Ukraine-Krieg

Keine Inszenierung: Mehrere Tote und Verletzte nach russischen Raketenangriffen auf Kiew

20.10.2022, 16:07 (CEST)

Ein kurzer Clip soll angeblich beweisen, wie Opfer russischer Raketenangriffe inszeniert würden. Doch zahlreiche Aufnahmen zeigen das Gegenteil.

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Russland bestreitet nicht, Ziele in der Ukraine anzugreifen - dennoch verbreitet sich online immer wieder die Behauptung, Aufnahmen von Opfern seien gefälscht. «Hollywood in der Ukraine», heißt es etwa in einem Facebookpost mit vermeintlichen Beweis-Video. Angeblich seien die Opfer mit «Ketchup» begossen worden. Doch das ist falsch.

Bewertung

Die Aufnahmen aus dem Video zeigen echte Opfer eines russischen Raketenangriffs auf die Hauptstadt Kiew. Es handelt sich um keine Inszenierung.

Fakten

Am 10. Oktober gab es nach russischen Raketenangriffen auf Kiew und den Rest der Ukraine mehrere Tote und Verletzte - dazu gehörte auch die Frau aus dem Video. Aufgenommen wurden das Video und Foto aus dem Post in der Kiewer Innenstadt, in der Nähe des «101 Tower», der später im Clip zu sehen ist. Mehrere Medien haben bestätigt, dass eine Bombe in der Nähe dieses Turms gefallen ist.

Es handelt sich also um echte Opfer einer tatsächlich ausgeführten Attacke, die in vielen weiteren Bildern und Videos dokumentiert ist. Auch in einem Video des ukrainischen Internet-Fernsehsenders Hromadske ist zu sehen, wie die beiden verletzten Personen medizinisch versorgt werden. Die betroffenen älteren Menschen sind auch in diesem Video zu sehen, das der Fotograf Oleksandr Khomenko auf seiner Facebook-Seite gepostet hat. Hier sieht man deutlich, dass sie verletzt sind, genauso wie ein Mann mit hellblauer Weste und eine Frau mit dunkelblauem Mantel, die später im Video zu sehen sind. Alle werden von Einsatzkräften oder Passanten versorgt. Bei 00:47 ist deutlich zu sehen, dass Pressefotografen anwesend sind.

Das Foto in der oberen Hälfte des Posts hat ein Fotograf der Associated Press aufgenommen, Efrem Lukatsky. Er hat auch weitere Fotos von den zwei Menschen und anderen Opfern gemacht. Lukatsky sagte der französischen Zeitung Libération, dass die Menschen auf dem Foto nach der Explosion durch umherfliegende Glassplitter verletzt worden seien. Bilder vom Turm 101 zeigen, dass ein großer Teil der Fenster zerbrochen ist.

Als Argument dafür, dass die Frau nicht wirklich verletzt ist, wird angeführt, dass sie in dem Video ein Selfie macht, während der Retter ihre Verbände anlegt. Die Frau ist verletzt, aber offensichtlich nicht so schwer, dass sie sofort ins Krankenhaus gebracht werden muss. Es ist möglich, verletzt zu sein und trotzdem ein Selfie zu machen.

Es ist schon oft Muster pro-russischer Desinformationen gewesen, Szenen aus dem Krieg seien inszeniert. Die Deutsche Presse-Agentur hat solche Behauptungen mehrmals falsifiziert, etwa hier, hier oder hier.

(Stand: 20.10.2022)

Links 

Facebook Beitrag (archiviert)(Video archiviert)

Tagesschau Artikel zu russischen Raketenangriffen (archiviert)

Original AP Foto (archiviert)

Weiteres AP Foto (archiviert)

Weiteres AP Foto (archiviert)

Artikel Libération (archiviert)

Artikel BBC (archiviert)

Hromadske Video (archiviert)

Aufnahmeort auf Google Maps (archiviert)

Faktencheck Libération (archiviert)

Youtube-Video (archiviert)

Bilder Twitter (archiviert)(Video archiviert)

weiteres Youtube-Video (archiviert)

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