Polizei bezeichnet Behauptung über Tötungsdelikt in Euskirchen als «Fake» - Urheberin entschuldigt sich

21.03.2022, 16:13 (CET)

Wegen der russischen Invasion haben mehrere Millionen Menschen die Ukraine verlassen. Hunderttausende Kriegsflüchtlinge haben bereits Deutschland erreicht. In einem von 20. März 2022 an kursierenden Video behauptet eine russisch sprechende Frau, in der Stadt Euskirchen habe eine Gruppe von ukrainischen Männern einen 16-jährigen angegriffen. In einem Facebookpost mit dem Video heißt es, die ukrainischen Männer seien Flüchtlinge gewesen - und der Junge sei «zu Tode geprügelt» worden (archiviert). Der angebliche Grund laut Post: Der 16-jährige habe Russisch gesprochen. Stimmt das?

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Die Polizei Bonn hat keine Informationen zu einem solchen Fall. Sie geht von einer Falschmeldung aus. Die Frau entschuldigte sich in einem späteren Video für die falsche Information.

Fakten

Im Video behauptet die Frau, trotz der angeblichen Tat habe die Polizei die Männer nicht festgenommen - die Polizei Bonn gibt aber an, keine Kenntnis von diesem Fall zu haben. «Der für Kapitalverbrechen im Bereich Euskirchen zuständigen Polizei Bonn liegen keinerlei Informationen über einen solchen gewalttätigen Übergriff oder gar über einen Todesfall vor», schrieb die Polizei in einem Statement am 20. März. Stattdessen habe der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen: «Die Experten gehen derzeit davon aus, dass es sich um ein absichtliches "Fake-Video" handelt, das Hass schüren soll.»

In dem Video behauptet die Frau, der Junge heiße Daniel. Sie kenne ihn jedoch nicht, sondern habe lediglich von einer Freundin von dem Vorfall erfahren. Am 20. März behauptete auch das Nachrichtenportal «Riafan.ru» in einer Meldung, in Euskirchen sei ein Teenager «Opfer aggressiver Flüchtlinge aus der Ukraine» geworden und verstorben - allerdings ohne jegliche Angaben von Quellen und ohne Bezug zu dem Video der Frau. Die Deutsche Presse-Agentur hat bereits eine Falschmeldung von «Riafan.ru» über Julia Nawalnaja, die Frau von Alexej Nawalny, geprüft.

Die Frau aus dem Video veröffentlichte später ein zweites Video, in dem sie sich für die falsche Information entschuldigte: Sie sagte, ihre Behauptung habe sich als unwahr herausgestellt.

(Stand: 21.3.2022)

Links

Post (archiviert)(Video archiviert)

Statement der Polizei Bonn (archiviert)

Meldung bei russischer Agentur «Förderale Nachrichtenagentur»(archiviert)

Alter Faktencheck zu Falschmeldung

Zweites Video (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com