Altes Video mit falschen Untertiteln stammt von Satire-Account

Als Reaktion auf eine Äußerung von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock über Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingping hat Peking am Sonntag, 17. September, die deutsche Botschafterin einbestellt. Derweil verbreitet sich in sozialen Medien, dass auch der chinesische Präsident Xi Jinping auf Baerbock reagiert hätte. Ein Video zeigt eine Ansprache Xis in denen er laut deutschen Untertiteln sagt: «Frau Außenministerin Baerbock, sie haben einen großen Fehler begangen für sie persönlich... aber auch für ihre Nation.» (Fehler im Original) Kann das echt sein?

Bewertung

Das Video ist falsch untertitelt. Es stammt von einem Satire-Account. Eigentlich zeigt es eine Rede Xi Jinpings zu einer digitalen Versammlung der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2020.

Fakten

Der chinesische Originalton passt nicht zu den deutschen Untertiteln. Der chinesische Präsident spricht in dem Video den Präsidenten und die Delegierten der Weltgesundheitsversammlung sowie den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. «Zunächst möchte ich sagen, dass es von großer Bedeutung ist, dass diese Weltgesundheitsversammlung zu einem so kritischen Zeitpunkt stattfindet, an dem die Menschheit gegen das neuartige Coronavirus kämpft», sagt Xi in dem Video.

Diese Rede hielt er als Videostatement am 18. Mai 2020 zu Beginn der Weltgesundheitsversammlung der WHO. Das Transkript hat die chinesische Regierung auf Englisch und Chinesisch veröffentlicht. In dem Video dieser Rede stimmen auch Xis Krawatte, die Positionierung der Flagge, der Hintergrund und das China-Schild links neben Xi mit dem nun auf Facebook kursierenden Video überein, das fälschlich einen Bezug zu Außenministerin Annalena Baerbock herstellt.

Das Video, was mit den falschen Untertiteln kursiert, ist zudem geschnitten, sodass ein Teil der Begrüßung zu Beginn der Rede Xis wiederholt wird.

In dem manipulierten Clip gibt es auch Hinweise auf den Urheber des Fakes: So wird ein Logo von «Snickers für Linkshänder», kurz «Snicklink», eingeblendet. Auf seinem Twitter-Account bezeichnet sich der User selbst als «Verschwörungs-Comedian» («conspiracy comedian»). Dort ist auch das Xi-Video zu finden. Bei dem manipulierten Clip soll es sich demnach um Satire handeln - was offensichtlich von anderen Nutzern aber nicht so verstanden wird.

Baerbocks Aussagen, die in China Entrüstung ausgelöst hatten, fielen während ihrer Reise in die Vereinigten Staaten. Am 14. September sagte sie über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und mit Blick auf den Russlands Präsidenten Wladimir Putin: «Wenn Putin diesen Krieg gewinnen würde, was wäre das für ein Zeichen für andere Diktatoren auf der Welt, wie Xi, wie den chinesischen Präsidenten?» Als Reaktion hatte China Baerbocks Charakterisierung von Xi als Diktator als politische Provokation zurückgewiesen und die deutsche Botschafterin Patricia Flor am Sonntag, 17. September, einbestellt.

(Stand: 19.9.2023)