Keine Blackout-Gefahr

Netzbetreiber: Energiesparen verringert teure Stromimporte

15.12.2022, 16:24 (CET), letztes Update: 15.12.2022, 16:41 (CET)

Die Energiekrise sorgt für Unruhe bei Bürgerinnen und Bürgern. Nun soll Baden-Württemberg kurz vor einem Blackout gestanden haben. Diese Gefahr bestand aber zu keiner Zeit.

Unkontrollierte, großflächige Stromausfälle - sogenannte Blackouts - schüren Ängste in der Bevölkerung. Im Netz verbreitet sich die Behauptung, dass ein solches Szenario in Baden-Württemberg fast eingetreten wäre. Bürgerinnen und Bürger hätten eine App-Benachrichtigung erhalten - mit der Aufforderung, Energie zu sparen, da sonst angeblich ein Zusammenbruch des Stromnetzes bevorstehe. Was hat es damit auf sich?

Bewertung

Zwar rief TransnetBW tatsächlich Nutzerinnen und Nutzer per App auf, Strom zu sparen. Die Gefahr eines Blackout bestand nach Angaben des Netzbetreibers aber nicht. Durch die Einsparungen sollte lediglich der kostspielige Stromimport verringert werden.

Fakten

Der Netzbetreiber TransnetBW warnte am 7. Dezember 2022 die Nutzerinnen und Nutzer der «StromGedacht»-App vor einem möglichen Stromengpass und empfahl Maßnahmen zum Stromsparen. Eine Blackout-Gefahr lag jedoch nicht vor. Das erklärte eine Sprecherin des Netzbetreiber der dpa. In einem Statement unterstrich TransnetBW dies und erklärte zudem den eigentlichen Grund der App-Warnung.

So muss der Netzbetreiber zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um das Stromnetz im Land stabil zu halten. Grund dafür sind Umdisponierungen der Kraftwerke, die den Strom liefern, ein sogenannter Redispatch. Diese Praxis wird nötig, wenn nicht genug Strom produziert wird.

Wenn es nicht ausreichend Stromkapazitäten in Deutschland gibt, muss der Netzbetreiber zusätzlich Strom aus dem Ausland importieren. In diesem Fall wurden Kapazitäten aus der Schweiz hinzugekauft. Für den Netzbetreiber bedeutet dies zusätzliche Kosten, da ein kurzfristiger Import besonders teuer ist.

Seit November 2022 nutzt TransnetBW die «StromGedacht»-App, um Nutzerinnen und Nutzer in Baden-Württemberg zum Stromsparen aufzurufen und so zusätzliche Kosten möglichst gering zu halten. Hat dies Erfolg, spart sich der Betreiber im Idealfall den Import von Strom aus anderen Ländern. Somit hat die Warnung vor allem ökonomische Gründe statt einem tatsächlich bevorstehenden Netzausfall.

Die Bundesnetzagentur prognostiziert für den Winter zwar eine angespannte Energiesituation in Deutschland, schätzt einen flächendeckenden Blackout aber als «äußerst unwahrscheinlich» ein.

(Stand: 15.12.2022)

Links

Statement von Netzbetreiber TransnetBW (archiviert)

Pressemitteilung von TransnetBW zum Start der «StromGedacht»-App (archiviert)

Informationen über die «StromGedacht»-App mit FAQ (archiviert)

Bundesnetzagentur zu Blackout-Gefahr (archiviert)

Focus-Artikel über Blackoutgefahr (archiviert)

ZDFheute-Artikel über App-Warnung (archiviert)

Blogbeitrag mit Behauptung (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Post 2 (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.