US-Midterms 2022

Kein Betrug: Video zeigt Wahlhelfer bei Standardverfahren

11.11.2022, 15:32 (CET), letztes Update: 11.11.2022, 15:44 (CET)

Trumps Saat trägt Früchte: Bereits am Tag der US-Zwischenwahlen meinen Internetnutzer, Anzeichen für Wahlbetrug zu sehen - live im TV. Doch ein angebliches Beweisvideo zeigt nur eine Wahl-Routine, keinen Betrug.

Noch während die Stimmen bei den Zwischenwahlen in den USA, den sogenannten Midterms, ausgezählt werden, verbreiten Social-Media-Nutzer erste Vorwürfe über angeblichen Wahlbetrug. In einigen Beiträgen heißt es, dass ein Mann vor laufender Kamera betrogen habe. Den Beweis dafür soll ein Video liefern, das einen Ausschnitt aus einer Sendung des US-TV-Senders Fox News zeigt. Doch begeht der Mann im Hintergrund tatsächlich Wahlbetrug?

Bewertung

Nein, die Behauptungen sind falsch. Bei dem Mann handelt es sich um einen Wahlhelfer. Das Video zeigt, wie er seine Initialen auf leere Stimmzettel setzt. Dies ist kein Betrug. Im Gegenteil: Es ist im US-Bundesstaat Wisconsin gesetzlich so vorgeschrieben.

Fakten

In dem Video ist ein Mann in einem Wahllokal zu sehen, der verschiedene Papiere durchblättert und gelegentlich etwas auf der Seite markiert. Unter anderem bei Facebook wird behauptet, dass der Mann hier vermeintlich live im Fernsehen Stimmzettel fälscht.

Das Video zeigt einen Ausschnitt aus «The Faulkner Focus», einer Sendung des US-TV-Senders Fox News vom Tag der Wahl. Zu Beginn des geteilten Video-Clips ist in der oberen linken Bildecke als Ortsmarke zunächst «Philadelphia» angegeben. Dann werden die Bilder vom Wahllokal mit dem Mann im Hintergrund eingeblendet. Allerdings wechselt in diesem Moment auch der Bildausschnitt, sodass zunächst nicht klar ist, wo diese Aufnahmen entstanden sind. In einem anderen Video lässt sich bei Minute 00:50 jedoch der Ort der Aufnahme nachvollziehen: Die Bilder stammen aus Madison im US-Bundesstaat Wisconsin.

Eine Bildrückwärtssuche zeigt, dass die Bilder in den Olbrich Botanical Gardens in Madison, einem Wahllokal der Stadt, aufgenommen wurden. Madison liegt im Bezirk Dane County. Scott McDonell ist dort als «County Clerk» für Dane County - also als Beamter der Bezirksverwaltung - unter anderem für die Verwaltung der Wahlen zuständig.

Scott teilte auf Twitter und auch einer Journalistin mit, dass das, was im Video zu sehen ist, keinen Betrug zeigt. Es handele sich um ein Standardverfahren: Der Mann sei ein Wahlhelfer, der anzeige, in welchem Wahlbezirk («ward») gewählt wird. Er setze seine Initialen auf einen leeren Stimmzettel. «Dies ist in Wisconsin gesetzlich vorgeschrieben», erklärt Scott. Ein Kollege des Mannes mache dann dasselbe mit den Stimmzetteln und trage ebenfalls seine Initialen ein. Es ist eine zusätzliche Möglichkeit, um die Echtheit der noch auszufüllenden Stimmzettel sicherzustellen. Auch der «Clerk» der Stadt Madison bestätigte auf Twitter dieses Vorgehen.

Bereits im Vorfeld der Midterm Elections war die Stimmung in den USA angespannt: Es bestand die Befürchtung, dass unterlegene Kandidaten den Wahlausgang anzweifeln und fälschlicherweise von einem Wahlbetrug sprechen könnten. In der Folge könnte das zu Gewalt führen - und sich Bilder wie vom 6. Januar 2020 wiederholen. Nachdem Donald Trump sich weigerte, seine Niederlage bei der US-Präsidentschaftswahl zu akzeptieren und stattdessen unbelegte Vorwürfe von Wahlbetrug ins Spiel brachte, hatten damals Menschen das Kapitol gestürmt.

(Stand: 10.11.2022)

Links

Über die Show «The Faulkner Focus» (archiviert)

Archivierter Video-Ausschnitt der Show

Olbrich Botanical Gardens in Madison (archiviert)

Wahllokale in Madison (archiviert)

Über Scott McDonell (archiviert)

Was ist ein «County Clerk»? (archiviert)

Tweet von Scott McDonell (archiviert)

Bezirke und Bezirke (archiviert)

Wahlgesetz von Wisconsin (archiviert)

Tweet Madison City «Clerk» (archiviert)

Artikel der New York Times (archiviert)

AP News-Artikel (archiviert)

Tweet der Journalistin Naomi Knowles (archiviert)

Facebook-Post (archiviert / archiviertes Video)

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