, wonach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem britischen König Charles III. von diesem Geld dessen Landsitz Highgrove House abgekauft habe. Als Beleg für ein solches 20-Millionen-Pfund-Geschäft soll ein YouTube Video dienen. Doch diese Behauptung hält einer Prüfung nicht stand.

Bewertung

Wolodymyr Selenskyj hat das Haus nicht gekauft. Es gibt keinerlei Berichte seriöser Medien über den angeblich Verkauf, hingegen ein klares Dementi des einzigen namentlich genannten Insiders.

Fakten

Das Video beruft sich auf einen früheren Butler des britischen Königshauses, Grant Harrold. Er ist die einzige identifizierbare Quelle der Behauptung. Die Deutsche Presse-Agentur kontaktierte Harrold, um Licht in die Sache zu bringen. Die Antwort war eindeutig: «Diese Behauptungen sind vollständig falsch, und Grant Harrold hat sich zu dieser Geschichte nie geäußert», schrieb eine Mitarbeiterin, die auf der Website The Royal Butler angegeben ist.

Auf der Seite von Highgrove House ist nach wie vor vermeldet, dass der Landsitz im Besitz des Königs ist. Die englische Königsfamilie hat auf ihren Social-Media-Kanälen nichts über den angeblichen Verkauf verlauten lassen; seriöse Berichte der britischen Presse, die sonst alle Einzelheiten aus dem Königshaus berichten, fehlen ebenso.

Blick in die Gerüchteküche

Die Falschbehauptung, der ukrainische Präsident habe ein Haus in Gloustershire gekauft, findet sich dagegen auf einer Website namens London Crier. Diese Seite Website wurde erst am 26. März 2024 erstellt, eine Woche vor der Verbreitung des Artikels über Highgrove House. Die Links führen zu den sozialen Medien der Publikation und zu einem Unternehmen, das Website-Vorlagen verkauft. Die Artikel des London Crier werden von anonymen Nutzern veröffentlicht.

Darüber hinaus enthält der Artikel über Selenskyj keine Fotos von Quittungen oder einem Kaufvertrag - nichts, was einen Kauf des Hauses bestätigen könnte. Die Website enthält allerdings einen Link zu einem YouTube-Video, das die falsche Behauptung verbreitet.

Die YouTube-Seite wurde erst am 5. Februar eingerichtet und alle drei Videos, die dort gezeigt werden, erzählen von der Königsfamilie. Die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform hob in einem Faktencheck hervor, dass der Sprecher im Video über Selenskyj langsamer und verständlicher spreche. Das geschehe wohl, weil sich dieses Video an ausländische Nutzer richte.

Das ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation bezeichnete das Gerücht vom Verkauf von Highgrove House denn auch als eine Erfindung russischer Propaganda. Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass sich Berichte über angebliche Käufe von Präsident Selenskyj als falsch herausstellen.

So haben verschiedene Faktenchecker, auch von der dpa, bereits widerlegt, dass Selenskyj zwei Luxusyachten im Wert von 75 Millionen oder die Villa des früheren Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels in Brandenburg gekauft habe.

(Stand: 4.4.2024)

Links

Website The Royal Butler (archiviert)

Website Highgrove House (archiviert)

Königsfamilie auf X (archiviert)

Königsfamilie auf Facebook (archiviert)

Disinfo-Seite (archiviert)

Ukrinform-Seite (archiviert)

Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation (archiviert)

YouTube Video (archiviert)

London Crier (archiviert)

X-Post der Royal Family (archiviert)

X-Post 1, 2 (archiviert, archiviert)

dpa-Faktencheck zu Luxusyachten

dpa-Faktencheck zu Goebbels-Villa

France24-Faktencheck zu Goebbels-Villa (archiviert)

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