Tierschutz

Grüne: Wollen Almabtrieb nicht abschaffen

16.09.2022, 14:43 (CEST), letztes Update: 16.09.2022, 15:09 (CEST)

Ein gebürtiger Rostocker sorgt sich um bäuerliche Traditionen des Alpenraums. Allerdings geht seine Darstellung der Dinge völlig an der Wirklichkeit vorbei.

Es ist eine uralte Tradition - im Herbst werden Kühe von der Alm in den Bergen zurück ins Tal getrieben. Dort sollen sie überwintern. Der Abstieg ins Tal, auch Almabtrieb genannt, hat nun ein drastisches Ende gefunden. Das jedenfalls behauptet der ehemalige AfD-Politiker Holger Arppe auf Facebook: «Grüne verbieten den Almabtrieb» heißt es dort. Arppe vermutet «den Kampf gegen die kulturelle Identität im Alpenraum» als Hauptmotiv der Grünen. Aber wollen die wirklich den Almabtrieb verbieten - oder ist er bereits verboten?

Bewertung

Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat den Almabtrieb nicht verboten und hat dies auch nicht vor. Einzelne Tierschützer hingegen äußern schon seit längerem Kritik an der Praxis.

Fakten

Die Grünen haben nichts gegen den Almabtrieb. «Rinder, die zum Zeitpunkt des Abtriebs mindestens drei Monate ganztägigen Weidegang in gebirgigem Gelände hinter sich haben, haben in der Regel einen ausreichenden Fitnesszustand, um auch längere Strecken in langsamem Schritttempo ohne Schaden zurücklegen zu können. Es gibt deshalb aus unserer Sicht keinen Grund, den Almabtrieb einzuschränken», heißt es von der Pressestelle auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Weiter teilen die Grünen mit: «Es gibt vonseiten der Partei keine Bestrebungen, den Almabtrieb abzuschaffen.»

Für rund 250 Kühe der Weidgenossenschaft Maierhöfen ging es dieses Jahr tatsächlich nicht zu Huf bergab ins Tal, sondern per LKW. Auch in der Gemeinde Obermaiselstein wird auf große Festivitäten verzichtet. «Es gibt Behinderungen des Verkehrs durch die Menschenmassen, die Unfallgefahr steigt, und beim Treiben und Verladen des Viehs müssen sich Landwirte ständig rechtfertigen», sagt der Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu, Michael Honisch.

Neben Kritik und Drohungen von Tierschützern war vor allem Corona «definitiv ausschlaggebend», sagt der Maierhöfer Viehscheid-Vereinschef Thomas Holzer. «Bei einigen fehlt aber auch das Personal, um so einen langen Alpzug zu ermöglichen.» Ein Ende der Tradition sieht Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH jedoch nicht: «Ich glaube schon, dass sich das eine oder andere Fest weiterentwickelt. Aber dass es nicht mehr stattfindet, glaube ich nicht.»

(Stand: 16.9.2022)

Links

Facebook-Post von Holger Arppe (archiviert)

Artikel zum Almabtrieb (archiviert)

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