Keine echte Meldung

Dieser Artikel ist gefälscht und gibt sich als «Berliner Zeitung» aus

13.10.2022, 15:51 (CEST)

Regelmäßig fälschen Verbreiter von Falschinformationen Artikel von bekannten Medien, um Reichweite zu gewinnen. Im Oktober 2022 geht zum Beispiel der Screenshot eines Textes um, der scheinbar von der «Berliner Zeitung» stammt: Angeblich fordere der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine monatliche Zahlung in Höhe von 400 Euro, die alle deutschen Bürgerinnen und Bürgern zur Unterstützung der Ukraine zahlen sollten.

Bewertung

Bei dem Artikel handelt es sich um eine Fälschung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Selenskyj solch eine Art der Unterstützung gefordert hat.

Fakten

Der vermeintliche Medienbericht ist gefälscht - und auch sonst gibt es keine Belege, dass es diese Forderung vom ukrainischen Präsidenten gab.

Das Layout sowie die Formulierung des Textes deuten darauf hin, dass es sich um einen vermeintlichen Online-Bericht einer Zeitung handelt. Unter dem Text stehen die Kürzel «dpa/lex» und das Datum 8. August 2022, 23.32 Uhr - als stamme der Artikel von der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Rechts oben im Screenshot lässt sich der unvollständige Satz «Wir sind unabhängig und wollen[...]» erkennen.

Die dpa hat einen Artikel, demzufolge Selenskyj monatliche Zahlungen von deutschen Bürgerinnen und Bürgern fordere, nie veröffentlicht. Am späten Abend des 8. Augusts erschien lediglich eine Meldung zur Forderung des ukrainischen Präsidenten nach einem internationalen Reisebann für Russinnen und Russen.

Sucht man nach diesem Bericht, so stößt man unterem anderem auf die Webseite der «Berliner Zeitung», die die Meldung um 23.32 Uhr desselben Tages übernommen hatte. Der Titel lautet «Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen». Übereinstimmend sind neben Datum und Uhrzeit etwa das Foto, die Autorenkürzel und der Hinweis, die Zeitung mit einem Abo zu unterstützen («Wir sind unabhängig und wollen[...]»). Die «Berliner Zeitung» teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit: «Dieser "Screenshot" ist eine perfide und amateurhafte Fälschung eines Artikels, der so nie von uns veröffentlicht wurde.» Die Rechtsabteilung prüfe weitere Schritte.

Auch gegenüber den Faktencheckern von AFP bestätigte die «Berliner Zeitung», dass es sich bei dem geteilten Beitrag um eine Fälschung handelt. Auch archivierte Versionen der Webseite zeigen nicht den behaupteten Inhalt.

Es finden sich zudem online keine Hinweise darauf, dass Selenskyj monatliche Zahlungen von Deutschen gefordert hat. Wäre das der Fall gewesen, hätte es aufgrund der Tragweite einer solchen Forderung eine breite mediale Diskussion gegeben.

(Stand: 13.10.2022)

Links:

Post (archiviert)

Artikel der «Berliner Zeitung» (archiviert)

Archivierte Versionen von Artikel

AFP-Faktencheck (archiviert)

Google-Suche nach angeblicher Forderung Selenskyjs

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.