Barzahlung bei Flugreisen weiterhin möglich - aber selten genutzt

Flugreisen gelten als besonders klimaschädlich. Immer wieder diskutieren Politik und Gesellschaft darüber, ob und wie sich diesem Problem begegnen lässt. Derzeit wird beispielsweise im Netz ein Video verbreitet, in dem behauptet wird: «Relevante Umweltverbräuche können bereits heute nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden, wie zum Beispiel dein Flugticket.» Aber kann man wirklich keine Flüge mehr mit Bargeld bezahlen?

Bewertung

Auch wenn es nicht viele nutzen: Es besteht bei mehreren Anbietern weiterhin die Möglichkeit, Flugreisen bar zu bezahlen.

Fakten

Bargeldlose Zahlungsmethoden per Kreditkarte, Lastschrifteinzug, Überweisung oder über digitale Zahlungsdienstleister sind weitestgehend zum Branchenstandard beim Kauf von Flugtickets geworden. So sagte der Touristikkonzern Tui auf dpa-Anfrage, dass «der überwältigende Teil an Reisen per Kreditkarte (wegen der inkludierten Versicherungen) oder Überweisung getätigt» werde.

Zugleich machte das Unternehmen deutlich, dass es vom einzelnen Reisebüro abhängt, ob es noch Bargeld akzeptiert. Ähnlich äußerte sich die Pressesprecherin des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Bargeldzahlungen seien zwar bei Buchungen von Flugreisen «kein Usus», ob diese möglich seien, entscheiden jedoch die Reisebüros.

So weist eine deutsche Reisevergleichsseite explizit auf eine solche Option hin: «Bei vielen unserer Angebote haben Sie die Möglichkeit die Barzahlung für Ihre Flugbuchung zu wählen.» Bei der Suche nach Flugverbindungen kann man die Ergebnisse nach Zahlungsarten filtern und sich so nur Angebote anzeigen lassen, die bar bezahlt werden können.

Ein Mitarbeiter eines Berliner Reisebüros der Firma L'tur stellte ebenfalls im Gespräch mit der dpa klar, dass Bargeldzahlungen bei Flug- und Reisebuchungen in ihrem Reisebüro möglich sind. Diese Option in ihrem Katalog bieten zwar nicht alle, aber der Großteil der Veranstalter an.

Gerüchte über Bargeldabschaffung kursieren schon lang

Das besagte Video verbindet die Falschinformation über die vermeintliche Abschaffung der Barzahlung beim Ticketkauf mit theoretischen Überlegungen zu einem sogenannten «Klima-Konto». Davon solle nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein ökologischer Preis abgebucht werden. Diese Idee ist eine Weiterführung eines Vorschlags des Gründers des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber.

Er schlug Anfang 2023 vor, jedem Menschen ein CO2-Budget zuzuteilen, das pro Jahr verbraucht werden darf, und einen Handel damit zu ermöglichen. Dabei handelt es sich aber bisher um eine Idee ohne konkrete Konsequenzen. Führende Politiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lehnen die Einführung von individuell begrenzten CO2-Budgets ab. Eine direkte Verbindung zur Einschränkung von Barzahlungen gibt es in dem Fall nicht.

Während der Corona-Pandemie befeuerten neue Verschwörungserzählungen die Ängste der Bevölkerung vor einer angeblichen Abschaffung des Bargelds. Vertreter von Finanzinstituten widersprechen jedoch den Behauptungen. So heißt es etwa bei der ING-Diba: «Konkrete Pläne zur Abschaffung des Bargelds gibt es im Euro-Raum nicht.» Auch Johannes Beermann, damals Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, bezeichnete im September 2022 das Bargeld als «zukunftsfähig»: «Bürgerinnen und Bürger in Deutschland benutzen in der Gegenwart Bargeld ganz selbstverständlich neben anderen Zahlungsmitteln – und das gilt sicher auch in Zukunft.»

(Stand: 13.4.2023)