Zeitraum nicht repräsentativ

Irreführende Datenauswertung – Corona-Impfung ist wirksam

14.11.2022, 14:12 (CET)

Bestimmte Behauptungen über die Effektivität und Sicherheit der Corona-Impfung halten sich hartnäckig. Warum es sich lohnt, die Daten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Über drei Viertel der Bevölkerung hierzulande haben sich bereits gegen das Coronavirus impfen lassen. Dennoch tauchen gewisse Gerüchte und Falschbehauptungen immer wieder auf. Einige davon wurden auch im Rahmen eines Vortrags auf YouTube veröffentlicht. In diesem wird nicht nur die Wirksamkeit der Corona-Impfungen angezweifelt, sondern auch der Nutzen von Masken bestritten.

Bewertung

Die in dem Vortrag aufgestellten Behauptungen sind teilweise durch Anpassung der untersuchten Daten irreführend, an anderen Stellen ganz falsch. Es ist weder eine eindeutige Gefährdung durch eine Corona-Impfung erkennbar, noch existiert ein nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen Impfung und Sterblichkeitsrate. Masken schützen - sofern richtig getragen - nachweislich vor einer Ansteckung.

Fakten

In dem Vortrag soll anhand verschiedener Datenanalysen die mangelnde Wirksamkeit der Corona-Impfung sowie deren potenzielle Gefährlichkeit aufgezeigt werden.

Nach einer allgemeinen Einführung geht es zunächst um die Effektivität von Masken. Diese böten angeblich keinen Schutz, denn die Löcher in den Masken seien um ein Vielfaches größer als der Erreger oder schwebefähige Aerosole.

Die Behauptung, Masken seien überflüssig, ist nicht neu. Besonders für partikelfiltrierende Gesichtsmasken (FFP-Masken) gibt es allerdings strenge Vorgaben. In der Europäischen Norm DIN EN 149 ist festgelegt, dass FFP-Masken Teilchengrößen zwischen 0,004 und 1,2 Mikrometer filtern können müssen. Das Coronavirus mit einer Größe zwischen 0,08 und 0,14 Mikrometer fällt in diesen erforderlichen Bereich. FFP2-Masken müssen darüber hinaus mindestens 94 Prozent, FFP3-Masken sogar mindestens 99 Prozent der Aerosole aus der Luft filtern.

Impfquote und Inzidenz

Im weiteren Verlauf wird die Corona-Impfung thematisiert. Basierend auf einem Vergleich von Fallzahlen und verabreichten Auffrischungsimpfungen, den sogenannten Boostern, entsteht die These: Je höher die Booster-Quote in einem Bundesland, desto höher sei dort auch die Inzidenz.

Bei Betrachtung der im Vortrag angeführten Werte ist es zwar richtig, dass Mitte Juni die Fallzahlen (Download-Link) in Schleswig-Holstein – dem Bundesland mit den meisten Auffrischungsimpfungen – höher waren als in Sachsen, in denen die Boosterrate am niedrigsten war. Diese Stichprobe ist jedoch nicht repräsentativ.

Vergleicht man die Daten zu einem früheren sowie einem späteren Zeitpunkt, ergibt sich ein anderes Bild. Am 31. März 2022 und am 15. September 2022 lag die Boosterquote in Schleswig-Holstein ebenfalls über der in Sachsen. Doch sowohl im Frühjahr (Download-Link) als auch im Herbst (Download-Link) war die Inzidenz in Sachsen höher.

Verträglichkeit des Impfstoffs

Eine weitere These im Vortrag, die immer wieder unter Impfgegnern aufkommt: Es könne eine höhere Sterblichkeitsrate bei Geimpften beobachtet werden, in besonderem Maße unter den Zehn- bis Vierzehnjährigen. Dänemark und England hätten die Impfung für Kinder und Jugendliche zudem bereits wieder verboten.

Diese Behauptung beruft sich auf Daten des britischen Office for National Statistics (ONS). Zwischen 1. Januar 2021 und 31. Mai 2022 sind laut ONS (Download-Link) in der betreffenden Altersgruppe 224 Personen verstorben, davon waren 184 ungeimpft (siehe Table 6). Die Zahlen geben allerdings keine Auskunft darüber, ob der Tod mit der Impfung zusammenhängt.

Die bislang erhobenen Daten zu Todesfällen bei jungen Menschen (Download-Link) nach einer Corona-Impfung beziehen sich wiederum auf die Altersgruppe zwischen 12 und 29. Insofern kann weder von einer Übersterblichkeit bei Zehn- bis Vierzehnjährigen gesprochen werden, noch wurden die gleichen Gruppen untersucht.

Dänemark und England haben die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche außerdem nicht verboten. Sowohl die dänischen als auch die englischen Gesundheitsbehörden bieten die Impfung derzeit lediglich nicht mehr grundsätzlich an, sondern nur in Fällen von Vorerkrankungen oder wenn Kinder und Jugendliche Kontakt zu Risikogruppen haben.

Verdachtsfälle sind keine bewiesenen Nebenwirkungen

Abschließend widmet sich der Vortrag noch den durch die Corona-Impfung verursachten Nebenwirkungen. Hier dienen die Zahlen des US-amerikanischen Vaccine Adverse Event Reporting System (Vaers) als Grundlage für die Analyse. Dort kann jedoch jeder ungeprüft Verdachtsfälle melden. Auf der Webseite der Datenbank wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Berichte unvollständig oder ungenau sein können und darum nur begrenzt zum wissenschaftlichen Arbeiten geeignet seien.

(Stand: 11.11.2022)

Links

Impfdashboard (archiviert)

Vortrag auf Youtube (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Gesichtsmasken

Din-Norm zu FFP-Masken (archiviert)

Basisdaten zu Coronaviren

Vorgaben zu FFP-Masken

Fallzahlen am 14. Juni 2022 (externer Download)

Impfquoten am 14. Juni 2022 (archiviert)

Impfquoten am 31. März 2022 (archiviert)

Impfquoten am 15. September 2022 (archiviert)

Fallzahlen am 31. März 2022 (externer Download)

Fallzahlen am 15. September 2022 (externer Download)

dpa-Faktencheck zu Verdachtsfällen

Daten von ONS zu Impfstatus Verstorbener (externer Download)

Daten von ONS zu Todesfällen nach Impfung (externer Download)

Dänische Gesundheitsbehörde zur Impfung von Kindern (archiviert)

Englische Gesundheitsbehörde zur Impfung von Kindern (archiviert)

Vaers-Datenbank (archiviert)

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