Angebliche Seriennummer
Video zeigt Schnabelkerfe mit Rückenzeichnung, keine Mücke
9.10.2023, 17:56 (CEST)
Eine Mücke mit einer schwarzen Nummer 36 auf dem Rücken? In sozialen Medien kursiert ein Video, das ein solches Insekt in der Hand eines Menschen zeigen soll. Für einige ist klar: Hierbei muss es sich um eine «Seriennummer» handeln. Doch weit gefehlt.
Bewertung
Das Insekt ist keine Stechmücke, sondern ein Insekt der vielgestaltigen Ordnung Schnabelkerfe (Hemiptera), zu der sowohl Wanzen als auch Blattläuse gehören. Einige Arten haben schwarze Markierungen auf ihrem Körper, die in diesem Video wie die Zahl 36 aussehen.
Fakten
Mücken haben in der Regel einen schmalen und länglichen Körper mit bräunlicher Farbe. Der Körper des Insekts im Video allerdings ist birnenförmig und grün. Das Insekt im Video hat zudem zwei Flügelpaare. Stechmücken aber gehören wie Fliegen zur Familie der Zweiflügler (Diptera) und haben nur ein Paar funktionstüchtige Flügel.
Stattdessen passen Merkmale im Video zu einem Insekt der vielgestaltigen Ordnung Schnabelkerfe (Hemiptera). Dies können Wanzen, aber auch Blattläuse sein. Sie können dunkle Markierungen auf ihrem Rücken haben. Diese Markierungen werden hier fälschlicherweise für die Zahl 36 gehalten.
Diese Einordnung des Insekts bestätigt Insektenforscher Marcel Dicke von der Universität Wageningen in den Niederlanden der Deutschen Presse-Agentur. Auch mehrere US-Wissenschaftler kommen in einem Faktencheck von «USA Today» zu dem Schluss: Es handelt sich nicht um eine Mücke.
Um welche Art dieser Ordnung es sich genau handelt ist unklar, da es hunderte unterschiedliche Unterarten dieser Kategorie gibt. Eine genaue Bestimmung anhand des Videos ist selbst für Wissenschaftler schwierig.
Genmanipulierte Mücken sollen Zika-Virus eindämmen
Die angeblich mit einer Seriennummer markierte Mücke wird häufig mit Microsoft-Gründer Bill Gates in Verbindung gebracht, der dafür verantwortlich sein soll. In diesem Zusammenhang wird oft ein Artikel der US-Gesundheitsbehörde CDC geteilt, in dem von einem Forschungsprojekt mit gentechnisch veränderten Moskitos berichtet wird.
Das Projekt soll die Verbreitung des gefährlichen Zika-Virus eindämmen. Der Zweck dieser Mücken ist es, die Population bestimmter Mückenarten, die Krankheiten wie Zika übertragen, zu reduzieren. Bill Gates hat damit aber nichts zu tun, wie ein dpa-Faktencheck bereits gezeigt hat.
(Stand: 08.10.2023)
Links
Informationen zu Zweiflüglern (archiviert)
Informationen zur Schnabelkerfe (archiviert)
Informationen zur Schnabelkerfe 2 (archiviert)
Bernhard-Nocht-Institut zu Stechmücken (archiviert)
Blattlaus in «BugGuide» mit ähnlicher Markierung (archiviert)
Informationen über Marcel Dicke (archiviert)
dpa-Faktencheck über genetisch veränderten Mücken
«USA Today»-Faktencheck zum Thema (archiviert)
Informationen zur Blattlaus (archiviert)
Facebook Post 2 mit Verweis auf CDC-Artikel (archiviert, Video archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.