Zivilisten flüchten nach Kiew

BBC-Reporter berichtete während Beschuss aus Irpin

11.10.2022, 15:48 (CEST)

BBC-Reporter Jeremy Bowen berichtete aus der unter Beschuss stehenden Stadt Irpin. Der Journalist hat den Beitrag entgegen der Vorwürfe nicht inszeniert.

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Am 24. Februar 2022 hat Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen. Anfang März attackierten die Truppen auch die ukrainische Stadt Irpin nahe der Hauptstadt Kiew. In zahlreichen Beiträgen in den sozialen Medien wird in diesem Zusammenhang den «Medien» vorgeworfen, zu manipulieren. Angehängte Fotos zeigen einen Mann mit Helm und Schutzweste, auf der «Press» (Presse) steht. Während er mit einem Mikrofon am Boden liegend in die Kamera schaut, steht weiter hinten eine Frau mit einer Tasche in der Hand. Hat sich der Journalist hingelegt, obwohl keine unmittelbare Gefahr bestand?

Bewertung

Hier fehlt der Kontext. Die Fotos zeigen Ausschnitte eines BBC-Fernsehbeitrags zu den Angriffen russischer Streitkräfte auf die Stadt Irpin. Im Video sieht man, dass die Frau und weitere Personen im Hintergrund ebenfalls in Deckung gehen.

Fakten

Der britische Nachrichtensender BBC veröffentlichte am 6. März 2022 einen Fernsehbeitrag des Reporters Jeremy Bowen, der nach Angaben des Senders den Tag in Irpin verbrachte. Das Video zeigt Zivilisten, die aus der unter Beschuss stehenden Stadt Irpin fliehen.

Es sind immer wieder Einschläge zu hören. Die Flüchtenden tragen ihre Habseligkeiten: Koffer, Taschen, aber auch Kuscheltiere oder Welpen. Sie fliehen in Richtung Kiew. Das Video zeigt auch eine Familie, die noch in der Stadt durch einen Luftangriff ums Leben kam.

Jeremy Bowen ist in einer Szene am Rand der Stadt zu sehen. Im Hintergrund befindet sich eine zerstörte Brücke, über die Zivilisten gehen müssen, um nach Kiew fliehen zu können, wie der Reporter in seinem Beitrag erklärt. Die Brücke ist auch von mehreren Fotoaufnahmen bekannt.

Zum Schutz vor Luftangriffen kauern in der Videoszene mehrere Personen neben der Brücke. Bowen sagt, dass viele Zivilisten anwesend seien. Im Hintergrund ist währenddessen zu sehen, wie die Frau aus den Fake-Posts, sich mit weiteren Zivilisten in der Deckung befindet. Die Frau, die weiteren Personen und ein Hund stehen schließlich auf. Sie trägt einen rosa Pulli mit schwarzer Jacke, einer weißen Mütze und eine Tüte in der Hand. Am Ende der Szene blickt die Frau in Bowens Richtung - der Fotoausschnitt aus den sozialen Medien - und dreht sich schließlich weg. Die Zivilisten sind offensichtlich auf der Flucht aus Irpin.

Jeremy Bowen äußert sich zu den Anschuldigungen in einem Twitter-Post. Demnach ist die Behauptung, er würde bei dem Einsatz etwas vortäuschen, falsch. «Beleidigt mich, wenn ihr wollt. Beleidigt nicht Tausende von Zivilisten, die über die Irpin-Brücke nach Kiew vor dem russischen Beschuss und den Kriegsverbrechen flüchten», so Bowen in dem Tweet.

(Stand: 11.10.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

BBC-Videobeitrag auf Youtube (archiviert)

The New York Times-Bericht zu den Angriffen auf Zivilisten durch russische Kräfte (archiviert)

Foto der zerstörten Brücke in Irpin (archiviert)

Tweet von Jeremy Bowen auf Twitter (archiviert)

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