Beleidigung auf der Bühne?

Viraler Clip zum Weltwirtschaftsforum für Satire manipuliert

19.1.2024, 17:36 (CET)

Rund um das Weltwirtschaftsforum kursieren im Netz immer wieder Fehlinformationen. Nun sorgt ein Video in sozialen Netzwerken für Aufsehen - doch mancher User erkennt die Intention dahinter nicht.

Im schweizerischen Davos treffen sich in dieser Woche Politiker, Organisationen, Experten und Vertreter aus der Zivilgesellschaft für das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF). Ein Video in sozialen Netzwerken soll nun angeblich zeigen, wie einer der Teilnehmer dabei WEF-Gründer Klaus Schwab auf der Bühne beleidigt haben soll. Ist der virale Clip echt?

Bewertung

Bei dem Video handelt es sich um einen satirischen Beitrag. Der Clip stammt von einem Videoproduzenten, der den Clip unter anderem auf der Plattform X (vormals Twitter) veröffentlicht hat.

Fakten

In dem Video steht in der oberen linken Bildecke der Name des Videourhebers: Damon Imani beschreibt sich selbst in seinem X-Profil als Videoproduzenten. Auf einer Webseite mit seinem Namen und demselben Profilfoto heißt es, er sei ein iranischer Künstler aus Dänemark, der für seinen «satirischen Ansatz» bekannt sei.

Auf Imanis X-Account ist als erster Beitrag der virale Clip mit der angeblichen Schwab-Beleidigung angeheftet. Unter dem Beitrag stellt der User in einem Kommentar klar, was die Intention des Videos ist: «Satire but true.» In dem Clip schlüpft er selbst in die Rolle des angeblichen WEF-Teilnehmers.

Für den Satire-Clip hat sich der Produzent offenbar beim Weltwirtschaftsforum bedient und Bildmaterial manipuliert. Mehrere der Szenen stammen ursprünglich aus einem Mitschnitt der Begrüßungsansprachen von WEF-Gründer Klaus Schwab und Viola Amherd, Bundespräsidentin der Schweiz. Zwei Beispiele: In dem Satire-Clip ist bei Sekunde 13 zu sehen, wie Klaus Schwab aufsteht, bei Sekunde 16 verlassen Amherd und Schwab die Bühne. Diese Szenen sind im WEF-Mitschnitt bei Minute 8:32 und bei Minute 27:11 zu sehen.

WEF ist immer wieder im Fokus von Verschwörungsanhängern

Die angebliche Beleidigung von Klaus Schwab soll also ein Witz sein und ist erfunden. Einige User im Netz halten den Beitrag aber offenbar für echt. So haben andere User dem X-Beitrag Imanis mittlerweile eine Community Note angeheftet, mit dem expliziten Hinweis, dass es sich um Satire handelt. Mit Community Notes können X-Nutzer zu Beiträgen Kontext hinzuzufügen.

Schwab und das WEF sind immer wieder Ziel von Desinformation. Die Deutsche Presse-Agentur hat bereits mehrfach Falschbehauptungen über das WEF in Faktenchecks widerlegt: hier, hier und hier. Das 1971 gegründete Forum ist für Anhänger von Verschwörungen zu einer Art Zentrum des Bösen geworden. Diese schüren gerne Angst vor angeblich geheimen Zirkeln, die eine neue Weltordnung anstreben. Auch Imani spielt mit dem Video auf diese Verschwörungstheorie an.

(Stand: 19.1.2024)

Links

Video auf X-Profil (archiviert / archiviertes Video)

Satire-Klarstellung des Users (archiviert)

X-Account (archiviert)

Webseite über Damon Imani (archiviert)

WEF-Mitschnitt von Begrüßungsansprachen 2024 (archiviert / archiviertes Video)

Über Community Notes auf X (archiviert)

dpa-Faktencheck zu falschem Schwab-Zitat

dpa-Faktencheck zu erfundenem Fleisch- und Kleidungsverbot

dpa-Faktencheck zu angeblichem Schutz vor Strafverfolgung

dpa-Hintergrund zu WEF-Verschwörungserzählungen via «stern.de» (archiviert)

Facebook-Post (archiviert / archiviertes Video)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.