Impf-Gerüchte falsch

Jeremy Ruehlemann starb seinem Vater zufolge an Medikamentenüberdosis

25.01.2023, 15:47 (CET)

Stirbt ein Prominenter in jungen Jahren, reagieren viele Menschen bestürzt. Impfgegner wiederum versuchen inzwischen häufig, die Trauer zu instrumentalisieren - so etwa im Fall des Models Jeremy Ruehlemann.

Der Tod des Models Jeremy Ruehlemann bewegt auch in den sozialen Netzwerken Menschen. Unter die Trauer mischen sich jedoch Beiträge von Impfgegnern. Durch den Hashtag «#ploetzlichundunerwartet» und ein Foto, das Ruehlemann bei einer Corona-Impfung zeigt, versuchen sie, seinen Tod in einen Zusammenhang mit Impfungen zu rücken.

Bewertung

Es gibt keinerlei Belege, dass Ruehlemanns Tod mit einer Impfung zusammenhängt. Einem Medienbericht zufolge starb das Model an einer Medikamenten-Überdosis. Das Foto von der Impfung ist fast zwei Jahre alt, schwere Impfkomplikationen treten in der Regel innerhalb weniger Tage oder Wochen auf.

Fakten

Es ist eine bekannte Masche von Impfgegnern: Wird über den Tod eines Prominenten berichtet, raunen sie über einen Zusammenhang mit Impfungen. Chiffriert werden solche Vermutungen häufig mit dem sarkastisch gemeinten, zynischen Hashtag «#ploetzlichundunerwartet». So auch im Fall des US-amerikanischen Models Jeremy Ruehlemann, der im Alter von 27 Jahren gestorben ist.

Es ist jedoch völlig unbekannt, wann und wogegen Ruehlemann zuletzt geimpft wurde. Es kursiert lediglich ein Foto, das er selbst im März 2021 auf Instagram veröffentlicht hatte. Darauf ist er offenbar bei einer Impfung zu sehen. Die Corona-Schutzimpfung war in den USA zu diesem Zeitpunkt seit einigen Wochen verfügbar. In der Hand hält Ruehlemann unter anderem eine Karte, auf der Corona-Impfungen vermerkt werden («COVID-19 Vaccination Record Card»).

Für einen Zusammenhang zwischen einer Impfung und dem Tod Ruehlemanns gibt es keinerlei Belege. Stattdessen berichtet die britische Boulevardzeitung «Daily Mail», Ruehlemann sei an einer Überdosis von Medikamenten gestorben. Das habe der Vater des Models der Zeitung bestätigt. Demnach sei Ruehlemann medikamentenabhängig und deswegen auch in Behandlung gewesen. Genannt wird ein bestimmtes Schmerzmittel.

Seit der Nachricht von Ruehlemanns Tod finden sich auch unter seinem Posting auf Instagram aus dem Jahr 2021 teils hämische Kommentare.

Schwere Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe sind sehr selten. Die Behörden - in Deutschland und den USA - führen Statistiken darüber. Die Corona-Schutzimpfung wird in beiden Ländern weiter empfohlen. Nebenwirkungen und Komplikationen treten innerhalb eines kurzen Zeitraums nach einer Impfung auf. Auch das spricht gegen einen Zusammenhang zwischen der Impfung auf dem Foto und Ruehlemanns Tod.

In den vergangenen Wochen sind weitere Todesfälle und medizinische Notfälle von Prominenten ohne jeden Beleg in einen Zusammenhang mit Impfungen gerückt worden, so etwa der Tod von Sängerin Lisa Marie Presley und der Zusammenbruch des American-Football-Profis Damar Hamlin. Außerdem instrumentalisieren Impfgegner für ihr Anliegen immer wieder Traueranzeigen für weniger bekannte Menschen - ebenfalls ohne irgendeinen Beleg für Zusammenhänge mit Impfungen.

(Stand: 25.1.2023)

Links

«Bunte»-Bericht über Ruehlemanns Tod (24.1.2023) (archiviert)

Foto auf Ruehlemanns Instagram-Account (20.3.2021) (archiviert)

COVID-19 Vaccination Record Card (archiviert)

Bericht der «Daily Mail» zur Todesursache (24.1.2023) (archiviert)

Aktueller deutscher Impfstoff-Sicherheitsbericht (archiviert)

US-Behörde CDC zu Nebenwirkungen (archiviert)

Empfehlung der Ständigen Impfkommission (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Lisa Marie Presleys Tod (13.1.2023)

dpa-Faktencheck zu Damar Hamlin (13.1.2023)

dpa-Faktencheck zu Traueranzeige aus dem Saarland (3.1.2023)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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