Zitat manipuliert

Pfizer will Zahl der Menschen ohne Medikamenten-Zugang reduzieren

08.06.2022, 09:07 (CEST)

Der Pfizer-Chef hat sich über Pläne geäußert, ärmere Länder mit Arzneimitteln zu versorgen. Doch ein Videoschnitt machte daraus ein bedrohlich klingendes Zitat, das in Verschwörungsmythen passt.

Eine immer wieder verbreitete Verschwörungserzählung lautet, dass bestimmte Personen oder Institutionen das Bevölkerungswachstum einschränken oder gar massenhaft Menschen töten wollen. Zurzeit wird das dem Chef des Pharmaunternehmens Pfizer, Albert Bourla, in Videos und Sharepics unterstellt. Laut einem Facebook-Beitrag soll er gesagt haben (archiviert): «Unser Ziel war es, die Weltbevölkerung bis 2023 um 50 Prozent zu reduzieren und wir sind auf einem guten Weg.» Will der Pfizer-Chef tatsächlich die Menschheit schrumpfen?

Bewertung

Das Zitat wurde manipuliert. Im Original sagte Bourla, dass Pfizer die Zahl der Menschen, die sich Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent reduzieren wollen - nicht die Zahl der Weltbevölkerung.

Fakten

Die Aussage stammt aus einem Gespräch zwischen Pfizer-Chef Bourla und Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), auf der diesjährigen Konferenz desselben. Ein Mitschnitt wurde am 25. Mai 2022 auf dem YouTube-Kanal des WEF veröffentlicht.

Etwa ab Minute 2:33 spricht Bourla über Ziele, die sich sein Unternehmen im Jahr 2019 für die kommenden fünf Jahre gesteckt hat. «Und eines davon war, dass wir bis 2023 die Zahl der Menschen weltweit, die sich unsere Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent reduzieren wollen. Ich denke, dieser Traum wird Wirklichkeit», sagt er ab Minute 2:48.

Der Pfizer-Chef spricht also über den Anteil der Weltbevölkerung, für den Medikamente zu teuer sind - nicht über die gesamte Weltbevölkerung. Videos, in denen der Einschub «die sich unsere Medikamente nicht leisten können» fehlt, wurden geschnitten. Aus diesem verfälschten Zitat wiederum wurden falsche Zitatkacheln oder Screenshots erstellt.

Warum Bourla denkt, dass Pfizer dieses selbstgesteckte Ziel erreichen kann, wird in seinen Aussagen direkt vor diesem Zitat deutlich: Pfizer habe an jenem Tag auf dem Weltwirtschaftsforum 2022 in Davos angekündigt, dass es alle seine gegenwärtigen und zukünftigen patentgeschützten Medikamente und Impfstoffe den 45 ärmsten Ländern der Welt auf gemeinnütziger Basis zur Verfügung stellen wird.

Der CEO von Pfizer ist immer wieder Gegenstand von Desinformation. In Faktencheck hat die Deutschen Presse-Agentur (dpa) bereits über eine Erfindung seiner Verhaftung berichtet und über eine Äußerung zu einer Chip-Tablette, die mit einem falschen Zusammenhang verbreitet wurde.

(Stand: 07.06.2022)

Links

Vollständiges Gespräch zwischen Klaus Schwab und Albert Bourla (archiviert, Video archiviert)

Informationen über Pfizer-Ankündigung für 45 ärmere Länder (archiviert)

dpa-Faktencheck «Der CEO von Pfizer ist nicht verhaftet worden»

dpa-Faktencheck «Pfizer-Chef sprach über Chip-Tablette eines anderen Herstellers»

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.