Video zeigt nicht Luise

Mädchen drangsalieren 13-Jährige in Schleswig-Holstein

22.3.2023, 12:47 (CET), letztes Update: 22.3.2023, 14:36 (CET)

Während Angehörige und Freunde der getöteten Luise aus Freudenberg noch Abschied nehmen, verbreitet sich im Netz eine dreiste Lüge: ein Video, das angeblich einen Angriff auf das Mädchen Tage zuvor zeigen soll.

Der grausame Tod der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg durch zwei Mädchen hat Deutschland erschüttert. Nun verbreitet sich in sozialen Medien ein Clip, der angeblich zeigen soll, wie das spätere Opfer Tage zuvor von anderen Mädchen geschlagen und gedemütigt worden sei. Doch das Video zeigt andere Personen und wurde ganz woanders gedreht.

Bewertung

Die Aufnahme zeigt nicht Luise und wurde auch nicht in ihrer Heimat Nordrhein-Westfalen gedreht. Der Clip entstand in Schleswig-Holstein. Die dortige Polizei ermittelt.

Fakten

«In dem Video ist nicht Luise aus Freudenberg zu sehen», stellt die für den Fall zuständige Polizeibehörde in Siegen-Wittgenstein (Nordrhein-Westfalen) am 21. März 2023 auf Twitter klar. «Das Video stammt zweifelsfrei aus Schleswig-Holstein.» Dort werde bereits seit Februar ein Ermittlungsverfahren zu dem im Clip gezeigten Vorfall geführt, heißt es.

Die zwölfjährige Luise aus dem siegerländischen Freudenberg war am 12. März 2023 tot in der Nähe eines Radweges gefunden worden. Zwei Mitschülerinnen haben gestanden, Luise am Tag zuvor mit mehreren Messerstichen getötet zu haben. Die beiden 12 und 13 Jahre alten Mädchen gelten wegen ihres Alters als strafunmündig.

Der im Video gezeigte Fall ereignete sich hingegen am 21. Februar 2023 im Kreis Dithmarschen (Schleswig-Holstein). In dem Ort Heide hatten mehrere jugendliche Mädchen eine 13-Jährige geschlagen und gedemütigt. Die Taten seien per Smartphone gefilmt worden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Itzehoe am 21. März der Deutschen Presse-Agentur.

Direkt nach dem Vorfall sei es zur Anzeige gekommen, die Polizei ermittle seither. Nach Angaben des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (SHZ) wurde dem Mädchen unter anderem auf die Nase geschlagen sowie Zigarettenasche und Cola über den Kopf gegossen. Dabei habe das Opfer verzweifelt geweint, panisch geatmet, gebettelt und gefleht. SHZ hatte mit der Mutter des Mädchens gesprochen.

Die Peinigerinnen hätten trotz der Bitten des Kindes nicht aufgehört. Drei Schläge soll das insgesamt etwa fünfminütige Video den Angaben zufolge zeigen. Später sollen die Mädchen auch eine Zigarette auf der linken Wange der Tochter ausgedrückt und ihr die Haare angezündet haben. «Das verkokelte Haarband habe ich später gefunden», wird die Mutter zitiert. Die Täterinnen seien geflüchtet, nachdem ein Polizeiauto mit Blaulicht und Sirene näher kam.

Hinweis

Die Deutsche Presse-Agentur verlinkt in diesem Faktencheck nicht auf das Video des Vorfalls in Heide. Opfer und mutmaßliche Täterinnen sind minderjährig.

(Stand: 22.3.2023)

Links

Polizei Siegen-Wittgenstein über Video (archiviert)

Polizei Siegen-Wittgenstein über Ermittlungen in Schleswig-Holstein (archiviert)

SHZ über Vorfall in Heide (kostenpflichtig)

Facebook-Post mit Falschbehauptung über Video (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.