Kary Mullis

Aussagen von PCR-Erfinder bezogen sich nicht auf Covid-19

23.08.2022, 14:42 (CEST)

Noch immer zweifeln Menschen die Existenz des Coronavirus an. Und immer wieder berufen sich Einzelne dabei auf den Erfinder des PCR-Testverfahrens. Doch der starb, bevor das Virus entdeckt wurde.

Weltweit werden PCR-Tests als der Goldstandard angesehen, wenn es um den Nachweis einer Erkrankung mit Covid-19 geht. Auf einem Sharepic wird nun behauptet, der Erfinder des Tests, der Biochemiker Kary Mullis, habe selbst gesagt, das Verfahren könne keine Krankheit nachweisen. Facebook-Nutzer schließen daraus, dass Covid-19 eine «Luftnummer» ist. Was hat es mit dem Zitat wirklich auf sich?

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Das Zitat hat Mullis so nie gesagt. Es ist aus einem jahrzehntealten, längeren Gespräch zusammengestückelt. Mullis bezieht sich darin auf das HI-Virus und den Nachweis von AIDS, und nicht auf Viren allgemein. Dass heutige PCR-Tests Virus-Erbgut verlässlich nachweisen können, ist wissenschaftlich belegt.

Fakten

Das PCR-Verfahren (polymerase chain reaction, deutsch: Polymerase-Kettenreaktion) wurde in den 1980er Jahren von Kary Mullis entwickelt, wofür er 1993 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. Das Standardverfahren wird verwendet, um Erbmaterial eines Virus im Körper nachzuweisen. Es funktioniert selbst bei relativ niedriger Viruslast.

Die Aussagen aus dem Sharepic stammen von einer Paneldiskussion, an der Mullis 1997 teilnahm, und sind aus dem Zusammenhang genommen. Denn in seiner Antwort bezog Mullis sich speziell auf den Nachweis von HIV und AIDS. «Wenn man es hat [das HI-Virus, Anm. d. Red.], ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man auch viele andere [Krankheiten] hat,» sagte Mullis.

«Wenn Sie dieses Virus [HIV] überhaupt in Ihnen finden konnten, mit PCR, wenn Sie es gut machen, können Sie fast alles in jedem finden. Es fängt an, Sie an die buddhistische Vorstellung glauben zu lassen, dass alles in allem anderen enthalten ist,» sagte er weiter.

«Das Maß dafür ist überhaupt nicht exakt. Es ist nicht so gut wie unsere Messungen für Dinge wie Äpfel. Ein Apfel ist ein Apfel. Wenn man genug Dinge hat, die irgendwie wie ein Apfel aussehen, und man sie alle zusammenklebt, könnte man sie für einen Apfel halten. Und so ist es auch mit HIV. Diese Tests beruhen alle auf Dingen, die unsichtbar sind, und die Ergebnisse werden in gewisser Weise abgeleitet,» so Mullis weiter.

Mullis Meinungen über HIV und AIDS sind weitgehend widerlegt. Er war der Ansicht, dass das HI-Virus nicht AIDS verursacht, was seit langem falsifiziert ist.

Mullis starb im August 2019 an einer Lungenentzündung - also mehrere Monate vor Beginn der Corona-Pandemie. Seine Aussagen können sich daher nicht auf Sars-CoV-2 bezogen haben.

Schon mehrfach wurde fälschlicherweise unter Berufung auf vermeintliche Aussagen von Mullis behauptet, dass das PCR-Verfahren Covid-19 nicht erkennen könne.

(Stand: 23.8.2022)

Links

Nobelpreis Webseite mit Mullis Biographie (archiviert)

WDR Artikel zu Testverfahren (archiviert)

New York Times Nachruf (archiviert)

Video der Paneldiskussion mit Mullis (archiviert)

RKI Beitrag zu HIV/AIDS (archiviert)

TheJournal.ie Faktencheck (archiviert)

USA Today Faktencheck (archiviert)

dpa-Faktencheck vom 7.8.2020

dpa-Faktencheck vom 23.10.2020 

dpa-Faktencheck vom 4.3.2022

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